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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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beträchtlichem Appetit, während sie sich daran erinnerte, wie sie in ihrer Schlafkammer gesessen und versucht hatte, die diversen köstlichen Düfte zu identifizieren, die aus der Küche heraufgeweht waren. Gekochtes Rindfleisch und Pastete, Nierenragout und gedünsteter Fisch waren zwar gut und schön, um sich einen knurrenden Magen zu füllen, aber sie taten nur wenig, um den Gaumen zu kitzeln.
    Schließlich erhob sich Mistress Dennison von ihrem Stuhl. »Kommen Sie, meine Damen, es wird Zeit, daß wir uns zurückziehen. Unsere Freunde werden bald eintreffen. Lilly, Liebes, Sie sollten Ihr Rouge noch einmal auffrischen. Mary, auf Ihrem Ärmel ist ein kleiner Soßenfleck. Gehen Sie hinauf zu Ihrer Zofe und lassen Sie den Fleck mit einem feuchten Schwamm entfernen. Es gibt nichts Abstoßenderes für einen Gentleman als eine ungepflegte Erscheinung.«
    Bei dieser Bemerkung hob Juliana unwillkürlich die Hände und tastete nach dem Knoten, aus dem sich ständig ungebärdige Strähnen lösten, wie sie von vornherein gewußt hatte.
    »Hat Bella Ihnen nicht gesagt, daß wir den ausdrücklichen Wunsch äußerten, Sie möchten Ihr Haar offen tragen?« erkundigte sich Richard, der noch immer am Tisch saß, als sich die Mädchen um ihn herum erhoben. Er goß Portwein in sein Glas und blickte zu Juliana auf.
    »Doch, aber ich ziehe es vor, mein Haar hochzustecken«, erwiderte sie ruhig. Ihr entging nicht, daß einige der Mädchen erschrocken nach Luft schnappten.
    »Sie müssen lernen, Ihre eigenen Vorlieben in solchen Dingen zurückzustellen und sich dem Geschmack der Gentlemen anzupassen, meine Liebe«, sagte Elizabeth sanft. »Es war eine ganz spezielle Bitte, daß Sie Ihr Haar heute abend auf die Schultern hängen lassen.«
    »Niemandes Vorlieben haben für mich mehr Gewicht als meine eigenen, Madam«, gab Juliana zurück, und ihre Kehle schnürte sich zu, als ihr das Herz bis zum Halse schlug. Sie würde sich nicht kampflos ergeben.
    Zu ihrem Erstaunen lächelte Elizabeth lediglich milde. »Ich möchte doch behaupten, daß sich das sehr bald ändern wird. Kommen Sie.«
    Juliana folgte der Schar aus dem Eßzimmer hinaus und in den langen Salon, in den sie an jenem ersten Morgen hineingespäht hatte. Der Raum war von hohen, dünnen Wachskerzen erleuchtet, obwohl die Strahlen der Abendsonne noch durch die Fenster hereinfielen. Auf jeder freien Fläche standen Blumenarrangements, und die Luft war von dem Duft nach Lavendel und Bienenwachs erfüllt. Auf einer langen Anrichte standen Karaffen, Flaschen und Gläser aufgereiht, und es gab sowohl Tee als auch Kaffee auf dem niedrigen Tisch vor dem Sofa, wo Mistress Dennison augenblicklich ihren Platz einnahm. Die Mädchen drängten sich um sie herum, schenkten Tee und Kaffee ein und verteilten sich dann auf die Stühle um den Tisch. Eine Atmosphäre der Erwartung herrschte im Raum.
    Juliana lehnte den angebotenen Tee ab und ging hinüber zu dem Fenster, das einen Ausblick auf die Straße bot. Hinter ihr erfüllte das Summen von Stimmen und neckisches Gekicher die Luft. Sie hörte, wie Lilly und Mary in den Raum zurückkehrten und Mistress Dennison die kleinen Korrekturen ihres Äußeren beifällig zur Kenntnis nahm. Jemand begann, auf dem Cembalo zu spielen.
    Wenig später schlenderten zwei Gentlemen die Straße herauf und näherten sich dem Haus. Sie schwangen ihre Spazierstöcke, während sie sich unterhielten, und unter ihren langen Samtüberröcken zeichneten sich ihre Schwerthefte ab. Als sie das Haus erreicht hatten, stiegen sie die Stufen zur Eingangstür herauf. Der Türklopfer ertönte. Das Mädchen am Cembalo fuhr zu spielen fort; die anderen setzten sich auf ihren Stühlen zurecht, drapierten ihre raschelnden Röcke, klappten Fächer auf und blickten beiläufig zur Tür, um zu sehen, wer ihre ersten Gäste sein würden.
    »Lord Bridgeworth und Sir Ambrose Beiton«, verkündete Mr. Garston Sekunden später.
    Mistress Dennison erhob sich und versank in einen artigen Knicks, als die Gentlemen den Salon betraten; die anderen Frauen folgten ihrem Beispiel, bis auf Juliana, die ein Stück zurückwich, bis sie mit dem Rücken gegen die bestickten Brokatvorhänge stieß. Deborah und ein blasses, blondes Mädchen, das Juliana als Rosamund in Erinnerung hatte, tänzelten auf die beiden Herren zu. Juliana fiel wieder ein, daß Bella erwähnt hatte, Lord Bridgeworth sei Deborahs spezieller Kunde. Vermutlich bildeten Sir Ambrose und Rosamund ein ähnliches Paar.
    Wieder ertönte

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