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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Herzog von Redmayne gar nicht auf die Idee kommen, daß etwas so Frivoles und Störendes wie unangebrachte Liebe seine Pläne durchkreuzen könnte.
    »Bitte setzen Sie sich doch zu mir, Juliana«, forderte Lydia sie mit einem freundlichen Lächeln auf und klopfte einladend auf den Platz neben sich, bevor sie nach ihrem Stickrahmen griff. Juliana setzte sich und lehnte sich in die Polster zurück, um ihre Blicke schweifen zu lassen, während sie eine artige Unterhaltung mit Lydia führte. Der Herzog saß neben Lady Melton, offensichtlich in eine angeregte Diskussion vertieft. Er hatte kaum zwei Worte mit seiner Verlobten gewechselt, die über bloße Höflichkeiten hinausgingen, doch Lydia machte nicht den Eindruck, als ob sie sich vernachlässigt fühlte. Vermutlich erforderte eine Vernunftehe kein besonders aufmerksames Verhältnis zwischen den Partnern.
    Das Erscheinen zweier ziemlich furchterregender Damen hinderte Juliana daran, weitere Betrachtungen über das verlobte Paar anzustellen. Sie wurde bekannt gemacht und unverblümt über den Aufenthaltsort ihres Ehemannes ausgefragt.
    »Sie wohnen zur Zeit unter dem Dach Seiner Gnaden,wie ich erfahren habe«, erklärte die verwitwete Herzogin von Mowbray.
    »Das Haus meines Mannes muß dringend repariert werden«, erwiderte Juliana. »Seine Gnaden hat freundlicherweise seine Gastfreundschaft angeboten, bis das Haus bereit ist, uns aufzunehmen.«
    »Ich verstehe. Dann wohnt Edgecombe also auch in der Albermarle Street, Redmayne?« erkundigte sich die Herzogin.
    »Mein Cousin ist zur Zeit voll und ganz mit der Renovierung seines Hauses beschäftigt«, sagte Tarquin glatt. »Er findet es bequemer, bei mir Quartier zu nehmen, während er die Arbeiten beaufsichtigt.«
    Juliana unterdrückte ein Kichern bei dieser kühnen Lüge. Wer Lucien kannte, würde ihm ein solches Engagement niemals abkaufen. Sie blickte sich verstohlen im Raum um, während sie die Reaktion der Anwesenden abschätzte.
    »Was sagen Sie da?« verlangte die Begleiterin der Herzoginwitwe, Lady Briscow, zu wissen. Sie beugte sich in ihrem Sessel vor und legte schwerhörig eine Hand an ihr Ohr.
    Die Herzoginwitwe nahm der Dame den Sprachtrichter aus der Hand und bellte: »Redmayne sagt, Edgecombe wohnt in seinem Haus. Das Mädchen lebt auch unter Redmaynes Dach.«
    Lady Briscow schien eine Minute zu brauchen, um diese Information zu verdauen, während die geschmetterten Worte von den Wänden widerhallten. »Ah«, sagte sie schließlich. »Nun, ich könnte mir vorstellen, daß das die beste Lösung ist.« Sie wandte sich um, um Juliana einer genaueren Prüfung zu unterziehen. »Reichlich jung, das Kind, nicht?«
    »Ich bin über siebzehn, Madam.« Juliana hatte beschlossen, selbst das Wort zu ergreifen.
    »Zu jung für Edgecombe«, erklärte die Dame mit unüberhörbarer Lautstärke. »Außerdem heißt es, daß er sich nichts aus Frauen macht.«
    »Ich bitte dich, Cornelia, das ist nun wirklich kein passendes Thema, das man in Anwesenheit der jungen Damen diskutiert.«
    »Was hast du gesagt? Ich dachte, der Mann triebe es am liebsten mit kleinen Jungen.«
    »Cornelia!« bat die Herzogin mit Hilfe der Sprechtrompete. »Das ist nichts für jugendliche Ohren!«
    »Dummes Zeug!« erklärte Lady Briscow verächtlich. »Unschuld wird dem Mädchen bei
dem
Ehemann garantiert nicht viel nützen.«
    »Wir müssen uns jetzt verabschieden, Lady Melton.« Tarquin erhob sich von seinem Platz, seine Miene so ausdruckslos, als hätte er nichts von der vorausgehenden Unterhaltung mitbekommen. Juliana sprang hastig auf – zu hastig – und riß prompt eine Teetasse mit sich, die sie auf der Armlehne des Sofas abgestellt hatte. Teeblätter und Flüssigkeit spritzten auf den kostbaren Teppich, die hauchdünne Porzellantasse prallte gegen ein Stuhlbein und zerbrach.
    Sie bückte sich mit einem verlegenen Ausruf, um die Scherben aufzusammeln. Lydia fiel neben ihr auf die Knie. »O bitte, bemühen Sie sich nicht, Lady Edgecombe«, sagte sie mit brennendroten Wangen. Die Unterhaltung hatte Juliana amüsiert, aber Lydia war zutiefst schockiert. Vermutlich befand sie sich in derselben Ahnungslosigkeit wie Juliana in ihrer Hochzeitsnacht mit John Ridge. Juliana konnte sich eine solche Naivität kaum mehr vorstellen, und trotzdem war sie noch vor wenigen kurzen Wochen eine Unschuld vom Lande, ohne jede Aussicht, sich jemals weiter als bis Winchester oder Portsmouth vorzuwagen.
    Sie stand auf und entschuldigte sich vielmals für ihre

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