Wilde Flammen
Körper. Das ist eine völlig neue Situation. Für so einen Fall habe ich nicht trainiert.«
»Du solltest ein wenig mehr Vertrauen in Jo Wilder haben, Mädchen.« Er tätschelte aufmunternd ihre Wange.
»Hey, Jo!«
Jo wandte den Kopf und sah Rose auf sich zukommen. Sie trug Jeans, eine weiÃe Rüschenbluse und eine drei Meter lange Boa constrictor um den Hals.
»Hallo, Rose.« Jo reichte Pete den Futtereimer. »Führst du Baby spazieren?«
»Er braucht etwas frische Luft.« Rose streichelte die Schlange fürsorglich. »Ich glaube, der arme Kerl leidet unter Reisekrankheit. Findest du nicht auch, dass er ein bisschen blass aussieht?«
Jo sah auf die schimmernde Schlangenhaut und in die kleinen schwarzen Augen, als Rose ihr Baby zur Inspektion hinhielt. »Nein, eigentlich nicht.«
»Na, heute ist es schön warm.« Rose lieà Babys Kopf los. »Ich werde ihn baden. Vielleicht muntert ihn das ein wenig auf.«
Jo entging nicht, wie Rose sich unauffällig umsah. »Suchst du Jamie?«
»Pah.« Rose schüttelte die schwarzen Locken. »An den verschwende ich keinen Gedanken mehr.« Abwesend strich sie über Babys Schuppen. »Für mich existiert er gar nicht mehr.«
»So kann man es auch machen«, mischte Pete sich ein und versetzte Jo einen leichten Stoà mit dem Ellbogen. »Den Trick hatte ich komplett vergessen. Aber die Wirkung ist sehr erstaunlich.«
Zuerst schaute Rose verständnislos zu Pete, dann zu Jo. »Wovon redet dieser Mann eigentlich?«
Lachend setzte Jo sich auf eine Wassertonne. »Davon, wie man einen Mann erobert.« Sie genoss die warme Sonne auf dem Gesicht. »Pete hat mir alle wichtigen Tricks verraten. Vom männlichen Standpunkt aus.«
»Oh.« Rose bedachte Pete mit einem vernichtenden Blick. »Du glaubst also, ich ignoriere Jamie nur, um sein Interesse zu erregen?«
»Ich behaupte felsenfest, dass die Wirkung von so einem Verhalten absolut umwerfend ist.« Pete rückte seine Kappe zurecht. »Damit verwirrst du ihn erst einmal, also muss er darüber nachdenken. Was bedeutet, dass er an dich denkt. Er wird sich unablässig fragen, warum du ihn nicht beachtest.«
Rose überdachte die Möglichkeiten. »Und das funktioniert?«
»Mit neunzigprozentiger Sicherheit.« Pete tätschelte Baby freundlich. »Das funktioniert auch bei den Tieren. Schaut euch nur mal die Löwen an.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Die hübsche Katzenlady da starrt einfach Löcher in die Luft, so als müsste sie über fürchterlich gewichtige Dinge nachdenken. Und das Männchen im Nebenkäfig reiÃt sich praktisch ein Bein aus, nur damit sie ihn endlich beachtet. Sie dagegen leckt sich nur gelassen sauber, so als würde sie nicht einmal wissen, dass er da ist. Und dann, wenn er mit dem Kopf gegen die Gitter rennt, schaut sie gelangweilt zu ihm hinüber, blinzelt und tut erstaunt. âºAch so, du meinst mich?â¹Â«
Pete lachte und zuckte vielsagend mit den Schultern. »Und dann ist er erledigt, er hängt an der Angel wie ein zappelnder Fisch.«
Die Vorstellung, wie Jamie an der Angel hing, die sie in der Hand hielt, entlockte Rose ein Lächeln. »Vielleicht setze ich Baby doch nicht in Carmens Wohnwagen ab«, murmelte sie. »Seht nur, da kommen Duffy und der neue Besitzer.«
Einem harmlosen Flirt nie abgeneigt, fuhr sich Rose mit den Fingern durch die Locken und setzte ihr verführerischstes Lächeln auf. Ohne die beiden Männer aus den Augen zu lassen, raunte sie ihrer Freundin zu: »Also mal ehrlich, Jo, ist das nicht der attraktivste Mann, der dir je untergekommen ist?«
Jos Blick war automatisch zu Keane gewandert, sie konnte nichts dagegen tun. Ihre Finger umklammerten den Rand der Wassertonne fester. »Doch«, antwortete sie bemüht lässig, »er sieht recht gut aus.«
Hinter ihr murmelte Pete dicht an ihrem Ohr: »Denk daran, was ich dir eben gesagt habe. Und vor allem: Entspann dich! Deine Fingerknöchel sind schon ganz weiÃ.«
Mit einem frustrierten Seufzer lockerte Jo ihre Finger und richtete sich gerade auf. Selbstbeherrschung, das war es, was hier angebracht war. Und Selbstbeherrschung war schlieÃlich eine der Grundvoraussetzungen für ihren Beruf. Wenn sie sich im Käfig zusammennehmen und ein Dutzend wilder Löwen in Schach halten konnte, dann schaffte sie es auch
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