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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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eines solchen unerhörten Luxus. Der Tagesablauf in Forsett Towers hatte so zu beginnen, daß sie jeden Morgen pünktlich um sieben Uhr früh fertig angekleidet beim Frühstück saß. Lady Forsett war eine überzeugte Verfechterin der Theorie, daß Verweichlichung und ein bequemes Leben einen schädigenden Einfluß auf die Jugend hatte, und an Wintermorgen hatte Juliana erst die Eisschicht in ihrer Waschschüssel eindrücken müssen, bevor sie sich waschen konnte.
    Sorgsam goß sie die Schokolade in die große, flache Tasse. Das hauchdünne Porzellan war mit einem Goldrand verziert und alarmierend zerbrechlich. Sie lehnte sich in die Kissen zurück und trank vorsichtig einen Schluck, dann – etwas kühner geworden – nahm sie ein Biskuit von dem dazu passenden Teller und tauchte es in die Flüssigkeit. Ein durchweichter Brocken plumpste in die Tasse zurück, als sie das Küchlein an die Lippen hob, und Tropfen von dicker Schokolade spritzten auf die Bettdecke.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Mylady?« Henny, die gerade die Falten des lavendelfarbenen Seidenkleides ausschüttelte, wandte sich bei Julianas bestürztem Ausruf zu ihr um.
    »Ich habe das ganze Bett mit Schokolade bekleckert«, jammerte Juliana beschämt, während sie vergeblich mit einer Serviette über die dicken Spritzer nibbelte. »Womöglich lassen sich die Flecken nicht mehr entfernen?«
    »Die Wäscherin streckt vor ein paar Schokoladenflecken nicht gleich die Waffen!« Henny eilte geschäftig zum Bett, um den Schaden zu begutachten. »Du liebe Güte, das ist doch kaum der Rede wert.«
    »Für mich sieht es aber schlimm aus«, sagte Juliana angewidert. »Vielleicht sollte ich meine Schokolade besser im Sitzen auf einem Stuhl trinken.« Sie reichte Henny das Tablett und sprang aus dem Bett.
    »Einen schönen guten Morgen, Frau Gemahlin.«
    Juliana wirbelte erschrocken zur Tür herum, die sich ohne Vorwarnung geöffnet hatte. Lucien betrat den Raum. Er war voll bekleidet, sah jedoch ziemlich unordentlich und zerzaust aus, als hätte er in seinen Kleidern geschlafen. Er trug ein Glas Cognac in der Hand und betrachtete seine Ehefrau mit einem sarkastischen Glanz in seinen blutunterlaufenen, tief in ihren Höhlen liegenden Augen.
    »Mylord!« Hastig wich sie einen Schritt zurück und verfing sich mit der Ferse im Saum ihres langen Nachthemds.
    »Herrje, Sie scheinen überrascht zu sein, mich zu sehen, Mylady. Ich war der festen Ansicht, daß es sich für einen Ehemann ziemt, seine Braut am Morgen nach ihrer Hochzeitsnacht zu besuchen.« Er nippte an seinem Cognac, während seine Augen sie über den Rand des Glases hinweg verspotteten. Seine Miene ließ eine Andeutung von Abscheu und Widerwillen erkennen, als er die Formen ihres Körpers unter dem feinen Gewebe ihres Nachthemds musterte.
    Juliana entschloß sich umgehend, wieder ins Bett zu flüchten. »Sie haben mich erschreckt, Mylord«, erklärte sie mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte. Hastig kletterte sie in die Kissen und zog sich die Decke bis zum Hals herauf. »Henny, ich werde mein Frühstück doch hier einnehmen.«
    Die Frau reichte ihr erneut das Tablett und knickste vor dem Viscount. »Soll ich hinausgehen, Mylord?«
    »Nein«, sagte Juliana rasch. »Bleiben Sie ruhig, Henny.«
    Lucien lächelte lediglich und zuckte die Achseln. Er schlenderte zum Bett hinüber und hockte sich auf die Kante. »Sie haben also einen angenehmen Abend verbracht, wie sich denken läßt.« Er trank einen Schluck Cognac.
    Es schien am besten, gute Miene zum bösen Spiel zu machen … sich so zu benehmen, als wäre dies eine vollkommen normale Unterhaltung mit einem Mann, der jedes Recht hatte, in ihrem Schlafgemach zu sitzen. »Danke, Sir! Wir haben ein Theaterstück gesehen und sind anschließend in Ranelagh gewesen.« Sie setzte eine, wie sie hoffte, betont sorglose Miene auf, als sie ein weiteres Biskuit in ihre Tasse tauchte, und es gelang ihr tatsächlich, es heil zwischen die Lippen zu schieben.
    »Was für ein fades Vergnügen!« Luciens Mund kräuselte sich verächtlich. »Wenn Sie wirklich etwas von der Stadt sehen wollen, Madam, dann sollten Sie sich meiner Führung anvertrauen.«
    »Ich bezweifle, ob Seine Gnaden einen solchen Plan gutheißen würde«, erwiderte sie, als sie sich in die Kissen zurücklehnte, die Augen plötzlich nachdenklich verengt.
    Lucien brach in höllisches Gelächter aus, das in einen seiner heftigen Hustenanfälle ausartete. Er krümmte sich vornüber, und sein

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