Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
etwas heraus. »Wer ist der Verbindungsmann der Leoparden?« Denn mit ihm oder ihr würde er ebenfalls zusammenarbeiten.
»Nathan«, sagte Hawke. Das war der älteste Wächter im Raubkatzenrudel.
»Ein erstes Treffen wäre gut, um ein paar grundlegende Dinge zu besprechen.« Andrew schob die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Fersen nach hinten. »Sobald ich wieder in der Höhle bin, werd ich versuchen, alle für eine Videokonferenz zusammenzutrommeln.«
Hawke nickte und stieß sich von dem Baum ab. »Ich werde zur nördlichen Grenze laufen, mal sehen, wie die Dinge dort stehen.«
»Irgendwelche Anzeichen von medialen Aktivitäten?«
»Nein. Und die Techniker haben auch keine weiteren Sender ausgegraben.« Um Hawkes Mund zogen sich tiefe Falten. »Aber Judd hat mich gestern Abend angerufen. Es gibt Gerüchte, Henry Scott habe die Absicht gehabt – und habe sie noch immer – , unser Territorium als Basis für einen Angriff auf die Stadt zu nutzen.«
»Ist die Entfernung nicht zu groß?«, fragte Andrew.
»Eigentlich schon, aber sie scheinen über mehrere TK -Mediale zu verfügen, die teleportieren können.«
Andrew überlegte. »Das könnte funktionieren.« Das Territorium der Wölfe war abgelegen genug, eine Invasionstruppe würde in der Stadt nicht sofort bemerkt werden. »Vor allem, wenn sie nur punktuell zuschlagen wollen.«
»Du solltest wirklich an den Besprechungen der Offiziere teilnehmen«, sagte Hawke. »Schließlich ist Spionage dein Job.«
Andrew nickte. Zuerst war es nur darum gegangen, immer zu wissen, wo das Rudel stand, doch inzwischen drangen durch das von ihm aufgebaute Netzwerk alle möglichen Informationen an sein Ohr. »Ich werde Indy bitten, mir vor dem nächsten Treffen rechtzeitig Bescheid zu geben.«
»Gut.« Hawke beugte sich vor und streichelte einen wilden Wolf, der gerade zwischen den Bäumen hervorgekommen war. »Judd hat noch etwas anderes herausgefunden – anscheinend nutzen die Makellosen Medialen ein abgelegenes Bergdorf als Trainingsplatz und Nachschubbasis.«
»Was schlägt er vor?«
»Sie weitermachen zu lassen. Er meint, so könne er sie im Auge behalten – und es sei besser zu wissen, wo die Schlangen ihr Nest haben.« In Hawkes Augen stand gnadenlose Unerbittlichkeit, als er aufsah. »Dann könnten wir sie empfindlich treffen, wenn die Scotts tatsächlich die Stadt angreifen, und einen großen Teil ihrer Armee rechtzeitig ausschalten.«
Indigo entließ ihre Leute, mit denen sie im Wald besprochen hatte, wie sie auf lange Sicht die Sicherheitsvorkehrungen aufrechterhalten konnten, die das Eindringen der Medialen erforderlich gemacht hatte. Bei einem letzten Rundblick fand sie noch ein Armband und wollte sich gerade auf den Rückweg zur Höhle machen, als sie eine unerwartete – wenn auch nicht unbekannte – Witterung aufnahm. Ihre Wölfin duckte sich zum Sprung, um Matthias willkommen zu heißen, da trat er auch schon auf die Lichtung. Jauchzend sprang sie in seine Arme und schlang die Beine um seine Hüften.
Nicht viele Männer hätten dieser stürmischen Begrüßung standgehalten, aber Matthias hatte den Köperbau eines Panzers. Er fing sie mit einem zaghaften Lächeln auf, viele Frauen hielten ihn deswegen irrtümlich für schüchtern, doch in den meisten Fällen lagen sie spätestens eine halbe Stunde später nackt in seinen Armen.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie ihn und gab ihm einen Kuss.
Seine Augen waren dunkel wie der nächtliche Himmel in den Bergen, als er sie an sich drückte. »Mir sind da mächtig überraschende Dinge über dich zu Ohren gekommen, mein Schatz.«
»Tatsächlich?« Sie hob eine Augenbraue, machte sich los und sprang einen Schritt zurück.
Matthias hatte nicht nur die kräftige Statur eines Panzers, er war auch größer als alle anderen Wölfe im Rudel, über zwei Meter. Bei seinem Anblick hätte einem angst und bange werden können, doch sein Gesicht, eine Mischung aus spanischen, fernöstlichen und afrikanischen Zügen – seine Mutter stammte aus Tansania – ließ die meisten vergessen, wie gefährlich er sein konnte.
Indigo jedoch kannte ihn lange genug, um nicht darauf hereinzufallen – und sie sah auch das schelmische Glitzern in seinen Augen. »Was hast du denn gehört?«, fragte sie.
»Du sollst dich mit Rileys kleinem Bruder zusammengetan haben.«
Das war natürlich nur ein Schuss ins Blaue, um sie auszuhorchen, sie setzte ein unschuldiges Gesicht auf. »Ach, wirklich. Das ist ja interessant.«
Weitere Kostenlose Bücher