Wilde Flammen
hervor. Der Verband saà fest, Keane richtete sich auf und goss sich selbst einen Brandy ein, mit dem Rücken zu Jo.
Zutiefst verletzt starrte sie ihn an, bevor sie sich wieder Buck zuwandte. »Wie geht es Gerry?«
Buck hielt ihr das Glas an die Lippen und bemerkte erfreut den ersten Hauch Rosa auf ihren Wangen. »Pete ist bei ihm. Der Schock sitzt ihm noch in den Knochen, aber er kommt schon wieder in Ordnung.«
Jo nickte. »Gut. Wahrscheinlich muss ich zu einem Arzt in der Stadt, um das hier behandeln zu lassen.« Sie gab Buck das Glas zurück und fragte sich, ob sie es wohl schon wagen konnte, aufzustehen. Sie atmete tief ein und sah zu Duffy. »Er soll sich bereithalten. Ich bin bestimmt bald wieder zurück.«
Keane drehte sich abrupt um. »Bereit â wozu?«
»Um wieder in den Manegenkäfig zu gehen«, antwortete sie nüchtern. »Vor der Abendvorstellung sollte wohl Zeit für eine kurze Probe bleiben«, sagte sie zu Buck.
»Nein.«
Ihr Kopf ruckte herum, als Keane nur dieses eine Wort ausstieÃ. Lange starrten sie einander schweigend an. Feindseligkeit stand in beider Blick. »Du gehst heute nicht mehr da hinein.«
»Natürlich gehe ich«, entgegnete Jo. Ihr gelang es, Wut und Schmerz aus ihrer Stimme herauszuhalten. »Und wenn Gerry Dompteur werden will, wird er mitkommen.«
»Jo hat recht.« Buck versuchte die Wogen zu glätten. Er spürte, wie explosiv die Stimmung war. »Wenn man vom Pferd fällt, muss man auch sofort wieder aufsteigen, sonst traut man sich nie wieder.«
Keane sprach weiter mit Jo, als hätte er Buck gar nicht gehört. »Ich erlaube es nicht.«
»Du wirst mich nicht zurückhalten.« Vor Empörung sprang sie auf. Die abrupte Bewegung jagte einen stechenden Schmerz durch ihren Arm, und für einen Sekundenbruchteil schloss sie die Augen.
»Ich kann, und ich werde.« Er nahm einen kräftigen Schluck Brandy. »Mir gehört der Zirkus nämlich.«
Jo ballte die Hände zu Fäusten. Wie konnte er nur so missbräuchlich mit seiner Macht umgehen! Nicht ein Zeichen von Mitgefühl oder Trost hatte er ihr gezeigt, seit er im Käfig neben ihr gekniet hatte. Dabei hätte sie nichts mehr gebraucht!
Um das Beben ihrer Stimme so gut wie möglich zu verheimlichen, sprach sie extrem leise. »Aber ich gehöre Ihnen nicht, Mr Prescott. Und wenn Sie sich den Vertrag genau ansehen, werden Sie feststellen, dass Ihnen auch die Löwen und das Equipment keineswegs gehören. Ich habe Tiere und Ausrüstung gekauft und finanziere ihr Futter mit meinem Gehalt. Laut Vertrag steht Ihnen nicht das Recht zu, mir zu sagen, wann ich mit den Tieren arbeiten kann.«
Keanes Miene wurde hart wie Stein. »Allerdings hast du auch nicht das Recht, den Manegenkäfig ohne meine Erlaubnis im Hauptzelt aufzubauen.«
»Stimmt. Dann muss ich ihn eben woanders aufbauen«, erwiderte sie hitzig. »Und ich werde ihn aufbauen, denn ich werde heute mit meinen Tieren arbeiten. Ich gehe nicht das Risiko ein, den Erfolg monatelanger Arbeit aufs Spiel zu setzen.«
»Aber du riskierst dein Leben?« Keane setzte sein Glas mit Wucht ab.
»Was interessiert dich das!« In ihrer Erregung griff sie wieder auf das vertraute Du zurück. Nicht nur ihr Arm hatte Wunden davongetragen, auch ihr Herz, tiefer, als sie je vermutet hätte. Dabei wollte sie nichts anderes, als von ihm gehalten zu werden, so wie in jener Nacht, als er sie in ihrer Trauer um Ari getröstet hatte. »Ich bedeute dir doch nichts!« Wild schüttelte sie den Kopf, dass ihre Haare flogen. Sie stand kurz davor, in Hysterie auszubrechen.
Buck legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Jo«, sagte er beruhigend mit seiner tiefen Stimme.
»Nein!« Sie schüttelte seine Hand ab. »Er hat nicht das Recht dazu! Er hat kein Recht, über mein Leben zu bestimmen.« Mit funkelnden Augen sah sie zu Keane. »Ich weiÃ, was ich zu tun habe. Ich weià auch, was ich tun werde. Keine Angst, Herr Rechtsanwalt, ich übernehme die volle Verantwortung. Niemand wird dich verklagen, wenn mir etwas zustöÃt. Deine Karriere ist nicht in Gefahr.«
»Jetzt mach aber mal halblang, Jo«, mischte Buck sich entschieden ein. Er fasste sie bei ihrem unverletzten Arm und spürte ihr Zittern. »Sie ist völlig durcheinander, sie weià nicht, was sie sagt«, meinte er in Keanes Richtung.
Der
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