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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Potenzial, aber er ist arrogant. Und geduldig. Er wartet nur darauf, dass ich einen Fehler mache.«
    Â»Wieso?« Keane wandte den Kopf, aber Jo hielt den Blick starr auf das Raubtier gerichtet.
    Â»Damit er mir eins mit seiner Pranke verpassen kann«, sagte sie tonlos. »Es ist sein erstes Jahr im großen Manegenkäfig.« Sie ging weiter. »Das hier sind unsere Damen. Pandora, eine sehr elegante Lady. Sie ist sechs. Hester ist sieben und sehr talentiert. Portia hier macht ebenfalls ihr erstes Jahr vor Publikum. Sie ist der Platzhalter.«
    Â»Platzhalter?«, fragte Keane nach.
    Â»Bis jetzt hat sie noch keine komplizierteren Tricks gelernt. Ein paar grundlegende Dinge kann sie, und sie bringt die Gruppe auf eine glatte Zahl. Ansonsten sitzt sie meist nur auf ihrem Platz.« Jo schlenderte zum nächsten Käfig. »Dulcinea ist die Hübscheste von allen. Ophelia hat im letzten Jahr einen Wurf kleiner Löwen gehabt, und Abra hier hat zwar ein hitziges Temperament, aber sie balanciert sehr gut.«
    Als die Löwin ihren Namen hörte, streckte sie sich ausgiebig und rieb sich mit einem tiefen, kehligen Laut an den Gitterstäben.
    Jo runzelte die Stirn. »Sie mag Sie«, murmelte sie.
    Â»Tatsächlich?« Keane beäugte die massige Raubkatze misstrauisch. »Woher wollen Sie das wissen?«
    Â»Wenn ein Löwe jemanden mag, dann tut er genau das Gleiche wie jede Hauskatze: Er reibt sich an Ihnen. Da Abra nicht näher an Sie herankommen kann, müssen eben die Gitterstäbe herhalten.«
    Â»Ich verstehe.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich muss gestehen, ich bin mir nicht recht im Klaren darüber, wie ich dieses Kompliment erwidern könnte.« Er zog an seiner Zigarette und betrachtete Jo durch den blauen Rauch. »Ihre Wahl der Namen fasziniert mich.«
    Â»Ich lese gern.« Dabei wollte sie es belassen. Sie hatte nicht vor, diese Unterhaltung über das Berufliche hinausgehen zu lassen. Keanes Lächeln erinnerte sie nur allzu gut an gestern Abend.
    Â»Geben Sie ihnen Beruhigungsmittel vor dem Auftritt?«
    Â»Ganz bestimmt nicht!« Jos Augen blitzten entrüstet auf.
    Â»Ist die Frage denn so unsinnig?« Er ließ die Zigarette zu Boden fallen und trat sie unter Jos strengem Blick sorgfältig mit dem Absatz aus.
    Â»Für einen Außenseiter ist das durchaus keine unsinnige Frage«, gestand sie ihm mit einem Seufzer zu. »Beruhigungsmittel wären nicht nur Quälerei, sondern auch dumm. Ein halb betäubtes Tier befolgt keine Kommandos.«
    Â»Sie haben zwar eine Peitsche, aber Sie benutzen sie niemals für die Tiere. Wozu brauchen Sie sie also überhaupt?«
    Â»Der Peitschenknall sichert mir die Aufmerksamkeit der Katzen. Und er hält das Publikum wach«, fügte sie mit einem angedeuteten Lächeln hinzu.
    Keane nahm sie beim Arm, und Jo versteifte sich automatisch. »Kommen Sie, laufen wir ein Stückchen zusammen.« Er führte sie von den Käfigen fort. Da mehrere Leute in Sichtweite waren, nahm Jo sich zusammen und riss ihren Arm nicht aus seinem Griff frei. Das Letzte, was sie wollte, war Getuschel darüber, wie sie sich mit dem neuen Besitzer anlegte.
    Â»Wie zähmen Sie die Tiere?«, fragte er jetzt.
    Â»Ich zähme sie nicht, ich trainiere mit ihnen.« Eine große blonde Frau ging in einiger Entfernung an ihnen vorbei. Auf dem Arm trug sie einen weißen Zwergpudel. »Merlin hat Hunger«, rief Jo der Frau lachend zu.
    Die Blondine drückte den Pudel fester an sich und ließ einen erbosten Wortschwall in Französisch hören. Lachend antwortete Jo in derselben Sprache, dass Fifi wohl eh viel zu zäh für Merlin wäre.
    Â»Fifi macht doppelte Salti auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes«, erklärte Jo gut gelaunt. »Er hat es trainiert, so wie meine Katzen ihre Kunststücke trainieren. Nur, Fifi ist ein Haustier, meine Katzen sind wild.« Sie sah Keane an. Die Sonne warf einen glänzenden Schimmer auf ihr Haar und ließ goldene Pünktchen in ihren Augen aufleuchten. »Ein wildes Tier kann niemals gezähmt werden. Jeder, der es versucht, ist gedankenlos und töricht. Zähmt man eine wilde Kreatur, hat man ihr ihren wahren Charakter gestohlen. Und wirklich gelingen wird es so oder so nie, ein letzter Rest Wildheit wird immer bleiben. Wenn ein Hund sein Herrchen anfällt, dann ist das unschön und entsetzlich. Wenn ein

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