Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Schulter, als der Löwe ihr die ausgefahrenen Krallen in das Fleisch schlug. Dennoch blieb sie vor der Raubkatze stehen, hielt den Blick fest auf die Augen des Löwen gerichtet und umfasste Gerrys Arm mit stählernem Griff.
    Â»Jetzt bloß nicht rennen.« Ihre Stimme war eisern beherrscht. Ungeheurer Schmerz breitete sich in ihrer Schulterpartie aus, sie fühlte das warme Blut über ihren Arm laufen.
    Entschlossen nahm sie Gerry mit dem unverletzten Arm die Peitsche aus der Hand und ließ sie scharf durch die Luft knallen. Trotzdem war ihr klar, dass sie nicht die geringste Chance hätte, sollte Hamlet sich weiterhin so widerspenstig verhalten. Jede Hilfe käme dann zu spät. Sie knallte noch einmal mit der Peitsche. Schon wurden die anderen Katzen unruhig. Abra bleckte die Zähne und knurrte.
    Â»Ã–ffne den Gang«, rief sie Buck zu, die Stimme eiskalt kontrolliert. »Du gehst jetzt raus aus dem Käfig«, wies sie Gerry an. »Ich werde die Löwen einen nach dem anderen in den Gang schicken. Bewege dich langsam, und wenn ich dir sage, du sollst stehen bleiben, dann rührst du dich keinen Zentimeter vom Fleck. Verstanden?«
    Er schluckte so laut, dass sie es hören konnte, während sie den fauchenden und knurrenden Tieren nacheinander befahl, vom Hocker zu springen und in den Gittergang zu traben. »Er hat dich erwischt. Ist es schlimm?«, flüsterte Gerry kaum hörbar voller Entsetzen.
    Â»Geh endlich.« Die Hälfte der Tiere hatte die Manege verlassen, Hamlet starrte sie immer noch lauernd an. Jetzt kam es auf Sekunden an. Jo hörte laute Stimmen außerhalb des Manegenkäfigs, doch sie ignorierte sie und konzentrierte sich ausschließlich auf die noch verbliebenen Tiere. »Tu, was ich dir sage.«
    Langsam bewegte Gerry sich rückwärts. Es schien Stunden zu dauern, bevor Jo endlich das metallene Scheppern der Tür hörte, dabei waren es nur Sekunden.
    Hamlet machte keinerlei Anstalten, seinen Hocker zu verlassen, als die Reihe an ihn kam. Er war der letzte Löwe im Manegenkäfig. Der Geruch von Schweiß, Staub und Blut mischte sich und hing in der Luft. Jos rechter Arm brannte wie Feuer.
    Die Sicherheitsbox schien meilenweit weg zu sein. Langsam machte Jo zwei Schritte zurück, die Raubkatze spannte sofort die Muskeln an, Jo blieb stehen. Der Löwe würde sie niemals die Arena durchqueren lassen, das wusste sie. Selbst wenn sie rannte … er hätte sie mit einem einzigen Sprung eingeholt und zu Boden gerissen. Sie musste bluffen, eine andere Wahl blieb ihr nicht.
    Â»Hinaus«, befahl sie scharf. »Hamlet, hinaus.«
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen. Ein Tropfen rann ihr zwischen den Schulterblättern den Rücken hinunter. Ihre Haut war überzogen von kaltem Schweiß, während das Blut warm an ihrem Arm herunterlief. Das Bild ihres Vaters, von einem Löwen durch die Manege geschleift, schoss ihr plötzlich in den Kopf. Angst breitete sich in ihr aus, das Gefühl der Schwäche drohte sie zu überwältigen. Mit unendlicher Selbstbeherrschung verdrängte sie sämtliche Gefühle.
    Der Zeitfaktor war jetzt enorm wichtig. Je länger sie Hamlet erlaubte, sich dem Kommando zu verweigern, desto aggressiver und gefährlicher würde er werden. Noch hatte er seinen todbringenden Vorteil nicht erkannt.
    Â»Hinaus, Hamlet.« Jo betonte jede Silbe scharf und laut und verstärkte das Kommando mit einem Peitschenknall. Der Löwe sprang vom Hocker. Jeder Muskel in Jo spannte sich an. Hamlet zögerte noch immer, lief nervös hin und her, den Blick unablässig auf die Trainerin gerichtet.
    Jo wiederholte das Kommando. Das Tier war verwirrt, was ihr zum Vorteil gereichen oder zu ihrem Todesurteil werden konnte.
    Â»Hamlet, hinaus!« Dieses Mal benutzte sie auch das Handzeichen, das er aus seinen frühesten Trainingstagen kannte.
    Als hätte Jo damit einen Schalter umgelegt, entspannte sich die Katze, drehte sich um und trabte in den Gittergang. Noch bevor das Gitter ganz heruntergelassen war, sank Jo auf die Knie. Der Schock setzte ein, sie zitterte jetzt wie Espenlaub.
    Keine fünf Minuten waren vergangen, seit Hamlet Gerrys Kommando nicht befolgt hatte, doch Jo verspürte die Anspannung von Stunden. Ihr wollte schwarz vor Augen werden, sie schüttelte den Kopf, um ihre Sicht zu klären. Und plötzlich war Keane an ihrer Seite.
    Sie hörte ihn fluchen und fühlte,

Weitere Kostenlose Bücher