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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie wie ein feuerroter Heiligenschein um ihren Kopf standen. »Aber was sollen wir jetzt damit anstellen, Bella?« Sie mimte Entsetzen. »Mein Haar ist immer absolut widerspenstig nach der Wäsche.«
    »Mr. Dennison hat mir genau erklärt, wie ich Sie frisieren soll, Miss. Er hat gesagt, ich soll Ihr Haar offen herabfallen lassen und nur eine Samtschleife hineinbinden.«
    Juliana runzelte die Stirn. Mr. Dennisons Stimme, so schien es, drang selbst in die intimsten Winkel der Schlafkammern seiner Damen. Hätte Mistress Dennison diese modischen Instruktionen erteilt, dann hätte sie es nicht als beleidigend empfunden; aber sich von deren Ehemann vorschreiben zu lassen, wie sie sich zu kleiden und zu frisieren hatte, war eine völlig andere Sache, entschied Juliana. Hier handelte es sich um die Befehle eines Zuhälters. Aber vielleicht waren es auch Anweisungen, die der Herzog von Redmayne erteilt hatte, und Mr. Dennison gab sie nur weiter. So gesehen hatte sie noch weniger Lust, dem Folge zu leisten.
    »Ich werde es selbst aufstecken«, erklärte sie, während sie rasch das Handtuch aus Bellas erschlafftem Griff wand. Sie ignorierte die Proteste des Mädchens und machte sich energisch daran, die letzte Feuchtigkeit zu beseitigen.
    »Mr. Dennison ist sehr pingelig mit seinen Anweisungen, Miss«, sagte Bella unglücklich und vergrub ihre abgearbeiteten Hände in ihrer Schürze.
    »Wie ich mein Haar trage, geht Mr. Dennison nicht das geringste an… oder sonst irgend jemanden.« Sie schleuderte das Handtuch auf den Boden und warf heftig ihre Mähne nach allen Seiten – wie ein Hund, der Regentropfen aus seinem Fell schüttelt. »So. Wenn ich meine Haare jetzt sorgfältig bürste und reichlich Nadeln hineinstecke, kann ich sie vielleicht doch einigermaßen bändigen.«
    Bella, die noch immer höchst bekümmert aussah, reichte ihr die neue Unterwäsche und rollte sorgfältig die Seidenstrümpfe auf. Juliana zog sie an und stieg dann in das Unterkleid. Sie musterte sich in dem großen Standspiegel und kam zu dem Schluß, daß ihre zerzausten Ringellöckchen große Ähnlichkeit mit Medusas Schlangen hatten. Vielleicht sollte sie sie wirklich so lassen – ungekämmt und wirr in alle Richtungen abstehend. Unter Umständen brachte dieser Anblick selbst den Herzog von Redmayne dazu, sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.
    Voller Mißfallen musterte sie das Brokatkorsett, das Bella in Händen hielt, drehte sich jedoch gehorsam um, damit das Mädchen sie schnüren konnte. Das einengende Kleidungsstück beschwor unliebsame Erinnerungen an jene unglücklichen Tage herauf, als Lady Forsett die Bänder so eng zog, wie sie es gerade noch ertragen konnte. Das Korsett hatte angeblich sowohl ihre Körperhaltung als auch ihr Benehmen günstig beeinflussen sollen, aber es förderte lediglich Julianas Trotz.
    Sie stand da, die Hände in ihre eingezwängte Taille gestützt, und beobachtete im Spiegel, wie Bella die Schleifen an dem breiten Kranz aus Fischbeinstäbchen verknotete. Juliana hatte noch nie zuvor etwas anderes als schlichteste Wäsche getragen. Jetzt machte sie einen Schritt vorwärts und sah zu, wie der große Reifen, der an dem Korsett befestigt war, um ihre Hüften schaukelte. Er fühlte sich ausgesprochen sperrig und hinderlich an, und die Aussicht, sich obendrein auf jenen hohen Absätzen zu bewegen, erschien ihr geradezu grotesk.
    Als sie den rüschenbesetzten Unterrock anhatte, zog Bella ihr das jadegrüne Abendkleid über den Kopf und hakte es im Rücken zu. Juliana streifte die spitzenbesetzten Handschuhe bis zu ihren Ellenbogen hinauf, wo sie sich mit den duftigen Volants trafen, die die schmalen Ärmel ihres Kleides schmückten. Sie schob ihre Füße in die Pumps und tat vorsichtig einen Schritt.
    Dann machte sie noch einen, um sich in dem großen Spiegel zu betrachten. Ihre Augen weiteten sich verblüfft. Abgesehen von ihrem unordentlichen Haar, hatte sie nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit ihrem früheren Ich. Die Stäbchen des Korsetts schoben ihre Brüste hoch, so daß sie sich einladend über dem Dekollete ihres Kleides wölbten, und der breite, schwankende Reifen betonte die Zierlichkeit ihrer Taille. Das Kostüm verlieh ihrer Figur eine Ausstrahlung verführerischer Reife, die sie über die Maßen beunruhigend fand, obwohl sie gleichzeitig ein angenehmes Prickeln der Erregung unter ihrer Unruhe empfand.
    Sah sie nun wie eine Hure aus? Sie legte den Kopf schief und dachte über die Frage

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