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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Gegebenheiten, dachte sie, konnte er die Dinge auch nicht mehr verschlimmern.
    »Ja, bitte, Bella.«
    »Ich könnte Ihnen eine Hennaspülung für Ihr Haar anrühren, wenn Sie wollen«, fuhr Bella eifrig fort. »Sie wird Ihrem Haar einen wundervollen Glanz verleihen. Miss Deborah benutzt die Spülung immer, wenn sie sich für einen Abend mit Lord Bridgeworth fertig macht. Nicht, daß ihr Haar so hübsch wie Ihres wäre. Nein, wirklich nicht. Neben Ihrem sieht es richtig stumpf und leblos aus.« Sie strahlte, als wäre sie besonders stolz auf Julianas Überlegenheit auf diesem Gebiet.
    »Zu Hause habe ich immer Essig benutzt«, erklärte Juliana.
    »Oh, aber Henna ist eine ganze Ecke besser für Ihr Haar, Miss.«
    Wennschon – dennschon.
»Na schön. Was immer Sie für richtig halten, Bella.«
    Bella stürmte hocherfreut aus dem Zimmer, und Juliana wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Kleidungsstücken auf dem Bett zu. Sie konnte nicht bestreiten, daß sie von erlesener Eleganz waren. Lady Forsett hatte die Modezeitschriften und Schnittmuster im Stil der Londoner Mode immer sorgfältig studiert und hatte alle ihre Kleider nach den neuesten Entwürfen von einer Schneiderin in Winchester anfertigen lassen. Allerdings nahm Juliana an, daß sie nach Begriffen des Hofes wahrscheinlich schon wieder unmodern waren, da die Zeitschriften und Schnittmuster mindestens ein halbes Jahr bis nach Winchester benötigten. Nicht, daß sie diese Meinung gegenüber der Ehefrau ihres Vormunds jemals geäußert hätte…
    Lady Forsett achtete indes streng darauf, daß Juliana selbst nur die schlichtesten Kleider im ländlichen Stil trug, passend für ein Schulmädchen, das nichts im Nähzimmer zu suchen hatte. Bei dem Brautkleid und der Aussteuer hatte sie sich zwar ein wenig nachgiebiger gezeigt, aber Juliana war sich durchaus bewusst gewesen, daß die Kleider absichtlich nach eher altmodischen Schnittmustern zustande kamen. Lady Forsett hatte ihr unmißverständlich erklärt, daß Juliana als Ehefrau von Sir John Ridge keine wirklich modische und elegante Garderobe benötigen würde. Er war zwar ein reicher Mann, das sicherlich, aber nicht kultiviert genug, um von der Creme der ländlichen Gesellschaft empfangen zu werden.
    Aber jene Garderobe hatte sie zusammen mit ihrem toten Ehemann zurückgelassen. Ihre Reithosen und das Hemd waren verschwunden. Die einzigen Kleidungsstücke, die sie im Moment besaß, waren die auf ihrem Leib und jetzt diese farbenprächtigen, duftigen, raschelnden Kreationen aus Seide und Batist. Juliana musste sich wohl oder übel eingestehen, daß die Vorstellung, sich in einen solchen Staat zu kleiden, etwas ausgesprochen Verlockendes hatte.
    Gleich darauf kehrte Bella mit einem Lakaien und dem Stiefeljungen zurück, die unter der Last von Kupferkrügen voll dampfenden Wassers und einer hölzernen Sitzbadewanne keuchten. Der Lakai und der Bursche verbeugten sich ehrerbietig vor Juliana, als sie den Raum verließen, und sie konnte sich nicht des Gefühls erwehren, daß sich ihre Stellung in diesem Hause auf unerklärliche Weise verändert hatte.
    »Alle sind schon ganz aufgeregt, Miss, daß Sie sich heute abend zu den Mädchen gesellen werden«, vertraute Bella ihr an, während sie Wasser in die Wanne goß. »Mr. Garston sagt, daß Sie bereits einem großen Gönner versprochen sind. Das Personal ist sehr neugierig, Sie kennenzulernen.«
    Als Juliana ihre Kleider ablegte, schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, daß es dem gesamten Haushalt freigestanden hatte, sich nach Herzenslust in Spekulationen über ihre Situation zu ergehen, während sie nach oben in ihr Kämmerchen verbannt worden war. Irgendwie hatte sie angenommen, daß ihr Mangel an Interesse an den übrigen Mitbewohnern auf Gegenseitigkeit beruhen würde. Offenbar irrte sie sich.
    Sie sagte nichts, als sie in die Wanne stieg und sich mit einem Seufzer des Behagens in das warme Wasser sinken ließ. Noch nie hatte eine Zofe sie bedient, da Lady Forsett Zofen für unnötig gehalten hatte; aber bald stellte sie fest, daß Bella ebenso geschickt wie begeistert war. Knapp fünfzehn Minuten später saß Juliana auf der Ottomane, während Bella eifrig ihr hennagespültes Haar mit einem Handtuch trockenrubbelte.
    »Na bitte, Miss, was habe ich Ihnen gesagt?« Bella hielt einen Handspiegel hoch, als sie Juliana das Handtuch vom Kopf zog. »Ihr Haar glänzt wie poliertes Kupfer.«
    Juliana strich sich mit beiden Händen durch die feuchten, formbaren Locken, bis

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