Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
direkt in der Feuerlinie.
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»Runter!«, rief Hawke, wich einer Kugel aus und riss D’Arn zur Seite.
Niemand wurde bei der ersten Angriffswelle verletzt, mit der enormen Schnelligkeit von Gestaltwandlern gingen sie in Deckung, aber dennoch spürte Andrew einen harten Schlag im Schädel. Sein natürlicher Schild bewahrte ihn vor Hirnverletzungen, aber es dröhnte in seinen Ohren – wenn die Medialen ihre telepathischen Kräfte bündelten, würden sie die Schläge nicht mehr abwehren können.
Deshalb durften sie den Angreifern keine Zeit lassen, sich zu sammeln.
Er überließ das Feuern den Scharfschützen, schlug einen weiten Bogen und nahm am Rande wahr, dass zwei weitere Wölfe dasselbe taten. Die Medialen fuhren herum und feuerten auf die Gestalten zwischen den Bäumen, aber Andrew hätte auch blind seinen Weg gefunden.
Er verwandelte sich und wartete ab. Als ein Medialer sich in der Überzeugung abwandte, er habe sein Ziel getroffen, sprang Andrew los und packte ihn an der Kehle. Biss dem Mann die Gurgel durch und war wieder fort, ehe seine Kameraden überhaupt bemerkt hatten, wie weit sich ihr Kollege von der Angriffsformation entfernt hatte. Selbst als sie den Toten entdeckten, wurde nur ein weiterer Mann abgestellt, um die Flanke zu decken.
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Nicht nur, dass sie es offensichtlich allein auf Hawke abgesehen hatten – so sehr, dass sie sich schutzlos dem feindlichen Feuer preisgaben. Kurz darauf hörte Andrew Schüsse auf der anderen Seite. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen war es den Medialen gelungen, sie in die Zange zu nehmen.
Der Mensch in Andrew hätte wahrscheinlich geflucht, der Wolf dachte nur daran, das Blatt wieder zu wenden. Er suchte sich eine bessere Position und beobachtete, wie Hawke, Riaz und D’Arn Rücken an Rücken die Medialen mit wohl gesetzten Schüssen auf Abstand hielten. Indigo war fort, Elias, Sing-Liu und ein paar andere ebenfalls. Hawke hatte sie sicher losgeschickt, um den Angriff von der anderen Seite abzuwehren.
Die beiden Wölfe, die sich mit ihm verwandelt hatten, hielten sich im Hintergrund, einer schaltete gerade einen Medialen aus, der nicht aufgepasst hatte. Ein Schuss peitschte durch den Wald, doch der Wolf hatte sich schon zurückgezogen, der Mediale war tot oder würde es nicht mehr lange machen, so wie sein Kopf aussah.
Sehr gut. Ein Feind weniger, um den man sich kümmern musste.
Andrew robbte auf einen weiteren Angreifer zu, als er roch, dass Blut aus D’Arns Nase schoss. Die psychischen Angriffe wurden immer stärker. Andrews Beute hatte sich inzwischen weit genug von den anderen entfernt, damit er zuschlagen konnte. Der Wolf spannte die Muskeln zum Sprung an, doch dann fiel sein Blick auf den Medialen in der Mitte. Er schoss nur, um sich zu verteidigen, war aber vor allem damit beschäftigt, Hawke im Auge zu behalten … als würde er ein Bild von ihm irgendwohin senden.
Andrew begriff, was passieren würde, kurz bevor tatsächlich ein anderer Medialer direkt vor dem Leitwolf teleportierte. Selbst der schnelle Hawke konnte auf diese Entfernung keiner Kugel ausweichen. Doch Andrew hatte schon zum Sprung angesetzt und warf sich Sekundenbruchteile vor dem Schuss dazwischen.
Die Kugel traf ihn wie ein Hammer in den Leib, durchschlug sein Fell und schleuderte ihn auf Hawke und die anderen. Der Leitwolf ging zu Boden, rollte sich aber sofort mit dem verletzten Wolf hinter einen Baum. Riaz und D’Arn taten dasselbe zur anderen Seite hin. »Bleib bloß bei mir«, befahl Hawke Andrew und presste die Hand fest auf die blutende Wunde. »Wenn du stirbst, zieht mir Indigo die Haut ab.«
Andrew spürte, wie sein Körper schwächer wurde, aber er sah noch, dass die Medialen fielen. Um ihr Ziel zu erreichen, hatten sie die Verteidigung zu sehr vernachlässigt. Riaz schaltete zwei aus, D’Arn einen weiteren. Zwei Medialen gelang es zu teleportieren. Blieben noch drei. Hawke drückte sein Knie auf Andrews Wunde, zielte und schoss dem Medialen, der am nächsten stand, die Kniescheibe weg. Dann zielte er grimmig auf den nächsten.
Doch bevor er abdrücken konnte, richtete der Mann die Waffe auf den Kameraden und schoss ihm in den Kopf. Hawke machte ihm kurz darauf den Garaus. Ein Schuss von Riaz streckte schließlich den Letzten von ihnen nieder.
Es war vollkommen still im Wald.
Indigo, dachte Andrew, als seine Brust sich krampfhaft zusammenzog und Blut aus seinem Maul lief. Wo war Indigo?
Einen Augenblick später
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