Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Geheimnisse ihres Körpers preisgab, nicht seine besessen hätte.
    In Tarquins Blick zeigte sich nicht das mindeste Verlangen; tatsächlich gab er sich die größte Mühe, jegliche Gefühlsäußerung zu vermeiden. Aber das machte die Dinge nur um so verwirrender. Wie sehr sie sich wünschte, Henny wäre jetzt hier. Eine Frau; eine Zofe. Jemand, dessen Aufmerksamkeiten offen und unkompliziert wären, und sie dürfte sie sich ebenso freimütig und ohne jeden Hintergedanken gefallen lassen.
    Ein Klopfen an der Tür steigerte Julianas missliche Lage noch. Sie warf Tarquin einen panikerfüllten Blick zu, doch der Herzog reichte ihr lediglich einen leichten Morgenmantel und wies auf die Dunkelheit der Bettvorhänge. Juliana flüchtete sich in dieses Versteck, zog die Falten des Morgenmantels fest um ihren Körper und horchte, als zwei Lakaien unter der Last einer Sitzbadewanne aus Porzellan und mehreren Kupferkrügen mit dampfendem Wasser hereinschwankten, gefolgt von einem Hausmädchen, das mit Verbandszeug, Salbe, der durchdringend riechenden Laugenseife und einem Stapel von Handtüchern beladen war.
    Niemand sprach. Niemand blickte zu der Stelle hinüber, wo Juliana hinter den Vorhängen zitterte. Der Herzog hockte auf dem Fenstersims, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah den Vorbereitungen zu. Dann zogen sich die Bediensteten zurück, die Tür wurde geschlossen. Juliana kam wieder zum Vorschein.
    »Zuerst werde ich deine Hände verbinden.« Tarquin goß heißes Wasser in ein Becken auf dem Frisiertisch.
    »Wie soll ich mich denn waschen, wenn meine Hände bandagiert sind?« protestierte sie.
    »Das brauchst du nicht, Mignonne. Ich erledige das.« Ein zärtliches Lächeln spielte um seine Lippen, das sie lebhaft an das letzte Mal erinnerte, als sie sich geliebt hatten; mit unerhörtem Staunen und Wärme hatte er in ihre Augen bis tief in ihre Seele hineingesehen. Wo war sein Zorn geblieben? Juliana wurde von neuem in ein Knäuel von Fragen gestürzt. Was fühlte er wirklich?
    Er wies auf den Hocker vor dem Frisiertisch. »Setz dich und gib mir deine Hände.« So behutsam und geschickt wie eine ausgebildete Pflegerin badete er das rohe, aufgeplatzte Fleisch, verrieb vorsichtig etwas Salbe in ihren Handflächen; dann wickelte er eine Mullbinde um jede ihrer Hände und riß das Material an den Enden entzwei, um einen Knoten zu knüpfen. Ebenso wie Juliana wunderte er sich über seine neugefundene Geschicklichkeit, und die unverhoffte Freude und Befriedigung, die er darüber empfand, zauberte ein feines Lächeln auf seine Lippen.
    Juliana kaute auf ihrer Unterlippe. »Hat es Sie erschreckt, als Sie hörten, wo ich war?« Die Frage, die ihr unversehens herausgerutscht war, klang zögernd und vorsichtig.
    »Setz dich in die Wanne«, erwiderte Tarquin. »Und paß auf, daß deine Hände nicht ins Wasser kommen.«
    »Aber hat es Sie erschreckt?« fragte sie beharrlich, einen Fuß erhoben, um in die Wanne zu steigen. Plötzlich war die Frage wichtiger als jede, die sie je zuvor gestellt hatte.
    »Selbst meinen ärgsten Feind würde ich nicht an einem solchen Ort lassen«, sagte er leichthin. »Wirst du dich jetzt in die Wanne setzen, oder muß ich nachhelfen?«
    Juliana ließ sich hastig in die Wanne gleiten. Es war keine zufriedenstellende Antwort. Nachdenklich starrte sie auf das Wasser.
    Tarquin umfing ihr Kinn mit der Hand und hob ihr Gesicht zu sich hoch. »Ich bin in meinem ganzen Leben noch niemals so besorgt gewesen«, erklärte er kategorisch, und aus seinem Gesichtsausdruck und seinem Ton war alle Leichtfertigkeit verschwunden. »Du hast mir einen fürchterlichen Schreck eingejagt, Juliana. Und wenn du mir jemals wieder solch entsetzliche Angst machst, dann wirst du den Tag, an dem du geboren wurdest, bitter verwünschen, das verspreche ich dir.«
    Er gab ihr Kinn frei und goß warmes Wasser über ihr Haar. Juliana schniefte und strich ungeduldig die tropfnasse Masse ihrer Locken beiseite, um wieder sein Gesicht sehen zu können. Trotz seiner schroffen Drohung war noch immer jenes seltsame Leuchten in seinen Augen. Und aus irgendeinem Grund fand sie die Drohung ebenso erfreulich wie das Leuchten. Zufrieden beugte sie den Kopf unter seinen starken Fingern.
    Juliana zog eine Grimasse bei dem penetranten Geruch der Laugenseife, als er sie energisch in ihrem zotteligen Haar einmassierte. Der Geruch erinnerte sie an ein Desinfektionsbad für Schafe. Es wurde sogar noch schlimmer, als Tarquin ihren Körper mit dem

Weitere Kostenlose Bücher