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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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hielt ihren Blick weiter fest auf die Dennisons gerichtet.
    »Es besteht kein Grund, ungezogen zu werden, meine Liebe.« Richard Dennisons Stimme war tief und milde, aber der Ausdruck seiner durchdringenden, hinterhältig wirkenden Augen strafte seinen Ton Lügen. Er trat an das Bett. »Haben Sie irgend etwas an diesem Kleid auszusetzen… oder an der Wäsche?«
    »Es sind die Kleider einer Hure, Sir, und ich bin keine Hure.«
    »Um Himmels willen, Mädchen, ich bitte Sie!« rief Elizabeth aufgebracht. »Dieses Kleid ist der letzte Schrei bei Hofe. Alles hier ist von erlesenem Geschmack und feinster Qualität.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Freundlichkeit, Madam, aber ich werde Ihr Almosen nicht annehmen.«
    »Diese Kleider sind kein Geschenk von
mir,
Kind, sondern von…« Sie brach abrupt ab, als ihr Ehemann hinter vorgehaltener Hand hüstelte und ihr einen warnenden Blick zuwarf.
    Juliana biß sich auf die Lippen. Wenn die Sachen kein Geschenk der Dennisons waren, dann gab es nur eine einzige Erklärung. »Seien Sie so freundlich und informieren Sie Seine Gnaden, den Herzog von Redmayne, daß ich auch auf
seine
Almosen nicht angewiesen bin.«
    »Was faseln Sie da ständig von Almosen, Kind?« verlangte Richard zu wissen. »Wir erwarten von Ihnen, daß Sie uns einen kleinen Dienst erweisen als Gegenleistung für unsere Gastfreundschaft und die Großzügigkeit Seiner Gnaden.«
    »Einen Dienst, den ich
nicht
leisten werde«, gab Juliana zurück, erstaunt, wie fest ihre Stimme klang, obwohl ihre Knie wie Wackelpudding zitterten und ihre Handflächen feucht vor Schweiß waren. »Ich bin dafür nicht zu haben.«
    »Wie ich hörte, bietet Ihnen Seine Gnaden an, Sie zur Viscountess zu machen… das ist doch wohl ein kleiner Unterschied«, bemerkte Mr. Dennison trocken.
    »Es gibt einen Käufer und einen Verkäufer, Sir. Ich sehe da keinen Unterschied.«
    »Sie halsstarriges, undankbares Geschöpf«, erklärte Mistress Dennison verärgert. »Seine Gnaden bestand zwar darauf, Ihnen Zeit zu geben, sein Angebot noch einmal in aller Ruhe und ohne Druck von irgendeiner Stelle zu überdenken, aber…«
    »Madam!« unterbrach Juliana sie leidenschaftlich. »Ich bitte nur um die Erlaubnis, dieses Haus unbehelligt verlassen zu dürfen. Wenn Sie mir meine alten Kleider wieder aushändigen, werde ich gehen, wie ich gekommen bin, und niemandem zur Last fallen. Warum sollten Sie mich gegen meinen Willen hier festhalten?«
    »Weil wir der ernsthaften Meinung sind, mein Mädchen, daß Sie nicht wissen, was gut für Sie ist«, erwiderte Richard. »Was glauben Sie wohl, wie lange Sie auf der Straße überleben würden? Sie haben doch keine Ahnung, wie Sie sich in London über Wasser halten sollten. Sie haben kein Geld, keine Freunde, keinerlei Schutz irgendwelcher Art. In diesem Haus hat man Ihnen all das und noch mehr geboten. Im Austausch dafür bitten wir Sie lediglich, diese Kleider anzuziehen und zum Dinner herunterzukommen.«
    Juliana hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als ihr Selbstvertrauen sie im Stich ließ. Alles, was die Dennisons sagten, entsprach durchaus den Tatsachen. Sie hatte genug aus ihrem Fenster aus beobachtet, um zu begreifen, daß das behütete Leben unter wohlhabenden Landadeligen, das sie bisher geführt hatte, sie wohl kaum mit dem nötigen Rüstzeug versehen hatte, um sich mutterseelenallein und völlig mittellos in London durchzuschlagen.
    »Bella hat mir erzählt, ich sollte im Salon präsentiert werden«, sagte sie. »Ich glaube, ich weiß, was das heißt.«
    »Und ich glaube, das wissen Sie nicht«, entgegnete Richard kühl. »Wir stellen keinerlei Forderungen an Sie, außer daß Sie uns Gesellschaft leisten. Wir verlangen nicht von Ihnen, daß Sie Gäste unterhalten, außer daß Sie ein wenig Musik machen und höflich Konversation betreiben, wie es in jedem zivilisierten Salon üblich ist.«
    »Und der Herzog von Redmayne…?« fragte Juliana, jetzt zögernd.
    Mr. Dennison zuckte unbekümmert die Achseln. »Meine Liebe, die Angelegenheiten des Herzogs gehen uns nichts an. Wie Sie sich entscheiden, liegt ganz bei Ihnen, und er wird direkt mit Ihnen verhandeln. Mistress Dennison und ich verlangen lediglich, daß Sie mit den anderen Mitgliedern dieses Haushalts zu Abend essen und den Tee im Salon einnehmen.«
    »Was geschieht, wenn ich mich weigere?«
    Ein Ausdruck der Ungeduld trat auf Mr. Dennisons Gesicht, aber er hob beschwichtigend eine Hand, als seine Frau zu lautstarkem Protest

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