Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
Ich kann dir also nicht versprechen, vollkommen rational zu handeln, aber da du mir gestattet hast, dich durchzuwalken, werde ich es zumindest versuchen.«
Indigos Lippen zuckten kaum wahrnehmbar. »Du bist schrecklich.« Sie packte den Kragen seines weißen Hemds und zog ihn zu einem Kuss an sich.
Den Pfiff eines vorübergehenden Rudelgefährten ignorierten sie geflissentlich.
»Streng dich an.« Er spürte ihre Krallen, bevor sie ihn wieder losließ. »Was machst du heute?«
»Hawke hat mir auf dem Handy eine Nachricht hinterlassen, dass er mich sehen will, wenn ich zurück bin. Könnte sein, dass er einen Job für mich hat.«
Falten erschienen auf Indigos Stirn. »Wann wirst du wieder aufbrechen, um deine Runden zu drehen?«
»In ein paar Wochen.« Er mochte den Gedanken nicht, für so lange Zeit von ihr getrennt zu sein. Gerade jetzt, da sie endlich eine Bindung eingingen. Denn noch war diese Bindung zwar stark, aber nicht wirklich gefestigt. »Eventuell kann ich etwas deichseln und in regelmäßigeren Abständen in die Höhle zurückkehren.«
Indigos Augen wurden dunkler. »Deine Arbeit ist sehr wichtig. Du darfst das Rudel nicht zu kurz kommen lassen, nur weil – «
»Still.« Er küsste sie. »Du machst mich glücklich. Und ein glücklicher Andrew arbeitet leistungsfähiger.«
Indigo verdrehte die Augen. »Wann musstest du das letzte Mal klein beigeben?«
Er tat so, als müsste er überlegen. Dann beugte er sich vor und flüsterte: »Erst vor ein paar Stunden, als du dich geweigert hast, den Wagen anzuhalten und mit mir auf den Rücksitz zu klettern.«
Nicht sehr viel später stand Andrew mit Hawke auf einem Hügel, sah auf ein wunderschönes grünes Tal hinunter und murmelte: »Soso.«
Hawke hob eine Augenbraue. »Ich hatte eine andere Reaktion erhofft.«
»Kommt nur ein wenig überraschend.« Andrew dachte einen Augenblick über das Angebot nach. »Warum gerade ich?«
»Adam mag dich«, sagte Hawke und lehnte sich an den breiten Stamm einer Kiefer. Adam war der Oberst der WindHaven-Falken. Die Sonne ließ das Haar des Leitwolfs silbern aufleuchten wie wertvolles Erz. Die Farbe war genauso einzigartig wie die blassblauen Augen. »Bist du mit dem Job einverstanden?«
Andrew trat an den Rand des Abhangs und sah in die Weite. »Natürlich, es ist kein Problem für mich, den Verbindungsmann zu den Falken zu spielen, aber wird sich Adam in wichtigen Dingen nicht direkt an dich wenden?«
»Bei großen Sachen sicher«, sagte Hawke. »Aber genau wie bei den Leoparden wird es Dinge geben, die nicht zwingend meine Beurteilung brauchen, wohl aber die eines erfahrenen Rudelgefährten.«
Andrew nickte. Der Leitwolf musste sich um tausend Dinge kümmern. Etwas zu delegieren war nicht nur wichtig, um selbst kraftvoll zu bleiben, sondern trug auch zur Gesundheit des Rudels bei, denn zu viele starke Wölfe ohne richtige Aufgabe würden sich katastrophal auswirken. »Warum hast du nicht einen der Offiziere gefragt?«
»Die haben schon genug zu tun … und du weißt genauso gut wie ich, dass du längst Offizier sein könntest, wenn du gewollt hättest.«
Andrew schüttelte den Kopf. »Aber dann könnte ich meine Arbeit nicht mehr richtig tun.« Er musste selbst den schwächsten und unsichersten Wölfen zugänglich erscheinen, und das war nicht möglich, wenn er zum Machtzirkel des Rudels gehörte.
»Die Beziehung zu Indigo würde dadurch einfacher werden«, sagte Hawke. Aber Andrew wusste, dass es als Frage gemeint war.
»Würde es nicht. Die Grundprobleme würden sich nicht ändern.« Er war jünger und weniger dominant, das ließ sich nicht leugnen. »Nur so aus Neugierde – seit wann hast du mich als möglichen Offizier auf der Liste?«
»Ich wusste schon immer, dass die Fähigkeit dazu in dir steckt«, sagte Hawke zu Andrews Überraschung. »Deshalb habe ich dich auf den Posten in San Diego geschickt, und du hast dich mehr als bewährt. Deine Arbeit in den letzten Monaten war nur das Tüpfelchen auf dem i. Aber wenn es um das Rudel geht, nehme ich keine Rücksicht. Du hast mir am meisten genutzt, wo du warst.«
»Du und rücksichtslos?« Andrew drückte sich die Hand auf die Brust, gab einen Infarkt vor.
Hawke grinste wölfisch. »Der Verbindungsmann auf Seiten der Falken wird Jacques sein.«
»Den kenne ich. Der ist in Ordnung.« Ein bisschen schweigsam vielleicht, aber Andrew war mit Riley aufgewachsen und konnte damit umgehen. Man musste nur ein bisschen bohren, dann bekam man auch aus ihm
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