Wilde Flammen
ihm vor der Vorstellung über das Gelände laufe.« Sie richtete sich auf und klopfte sich die Jeans ab. »Wenn Sie natürlich eine Kobra nehmen, dann ist das schon etwas ganz anderes â¦Â«
»Danke, aber ich passe lieber.« Erleichtert reichte Keane Rose die Schlange.
Rose legte sich die Boa wieder um den Hals. »Also, Duffy, was meinst du?«
»Lass dir von einem der Mädchen die Choreografie zeigen. Dann sehen wir weiter.« Lächelnd schaute er Rose nach, wie sie zufrieden davonschlenderte.
»Hey, Duffy!« Jamie winkte der Gruppe zu. »Da sind ein paar Städter, die mit dir reden wollen. Ich habe sie schon zum Bürowagen geschickt.«
»Gut, ich komme.« Duffy blinzelte Jo zu, bevor er sich Jamie anschloss und mit ihm zurückging.
Keane stand sehr nahe bei der Wassertonne. Wenn Jo jetzt also runtersprang, riskierte sie, ihm noch näher zu kommen.
Andererseits war ihr klar, dass sie nicht ewig hier sitzen bleiben konnte. Denn Keanes Gegenwart lieà ihr Herz schneller und schneller schlagen. Vergeblich versuchte sie sich zusammenzunehmen.
»Ich muss mich um mein Kostüm kümmern.« Umständlich begann sie mit dem Abstieg. Ihre FuÃspitzen berührten jedoch noch nicht einmal den Boden, als sie seine Hände bereits um ihre Taille spürte. Mit aller Macht zwang sie sich dazu, die Fassung zu bewahren. Jetzt nur keine Schwäche zeigen! Doch wie magnetisch angezogen begegneten sich ihre Blicke.
Mit den Daumen strich er leicht über ihre Seiten, Jo spürte die Wärme durch den Stoff ihrer Bluse. Mit jeder Faser ihres Seins wünschte sie, er würde sie loslassen. Und mit jeder Faser ihres Seins wünschte sie, er würde sie noch enger an sich ziehen. Ihr Herz begann noch wilder zu hämmern, als sie das Verlangen in seinen Augen erkannte.
Abrupt gab er sie frei und trat beiseite, um sie durchzulassen. »Du machst dich jetzt wohl besser auf den Weg in die Garderobe.«
Was sollte das nun wieder bedeuten? Aber es war wohl kaum ihre Aufgabe, seine plötzlichen Stimmungsumschwünge zu verstehen. Entschlossen schob Jo sich an ihm vorbei und ging über das Gelände. Wenn sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte, würde es ihr gelingen, Keane Prescott aus ihren Gedanken zu verbannen.
Hoffte sie.
7. K APITEL
Die Abendvorstellung war ausverkauft. Bei den Artisten, die sich hinter dem Vorhang für die Eröffnungsnummer aufgestellt hatten, breitete sich Lampenfieber aus. Dann war es so weit: Mit einem fröhlichen Marsch begleitete die Zirkusband den Einzug der Truppe in die Manege.
Jo hatte für die Parade die Rolle einer Schäferin übernommen. Sie trug einen weiten Krinolinenrock und führte ein Lämmchen an der Leine.
Weil ihre Löwennummer relativ bald nach der Eröffnung folgte, nahm sie normalerweise nicht an der Parade teil. Doch heute bot sich ihr endlich einmal die Chance, beim Einmarsch in die Manege die Zuschauer in aller Ruhe zu betrachten.
Im Publikum waren alle Altersgruppen vertreten â Babys, jüngere und ältere Kinder, Teenager, Eltern und GroÃeltern. Applaus begrüÃte die Zirkuskünstler, und lächelnd und winkend absolvierte Jo die einstudierte Schrittfolge, ohne groà darüber nachdenken zu müssen.
Nach dem Aufzug wechselte sie eilig ihr Kostüm, um sich dem Publikum als Königin der Raubkatzen zu präsentieren. Wenig später musste sie sich erneut umkleiden. Diesmal schlüpfte sie in eines der Schmetterlingskostüme, um bei den »Zwölf Tanzenden Schmetterlingen« mitzumachen.
»Ich hab gehört«, flüsterte Jamie, der in der Manege neben ihr stand, »dass du den Job in der Seilnummer bis nächste Woche übernehmen musst. Barbara ist wohl durch die Krankheit mehr mitgenommen als gedacht.«
Die Hände schon an das Seil gelegt, bewegte Jo unmerklich die Schultern. Die blauen Schmetterlingsflügel waren schwer. »Rose wird vielleicht übernehmen. Duffy hat ihr gesagt, sie soll schon mal üben. Wenn sie dieses verflixte Gewicht aushält.« Sie lächelte zerknirscht. »Die Dinger wiegen mindestens eine Tonne.«
Die Band stimmte den langsamen Walzer an, und Jo hangelte sich Handbreit um Handbreit im Takt am Seil empor.
»Ah, Showbusiness«, hörte sie Jamie unter sich aufseufzen und nahm sich vor, ihm später für diese Bemerkung einen Rippenstoà zu versetzen. Sie war oben angekommen,
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