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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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zurückbehielt. Er sehnte sich danach, sie so gut zu kennen, wie sie sich selbst kannte… vielleicht sogar noch besser. Und mit diesem Bedürfnis ging ein anderes einher: daß auch sie ihn kennen und verstehen möge, wie es noch kein anderer jemals vermocht hatte.
    Er schüttelte den Kopf, als könnte er damit diese albernen Phantasien aus seinem Hirn vertreiben. Romantischer Unsinn, der keinen Platz in seiner Betrachtungsweise hatte. Es war ihm bisher noch nie unterlaufen, daß er sich derart sentimentalen Regungen hingab. Vielleicht hatte er Fieber? Er strich sich mit einer Hand über die Stirn, aber sie fühlte sich kühl an. Irritiert schüttelte er seinen Kopf, als er Juliana ins Haus folgte.

21. Kapitel
    »Dieser schreckliche Mensch ist wieder da.« Lady Forsett wandte sich vom Wohnzimmerfenster ab und rümpfte verächtlich ihre Habichtsnase.
    »Wen meinst du, meine Liebe?« Sir Brian blickte von seiner Zeitungslektüre auf.
    »John Ridges Sohn. Dieser gräßlich ungehobelte Flegel. Was kann er denn jetzt schon wieder wollen?«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß sein Erscheinen etwas mit Juliana zu tun hat«, bemerkte ihr Ehemann. Amelia schien ihr ehemaliges Mündel bequemerweise aus ihrem Gedächtnis gestrichen zu haben. Er konnte sich jedenfalls nicht erinnern, daß sie das Mädchen seit seinem Auszug auch nur einmal erwähnt hatte.
    Lady Amelias Nase verzog sich erneut angewidert, als hätte sie einen besonders unangenehmen Geruch entdeckt. »Das Kind hat uns nichts als Schwierigkeiten bereitet, solange ich mich zurückerinnern kann«, erklärte sie. »Es wäre wieder mal typisch für sie, uns dieses vulgäre Subjekt auf den Hals zu hetzen.«
    »Meiner Ansicht nach würde Juliana George Ridge niemals dazu ermuntern, uns zu belästigen«, erlaubte sich Sir Brian richtigzustellen. »So wie ich Juliana kenne, wünscht sie ihren Stiefsohn eher zum Teufel.«
    »Also wirklich, mein Lieber, mußt du dich in meiner Gegenwart einer solch derben Ausdrucksweise bedienen?« Lady Forsett öffnete und schloß ihren Fächer mit einem empörten Klicken.
    »Ich bitte um Verzeihung, meine Liebe… oh, Dawkins, führen Sie den Gentleman herein.« Der Lakai, der den Raum betreten hatte, um den Besucher anzukündigen, sah überrascht darüber aus, daß seine Herrschaft bereits Bescheid wußte.
    »Aber nicht in mein Wohnzimmer«, protestierte Lady Amelia. »Höchstwahrscheinlich hat er Stallmist an seinen Stiefeln. Führen Sie ihn ins Morgenzimmer.«
    Der Lakai verbeugte und entfernte sich. »So wie es aussieht, hast du nicht das Bedürfnis, Ridge zu sehen«, sagte Sir Brian, als er sich widerwillig aus seinem Sessel erhob. »Ich werde mich allein mit ihm befassen.«
    »Richtig, mein Lieber, aber ich lege doch Wert darauf zu hören, weswegen er gekommen ist«, erklärte seine Ehefrau energisch. »Sollte er Nachrichten von Juliana haben, möchte ich sie erfahren.« Sie segelte mit einem Rascheln von gestärktem Taft zur Tür. »Du nimmst doch nicht an, daß er sie gefunden haben könnte, oder?« Ihre blaßblauen Augen verrieten deutliche Bestürzung über diese Aussicht.
    »Hoffentlich nicht, meine Liebe. Aber der Mann könnte selbst eine Eiche nicht finden, auch wenn sie ihm den Weg versperrt. Eher denke ich, daß er gekommen ist, um Julianas Vermögensanteile für sich zu fordern, oder etwas in der Art.« Sir Brian folgte seiner Gattin in das Morgenzimmer.
    George stand nervös in der Mitte des kleinen Raums. Seine Londoner Eleganz stärkte jedoch sein Selbstvertrauen und er zog die rot-grün gestreifte Seidenweste zurecht, als sich die Tür öffnete, um seine Gastgeber hereinzulassen. Er verbeugte sich, wie er annahm, mit städtischer Gewandtheit, fest entschlossen, diesen hochnäsigen Provinzadel mit seinem großstädtischen Schliff zu beeindrucken, den er sich in der letzten Woche angeeignet hatte.
    »Sir George.« Sir Brian deutete eine Verbeugung an. Lady Forsett neigte lediglich den Kopf, hielt es offenbar für unter ihrer Würde, vor ihm zu knicksen. George wurde sichtlich zornig. Das verdammte Weib sah ihn an, als stänke er nach Jauche und hätte Stroh im Haar!
    »Sir Brian… Madam«, begann George gewichtig, »ich bin mit Neuigkeiten gekommen, die Ihnen unter glücklicheren Umständen sicherlich Trost spenden würden – aber leider fürchte ich, daß sie Ihnen unter den derzeitigen Vorzeichen einigen Kummer verursachen werden.« Er wartete auf eine Reaktion. Vergeblich. Seine Gastgeber betrachteten ihn lediglich

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