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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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marschierte zur Tür und öffnete sie weit. »Guten Tag, Lucien!«
    Lucien sah gekränkt aus. »Was denn? Du wirfst mich aus dem Schlafzimmer meiner eigenen Ehefrau hinaus, Cousin? Meiner Meinung nach habe ich das Recht,
dich
hinauszuwerfen, und nicht umgekehrt.«
    »Verschwinde.« Die Stimme des Herzogs klang zwar sanft, aber an seiner Schläfe pulsierte eine Ader, und seine Nasenflügel bebten vor Weißglut.
    Lucien warf einen Blick auf Juliana, die jeden Augenkontakt mit den beiden Herren vermied, nachdem sie klugerweise entschieden hatte, sich aus der Konfrontation auszuklinken. Im Moment legte sie keinen gesteigerten Wert darauf, dem zornigen Blick des Herzogs zu begegnen, und sie hatte gar nicht vor, ihn noch mehr zu provozieren, indem sie sich mit dem Viscount verbündete. Zumindest nicht, bis sie einen hiebund stichfesten Plan entwickelt hatte.
    Lucien zuckte die Achseln und bewegte sich zur Tür, wohl wissend, daß er sich ohne ihre Mitwirkung nicht gegen den Herzog behaupten konnte. Er war sich ohnehin nicht so ganz sicher, worum es eigentlich ging, aber überraschenderweise schien die junge Juliana keine vollkommen willfährige und unterwürfige Beteiligte hinsichtlich der Pläne des Herzogs zu sein. Mit einer spöttischen Verbeugung vor seinem Cousin inszenierte er seinen Aufbruch.
    »Lady Edgecombe wird klingeln, wenn sie Sie braucht, Henny«, sagte der Herzog knapp, während er noch immer die Tür aufhielt.
    Die Zofe knickste, nahm Julianas vernachlässigtes Schokoladentablett vom Bett und eilte hinaus.
    »Also, was hat dieses Geplänkel zu bedeuten?« Tarquin näherte sich dem Bett.
    »Welches Geplänkel?« Julianas Lächeln war so unschuldig und betont ahnungslos wie zuvor. »Mein Ehemann hat kurz hereingeschaut, um mich zu besuchen. Wir haben uns unterhalten.«
    »Ich verstehe.« Tarquin blickte ihr forschend in die Augen. »Hast du vor, mich herauszufordern, Juliana?«
    »Warum sollte ich auf so eine Idee kommen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber wenn du es vorhast, dann kannst du damit rechnen, daß ich die Herausforderung annehme.«
    »Es hätte wohl wenig Sinn und Zweck, Sie zu reizen, Mylord, wenn Sie nicht darauf eingehen würden… nicht, daß ich das beabsichtigte, Mylord«, fügte sie liebenswürdig hinzu. »Natürlich nicht.«
    Tarquin stand da und betrachtete sie stirnrunzelnd. Sie schien irgendeinen Unfug auszubrüten, vibrierte förmlich vor Energie, so daß ihr Haar knisterte. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welches Vergnügen sie daran haben sollte oder welches Ziel sie damit verfolgte, sich mit Lucien anzufreunden, außer ihn, Tarquin, zu ärgern. Er wollte sie jedoch nicht noch ermutigen, indem er das Thema weiterverfolgte, und sagte statt dessen mit einem breiten Lächeln: »Ich habe gestern abend ganz vergessen, dir zu erzählen, daß du heute vormittag wahrscheinlich Besuch bekommen wirst. Lady Lydia Melton und ihre Mutter wollen dir ihre Aufwartung machen, um dir zu deiner Vermählung zu gratulieren.«
    »So? Wie freundlich von Ihrer Verlobten«, erwiderte Juliana kühl.
    »Es hat wohl kaum etwas mit Freundlichkeit zu tun, wenn Lady Lydia der neuen Verwandten ihres Verlobten, die zudem noch unter seinem Dach lebt, einen Pflichtbesuch abstattet.«
    »Nein, eher nicht«, meinte sie versonnen. »Ich frage mich… weiß sie eigentlich, daß diese neue Verwandte in den Räumen der Herzogin untergebracht ist?«
    »Sei nicht albern!«
    Julianas Finger waren eifrig damit beschäftigt, die Tagesdecke in Falten zu legen und wieder zu glätten. »Ich nehme an, ich werde anderswo untergebracht werden, sobald Sie Hochzeit halten… oder ist dieses Arrangement beendet, wenn ich Ihr Kind empfange?«
    »Du scheinst heute morgen fest entschlossen, dich mit mir anzulegen«, stellte Tarquin fest. »Vor einer halben Stunde bin ich dagegen aufgewacht mit einem Gefühl, als ob ich von Zauberhand berührt worden wäre.« Seine Stimme klang plötzlich tief und samtig, seine Augen leuchteten, und sein Mund war zu einem Lächeln sinnlichen Vergnügens verzogen. »Die Erinnerung an dich war noch auf meiner Haut, in meinem Blut.«
    Er beugte sich über sie und stützte seine Hände auf dem Kissen zu beiden Seiten ihres Kopfes ab. Juliana konnte ihren Blick nicht von ihm losreißen, jenen bezwingenden grauen Augen, die ihr jetzt so nahe waren und sie zu einer Reaktion herausforderten. Sein Atem strömte über ihre Wangen, sein Mund verharrte dicht über ihrem… eine Ewigkeit, wie es

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