Wilde Flammen
selbstverständlich begann er ihren Zopf zu lösen, teilte die Strähnen mit seinen Fingern, bis ihr das Haar offen über die Schultern floss. »Das wollte ich schon tun, als ich dich zum ersten Mal sah. In diesem Haar kann man sich verlieren.«
Ihr kam in den Sinn, dass ihre Widerstandskraft mit jedem Mal, wenn sie in seiner Nähe war, ein Stückchen mehr schwand. Sie verlor sich tiefer und tiefer in seinen Augen, fiel mehr und mehr unter seinen Bann. Schon prickelten ihre Lippen in der Erinnerung an den letzten Kuss und sehnten sich nach dem nächsten. Hinter ihr begann der Wasserkocher zu zischen.
»Das Wasser kocht«, brachte sie mühsam hervor und versuchte sich umzudrehen. Seine Hand noch immer in ihrem Haar, lehnte Keane sich leicht vor und drückte auf den Schalter. Das Zischen wurde leiser und erstarb schlieÃlich. In Jos Ohren hallte es endlos lange nach.
»Möchtest du jetzt Kaffee?«, murmelte Keane und glitt mit den Fingern an ihrem Hals entlang.
Jos Augen weiteten sich, wurden gröÃer und gröÃer, während Keane sie forschend betrachtete. »Nein«, flüsterte sie. In diesem Moment wünschte sie sich nichts anderes, als ihm zu gehören.
Seine Hand kam an der pochenden Ader zu liegen. »Du zitterst.« Er konnte es fühlen, als er sie enger an sich heranzog. »Ist das Angst?« Mit dem Daumen fuhr er über ihre Lippen. »Oder Erregung?«
»Beides.« Ihr entschlüpfte ein kleiner hilfloser Laut, als seine Hand zu der Stelle glitt, wo ihr Herz wild in ihrer Brust klopfte. »Wirst du â¦Â« Sie unterbrach sich, musste sich sammeln, weil ihre Stimme atemlos und bebend klang. »Wirst du jetzt mit mir schlafen?« Hatten seine Augen sich verdunkelt, oder bildete sie sich das nur ein?
»Wunderschöne, wunderbare Jolivette«, murmelte er leise, bevor er den Kopf beugte. »Natürlich und offen ⦠und unwiderstehlich.«
Der sanfte Kuss, der folgte, änderte sich sehr bald, wurde leidenschaftlich, gierig. Sein Mund eroberte den ihren, und Jo lieà alle Vorsicht und Zurückhaltung fahren. Wenn ihn zu lieben verrückt und unmöglich war, war mit ihm zu schlafen dann jenseits jeder Vernunft? Verloren in ihren Emotionen, lieà Jo ihr Herz das Kommando über ihren Verstand übernehmen. Als sie die Lippen öffnete, war es nicht Kapitulation, sondern berauschte Trunkenheit, mit der sie den Kuss willkommen hieÃ.
Keane küsste sie jetzt zärtlicher, sein Mund neckte, liebkoste, verhieà Versprechen, die Jo erzittern lieÃen und ihre Sehnsucht in unermessliche Höhen trieben.
Seine Finger fanden den ReiÃverschluss ihres Trikots und zogen ihn langsam auf. Er suchte die Wärme ihrer Haut, stieà einen zufriedenen Seufzer aus, als die sanfte Rundung ihrer Brust sich seiner Hand entgegenwölbte. Er lieà sich Zeit, erkundete jeden Zentimeter ohne Eile, so als wolle er sich alles auf ewig einprägen. Jo zitterte jetzt nicht mehr, sie schmiegte sich an ihn, lieà Keane den Rhythmus der Bewegungen bestimmen. In dem Seufzer, der sich ihrer Kehle entrang, lag nichts als verzückte Verwunderung.
Und dann stockte ihr der Atem, als er erneut den Kuss vertiefte und Jo damit in eine Welt katapultierte, von deren Existenz sie bisher nicht einmal etwas geahnt hatte. Seine Hände wurden fordernder, seine Liebkosungen fiebriger. Er hatte seine Beherrschung aufgegeben, hielt sich nicht mehr eisern zurück, sondern lieà sich mit Jo zusammen von den Wellen der Leidenschaft mitreiÃen.
Für die Reise auf diesem Meer gab es keine Beschränkungen, keine Grenzen. Kein Horizont war zu erkennen, keine Tiefe zu bestimmen. Es waren Wasser, deren Strudel jeden hinunterzogen in das Reich unbeschreiblicher Freuden. Jo sperrte sich nicht, lieà sich stattdessen willig in der Strömung treiben und tauchte tiefer hinab in den Sog.
Zuerst glaubte sie, das laute Pochen stamme von ihrem eigenen Herzen. Als Keane sich von ihr zurückziehen wollte, murmelte sie protestierend und hielt ihn fest. Doch das Klopfen hielt an, und leise fluchend machte Keane sich von ihr los.
»Da ist jemand sehr hartnäckig«, murmelte er. Jo starrte ihn verständnislos mit verhangenen Augen an. »Jolivette, jemand ist an der Tür.«
»Oh.« Verlegen fuhr sich Jo mit den Fingern durchs Haar und versuchte ihre Fassung zurückzuerlangen.
»Du solltest besser nachsehen, wer es ist.«
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