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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Löwe seinen Dompteur anfällt, dann ist das tödlich.«
    Sie begann sich an die Hand dieses Mannes an ihrem Arm zu gewöhnen. Es war einfach, mit ihm zu reden. »Ein ausgewachsener Löwe hat eine Schulterhöhe von fast einem Meter und wiegt knapp dreihundert Kilo. Ein einziger wohlgezielter Prankenhieb kann einem Mann das Genick brechen, ganz zu schweigen davon, was Zähne und Klauen anrichten.« Lächelnd zuckte Jo mit einer Schulter. »Das sind nicht gerade die typischen Eigenschaften eines Haustieres.«
    Â»Und dennoch begeben Sie sich in einen Käfig, wo zwölf dieser Kreaturen auf Sie warten, nur mit einer Peitsche als Verteidigung.«
    Â»Die Peitsche ist nur Show«, winkte Jo ab. »Im Ernstfall würde sie sowieso nichts nützen. Ein Löwe ist ein unerbittlicher Gegner. Tiger sind blutrünstiger, doch normalerweise schlägt er nur einmal zu. Verfehlt er sein Ziel, nimmt er das mit geradezu philosophischer Gelassenheit hin. Ein Löwe dagegen wird immer und immer wieder angreifen. Wissen Sie, wie der englische Dichter Byron den Schlag eines Tigers beschreibt? ›Tödlich, präzise und vernichtend.‹«
    Ihre frühere Feindseligkeit hatte Jo inzwischen vollkommen vergessen. Dieser Spaziergang und die Unterhaltung mit dem gut aussehenden Fremden begannen ihr Spaß zu machen. »Byron hat natürlich recht. Aber ein Löwe ist absolut furchtlos in seinem Angriff. Natürlich ist er kein so faszinierend eleganter Kämpfer wie der Tiger, dafür ist er unnachgiebig und arbeitet hart, bis er seine Beute geschlagen hat. Wenn ich wetten müsste, würde ich immer auf einen Löwen setzen. Ein Mensch hat gegen ihn keine Chance.«
    Â»Und wie gelingt es Ihnen dann, heil und in einem Stück zu bleiben?«
    Die Orgelmusik war kaum noch zu hören. Jo drehte sich um und stellte verwundert fest, dass sie sich ein ganzes Stück vom Lagerplatz entfernt hatten. Die Wohnwagen waren zwar noch zu sehen, und doch fühlte sie sich dem allen plötzlich unendlich fern.
    Sie setzte sich ins Gras und pflückte gedankenverloren einen Grashalm. »Ich bin cleverer als sie. Zumindest lasse ich sie das denken. Ich beherrsche sie allein durch meine Willenskraft. Wenn man mit Löwen arbeitet, muss man eine Bindung zu ihnen aufbauen, eine Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt basiert. Wenn man Glück hat, gelingt es einem sogar, so etwas wie Zuneigung und Anhänglichkeit aufzubauen. Trotzdem darf man ihnen nie so weit trauen, dass man unvorsichtig oder nachlässig wird. Und man muss die wichtigste Regel im Kopf behalten, dieselbe wie beim Pokern – immer bluffen.« Grinsend lehnte Jo sich auf die Ellbogen zurück. »Spielen Sie Poker?«
    Â»Hin und wieder.« Keane beobachtete fasziniert, wie ihr Haar das Gras streifte, und nahm die Lichtreflexe wahr, die das Sonnenlicht auf den dunklen Wellen hervorzauberte. »Spielen Sie?«
    Â»Manchmal. Pete, einer meiner Helfer …« Sie blickte zum Platz hinüber und zeigte dann auf einen der Männer. »Dahinten ist er, bei dem zweiten Wagen. Er sitzt mit Mac Stevenson zusammen, dem mit der Baseballkappe. Er organisiert ab und zu eine Pokerrunde.«
    Â»Wer ist die Kleine auf den Stelzen?«
    Â»Das ist Macs Jüngste, Katie. Sie will unbedingt bei der Parade mitmachen. Sie ist inzwischen schon recht gut. Da ist auch Jamie.« Sie lachte auf, als Jamie sich direkt vor Katies Stelzen hinfallen ließ.
    Keane beobachtete die kleine Showeinlage. »Roses Freund?«
    Â»Wenn es nach ihr geht, ja. Allerdings ist Jamie im Moment völlig hingerissen von Carmen Gribalti. Carmen würdigt ihn keines Blickes, sie hat ein Auge auf Vito, den Seiltänzer, geworfen, der wiederum jedem weiblichen Wesen schöne Augen macht.«
    Â»Das hört sich sehr kompliziert an.« Er lächelte, und Jo verspürte plötzlich ein Kribbeln im Bauch. »Romanzen werden in der Zirkuswelt wohl ziemlich großgeschrieben?«
    Â»Wie ich gehört habe, sollen sie überall großgeschrieben werden«, erwiderte Jo.
    Â»Und von wem sind Sie hingerissen, Jolivette?« Trotz der scheinbar nebensächlich hingeworfenen Frage beobachtete er ihre Reaktion genau.
    Sie hielt seinem Blick unerschrocken stand, obwohl ihr für einen Moment der Atem stockte. Ihr war nicht klar gewesen, wie nahe er ihr war. Sie bräuchte sich nur einige Zentimeter vorzubeugen, und ihre Lippen

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