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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Angelegenheit einfach auf sich beruhen lassen, ist das in unser aller Interesse. Außer natürlich in Sir Georges.«
    »Juliana wird dem Dummkopf schon gewachsen sein«, sagte Lady Forsett zuversichtlich.
    »Und wenn sie es nicht ist, dann werden wir unsere Position noch einmal überdenken.« Sir Brian schlenderte zur Tür. »Ich bin bis zum Dinner in meinem Arbeitszimmer.«
    Seine Frau griff nach der Klingelschnur, um die Bediensteten anzuweisen, das Morgenzimmer gründlich durchzulüften. Die Pomade des Mannes hatte einen überwältigenden Geruch verströmt, fast noch schlimmer als die Ausdünstung des muffigen Schweißes, den sie überdecken sollte.
    Mistress Mitchell kauerte sich noch dichter an die Wand, das umgedrehte Becherglas an ihr Ohr gepreßt. Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Die undankbaren Schlampen beschwerten sich darüber, wie sie behandelt wurden, beschwerten sich über ihre Arbeitsbedingungen, tauschten Geschichten über Mißhandlungen aus, und jetzt planten sie, sich gegen ihre Beschützer aufzulehnen. Sie sprachen davon, ihre eigenen Vorräte an Wein, Kerzen, Kohlen zu kaufen. Sprachen davon, einen gemeinschaftlichen Fonds einzurichten, aus dem sie im Notfall unterstützt werden sollten, damit sie keine Schulden bei ihren Zuhältern und Puffmüttern machen müßten. Es war unerhört! Die reinste Rebellion! Und als Urheberin des Ganzen fungierte diese süßholzraspelnde Schlange, die Elizabeth Dennison bei dem Herzog von Redmayne untergebracht hatte. Sie war eindeutig größenwahnsinnig geworden seit ihrer Übersiedlung in das Haus Seiner Gnaden. Wußte sie nicht, daß sie Mistress Dennison auf den Knien dankbar sein sollte? Aber wenn sie sich einbildete, sie könnte die anderen aufhetzen und vom rechten Weg abbringen, dann würde Miss Juliana, oder wie immer sie sich nannte, eine böse Überraschung erleben. Tatsächlich konnten sich allesamt auf ein unsanftes Erwachen gefaßt machen.
    Mistress Mitchell zwang sich, noch eine Weile zu horchen und dem Drang zu widerstehen, mit der Nachricht von diesem Verrätertreffen augenblicklich zu ihren Kolleginnen zu laufen. Sie war froh über ihr Ausharren, als sie die Mädchen ein neues Treffen planen hörte. Es gab einige Diskussionen, was Zeit und Treffpunkt anbelangte, und sie einigten sich darauf, nicht denselben Ort zweimal zu benutzen, für den Fall, daß sie Verdacht erregten. Mistress Mitchell schnaubte verächtlich. Ganz gleich, welche Vorsichtsmaßnahmen sie trafen – glaubten sie allen Ernstes, einen solch heimtückischen und verabscheuungswürdigen Plan vor den Augen jener, die sie kontrollierten, in die Tat umzusetzen und ungestraft damit durchzukommen?
    Sie drückte sich noch fester an die Wand, als das Stimmengemurmel undeutlicher wurde. Dann hörte sie eines der Mädchen Mutter Cocksedge erwähnen. Grimmig bleckte sie die Zähne. Es dürfte kein Problem sein, eine höchst unerfreuliche Überraschung zu arrangieren, wenn sie sich das nächste Mal in Cocksedges Haus trafen.
    Das Scharren von Stuhlbeinen auf Holzfußboden, das Rascheln von Röcken, die zunehmende Lautstärke ihrer Stimmen ließ darauf schließen, daß sie sich bereit machten, die Versammlung aufzulösen; und so bewegte Mistress Mitchell ihre massige Körperfülle mit anerkennenswerter Geschwindigkeit wieder die Hintertreppe hinunter und stand im Schankraum hinter der Theke, als die Mädchen in einer fröhlich schwatzenden Gruppe herunterkamen.
    »Na, habt ihr eine nette Feier gehabt?«
    »Ja, danke, Mistress Mitchell.« Deborah knickste höflich.
    »Und wessen Geburtstag war dies?«
    Vorübergehend verstummten sie; dann sagte Lilly fest: »Meiner, Ma'am. Und ich möchte Ihnen noch einmal ganz herzlich für Ihre Gastfreundschaft danken.«
    »Keine Ursache, Schätzchen, keine Ursache.« Die Frau lächelte und nickte, während sie sich der Politur eines Messingkerzenleuchters an ihrer Schürze widmete. »Ihr seid jederzeit willkommen, meine Lieben.«
    Juliana stieg als letzte die Treppe herunter. Sie stand einen Moment lang da, während sie dem Wortwechsel zuhörte und sich fragte, warum die Frau ihr nur so großes Unbehagen verursachte. Es war etwas Unechtes an ihrer Jovialität, etwas Künstliches an ihrem Lächeln. Dann erkannte sie, daß das Lächeln die stechenden Augen der Frau aussparte – daß ihr Blick unruhig hierhin und dorthin schweifte und überall hinfiel, nur nicht auf die Gesichter der Mädchen.
    »Komm, Juliana. Begleitest du uns zurück in die

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