Wilde Flammen
wie der zerrissene Stoff ihrer Bluse sanft von ihrem Arm gezogen wurde. Keane feuerte unablässig Fragen auf sie ab, doch sie konnte nicht mehr tun als nach Luft ringen. Sie richtete einfach nur den Blick auf ihn und dachte benommen darüber nach, wie dunkel seine Augen plötzlich wirkten.
»Was?« Sie hörte seine Stimme, konnte aber den Sinn seiner Worte nicht aufnehmen. Er richtete sich auf und hob sie in seine Arme. »Nicht.« Ihr Verstand versuchte verzweifelt, den Nebel zu durchdringen. »Ich bin in Ordnung.«
»Sei still«, herrschte er sie an und trug sie zum Ausgang. »Sei einfach still.«
Weil das Sprechen so anstrengend war, gehorchte Jo. Mit geschlossenen Lidern lauschte sie dem aufgeregten Stimmengewirr um sich herum. Der Schmerz in ihrem Arm war kaum zu ertragen, doch das beruhigte sie. Schmerz bedeutete, die Nerven funktionierten noch, Taubheit dagegen hätte ihr Angst gemacht. Dennoch hatte sie noch nicht den Mut, sich die Verletzung anzusehen. Im Moment reichte es ihr, am Leben zu sein.
Irgendwann hob sie die Lider. Keane trug sie über den Platz zum Bürowagen, aufgeregte Artisten folgten ihnen. Bei dem Tumult, der sich seinem Wagen näherte, war Duffy bereits an der Tür, bevor Keane sie aufstoÃen konnte.
»Was, zum Teufel â¦Â« Abrupt brach Duffy ab, als sein Blick auf Jo fiel. Er wurde bleich unter den Sommersprossen und trat beiseite, damit Keane Jo auf die Sitzbank legen konnte. »Wie schlimm ist es?«
»Das kann ich noch nicht sagen«, murmelte Keane. »Ich brauche eine Schüssel mit Wasser, ein sauberes Tuch und den Erste-Hilfe-Kasten.«
Buck hatte schon alles zur Hand und reichte die Sachen an Keane weiter. Dann ging er zu einem Schrank und nahm eine Flasche Brandy heraus.
»So schlimm ist es nicht«, brachte Jo hervor. Vorsichtig wagte sie einen Blick auf die Wunde. Keane hatte ihr mit Streifen aus dem zerrissenen Hemd den Arm abgebunden, um die Blutung zu stoppen. Dennoch war Blut über den ganzen Arm verteilt, sodass im Moment niemand abschätzen konnte, wie schwer die Verletzung tatsächlich war. Ãbelkeit stieg in Jo auf.
»Nicht so schlimm? Woher willst du das denn wissen?«, stieà Keane zwischen den Zähnen hervor, während er begann, die Wunde zu reinigen. Er wrang das Tuch über der Schüssel aus, die Buck ihm hingestellt hatte.
»Es blutet doch gar nicht so stark.« Jo schluckte, um die Ãbelkeit zurückzudrängen. Sie konnte jetzt wieder klarer denken und fragte sich, warum Keane so barsch zu ihr war. Sie schaute auf seinen gesenkten Kopf hinunter. Er musste ihren Blick gespürt haben, denn er blickte auf und sah sie an. Die Wut in seinen Augen lieà sie zurückzucken.
»Halt still«, befahl er und konzentrierte sich wieder auf ihren Arm.
Der Löwe hatte nicht wirklich fest zugeschlagen, dennoch verliefen vier tiefe Risswunden über Jos Oberarm. Sie biss die Zähne zusammen, als Keane über die offenen Stellen fuhr. Seine Schroffheit verursachte ihr fast noch mehr Schmerzen. Sie versuchte, auf beides nicht zu reagieren. Die Angst saà ihr noch immer in den Gliedern, und sie wünschte sich nichts mehr, als dass Keane die Arme um sie legen und sie ganz fest halten würde.
»Das muss genäht werden«, sagte Keane, ohne Jo anzusehen.
»Und sie braucht eine Tetanusspritze.« Buck hielt ihr einen reichlich bemessenen Brandy hin. »Trink das, Mädchen. Zur Stärkung.«
Die Zärtlichkeit in seinem Ton hätte ihre Fassung fast zusammenbrechen lassen. Er legte seine groÃe Hand an ihre Wange, und sie schmiegte fest das Gesicht hinein.
»Komm, trink«, forderte er sie erneut auf, und Jo nahm gehorsam das Glas entgegen und tat wie geheiÃen. Es brannte höllisch in ihrer Kehle. Sie presste das Glas an die Stirn. »Was ist da in dem Käfig überhaupt passiert?« Er ging neben ihr in die Hocke, während Keane den Verband anlegte.
Jo holte tief Luft. Als sie sprach, klang sie ruhig und gefasst. »Hamlet reagierte nicht auf Gerrys Befehl. Also wiederholte der Junge das Kommando, aber gleichzeitig trat er dabei vor, zu nahe an den Löwen heran. Ich sah Hamlets Augen und wusste es sofort. Ich hätte schneller eingreifen müssen, hätte besser auf Gerry achten sollen. Es war ein dummer Fehler.« Sie starrte in das Brandyglas.
»Sie hat sich zwischen die Katze und den Jungen gestellt«, presste Keane
Weitere Kostenlose Bücher