Wilde Flammen
Lachen schwand aus ihren Augen. »Das ist der Besitzer.«
»Keane Prescott? Warum hat mir keiner gesagt, dass er so gut aussieht und so groà ist!« Mit einem bewundernden Lächeln schaute Rose ihm entgegen. »Diese Schultern! Jamie kann von Glück sagen, dass ich eine so treue Seele bin.«
»Du kannst von Glück sagen, dass deine Mutter das nicht gehört hat«, murmelte Jo und fing sich dafür einen Ellbogenstoà in die Rippen ein.
»Er kommt gerade her, amiga. Würde Jamie mich so ansehen, dann hätte mein Papa ihn schon längst mit mir vor den Altar geschleift!«
»Du bist ja verrückt«, schimpfte Jo verärgert.
»Nein, Jo, ich bin romantisch.«
Das Lächeln lieà sich nicht zurückhalten, doch als sie zu Keane hinübersah, bemühte sie sich hastig darum, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen.
»Guten Morgen, Jolivette.«
Er sprach ihren Namen mit einer solchen Selbstverständlichkeit aus, als würde er sie schon seit Jahren kennen. »Guten Morgen, Mr Prescott.« Neben ihr hüstelte Rose betont unauffällig. »Darf ich Ihnen Rose Sanchez vorstellen?«
»Es ist mir eine Ehre, Mr Prescott.« Mit einem Lächeln, das sie sich eigentlich nur für Jamie vorbehielt, streckte Rose die Hand aus. »Wie ich höre, reisen Sie mit uns.«
Keane schüttelte lächelnd die dargebotene Hand. Voller Unmut erkannte Jo dieses offene, freundliche Lächeln wieder. Erst gestern hatte sie es auf seinem Gesicht gesehen. Doch da hatte sie noch nicht gewusst, wer er in Wahrheit war. »Hallo, Rose. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
Da Rose das Blut in die Wangen stieg, hielt Jo es für angebracht, diese rührende Szene zu unterbrechen. Sie würde Keane Prescott keine Eroberung erlauben. »Rose, du hast nur noch zehn Minuten und bist noch nicht geschminkt.«
»So ein Mist!« Rose vergaà völlig, sich verführerisch zu geben. »Ich muss mich beeilen!« Und schon rannte sie los. »Sag Jamie bloà nicht, dass ich ihn gesucht habe«, rief sie über die Schulter zurück. Dann blieb sie kurz stehen und drehte sich um. »Ich werde ihn später schon finden«, fügte sie lachend hinzu und eilte weiter.
Keane sah ihr nach, wie sie mit gerafftem Bademantel zwischen den Zirkuswagen hindurchrannte. »Wirklich bezaubernd.«
»Sie ist erst achtzehn«, konnte Jo sich eine Erwiderung nicht verkneifen.
Mit amüsiertem Blick wandte Keane ihr das Gesicht zu. »Ich werde diese Information unter âºBeratungâ¹ abspeichern. Und was genau macht die achtzehn Jahre alte Rose hier im Zirkus?« Er hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen. »Kämpft sie mit Alligatoren?«
»Nein.« Jo zuckte nicht mit der Wimper. »Rose ist Serpentina, die Schlangenbeschwörerin.« Seine ungläubige Miene entschädigte sie ein wenig.
Er steckte ihr eine Strähne hinters Ohr, bevor sie ausweichen konnte, und ignorierte das unwillige Aufflackern in den grünen Augen. »Kobras?«
»Und Boas«, ergänzte sie übertrieben liebenswürdig. Sie wischte sich den Staub von der ausgewaschenen Jeans. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen â¦Â«
»Nein.« Ein Wort nur, sachlich und neutral, doch Jo hörte unmissverständlich die Autorität heraus. Sie musste sich beherrschen, um nicht aufzubegehren. Immerhin, er war der Besitzer.
»Mr Prescott«, setzte sie höflich an, schlieÃlich sollte es nicht nach Meuterei aussehen, »ich bin wirklich sehr beschäftigt. Ich muss mich für die Nachmittagsshow vorbereiten.«
»Ihnen bleiben noch einige Stunden bis zu Ihrem Auftritt«, erwiderte er sachlich. »Ich denke, Sie können einen kleinen Teil dieser Zeit für mich abzweigen. SchlieÃlich obliegt Ihnen die Aufgabe, mich herumzuführen. Warum fangen wir nicht gleich jetzt mit der Führung an?«
Der Ton der Frage lieà nur eine Antwort zu. Jo zerbrach sich den Kopf, wie sie sich aus dieser Situation herauswinden könnte, doch im Moment blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Kein leichter Gegner, dachte sie und hielt seinem Blick stand. Erst werde ich ihn genauer studieren müssen, bevor ich den Kampf mit ihm aufnehme.
»Wo möchten Sie anfangen?«, fragte sie ergeben.
»Mit Ihnen.«
Eine tiefe Falte erschien auf ihrer Stirn. »Wie meinen Sie das? Ich verstehe nicht ganz.«
Einen Moment lang studierte er
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