Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
mich wie ein Riese unter Liliputanern. Eine flachbrüstige Riesin mit spitzen Ellenbogen.«
Leise vor sich hinlachend fädelte Drew eine der biegsamen Stangen ein. »Mit vierzehn war ich noch klein. Ein Zwerg.«
Indigo versuchte, sich daran zu erinnern. Aber mit achtzehn hatte sie auf einen Vierzehnjährigen nicht geachtet. »Muss hart gewesen sein.«
»Du machst dir keine Vorstellung, wie hart.« Er sah ihr dabei zu, wie sie die zweite Stange einfädelte. »Riley war schon ein Mann, und ich konnte nicht einmal über meine Schuhspitzen hinaussehen.« Er setzte eine bekümmerte Miene auf.
Lachend zog sie den Reißverschluss des Eingangs auf, damit sie ihre Rucksäcke hineinstellen konnten. »Na ja, wir sind wohl beide in unsere Körper hineingewachsen.«
»Ich eher darüber hinaus«, korrigierte Drew sie. »Im Sommer vor meinem fünfzehnten Geburtstag bin ich wie eine Kiefer in die Höhe geschossen. Leider ließ sich meine Männlichkeit noch etwas mehr Zeit.«
Indigo drückte seinen Oberarm, ihre Fingerspitzen waren noch ein wenig rau von dem Training mit den Jugendlichen. »Hast dich inzwischen aber ganz schön entwickelt.«
Andrew musste jedes Quäntchen Selbstbeherrschung aufbringen, das ihm zur Verfügung stand, um den leichten Ton beizubehalten, statt sich auf der Stelle auszuziehen, damit ihre Hände ihn streicheln konnten. Zum Glück war das Sweatshirt weit genug, um seine Erektion zu verbergen, als er sich neben sie setzte und die Arme um die Knie legte. »Danke«, sagte er, als sie ihn auffordernd anschaute. »Das hat Meadow Sanderson auch gesagt, als sie mich entjungferte.«
»Meadow … an die erinnere ich mich gar nicht.«
»Ein Mensch«, sagte er, das sinnliche Mädchen hatte sich einen langen, heißen Sommer seiner gründlich angenommen. »Sie hat mich für einen Quarterback fallengelassen, nachdem sie alles von mir bekommen hatte. Traurige Angelegenheit.«
»Das glaube ich dir.«
»Das meine ich ernst, mein Herz war gebrochen.«
»Wie lange denn?«
»Eine ganze Woche.« Eine Ewigkeit für einen Teenager. »Dann ist mir bewusst geworden, dass andere Mädchen meine neuen männlichen Formen auch bemerkt hatten, der Rest ist Geschichte.« Mädchen und Frauen zu lieben war ihm nie schwergefallen. Er mochte ihren Duft, ihre Rundungen, ihr Lachen. Aber in diesem segensreichen Jahr hatten sie ihm zum ersten Mal die gleiche Zuneigung entgegengebracht. »Wie war’s bei dir?«
»Ich war Jägerin, nicht Gejagte«, sagte sie und lächelte, als sie daran dachte. »Im zweiten Jahr auf der Highschool sind mir endlich Brüste gewachsen – das war für mich das Zeichen, dass ich lange genug gewartet hatte.«
Er hatte ihr Bild vor Augen – das große, wohlgerundete Mädchen, bei dessen Anblick ihm schwindlig wurde. Damals war es eher allgemeine Bewunderung gewesen – er hatte sie zweifellos heiß gefunden, aber es war ihm wichtiger gewesen, Mädchen seines Alters zu beeindrucken. »Und wer war der Glückliche?« Die Eifersucht wühlte in ihm, aber er schlug die Tür zu, bevor sie sich ganz öffnen konnte.
Gestaltwandler waren sinnliche Wesen, Körperkontakt festigte die Bindung untereinander. Nie hätte er gewollt, dass Indigo ein Leben ohne intime Kontakte führte, das hätte ihr in tiefster Seele wehgetan. Aber das bezog sich nur auf die Vergangenheit. Wenn sie jetzt mit einem anderen Mann ins Bett steigen würde …
Andrews Wolf sah nur noch rot.
»Ein Austauschstudent aus Ecuador, Dominic hieß er.« Indigos Stimme brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Dunkel, recht hübsch und dann dieser Akzent – außerdem wusste er genau, was er zu tun hatte.« Sie lachte … aber etwas stimmte nicht daran. »Allerdings schreckte er zurück, als ich die Krallen ausfuhr.«
Alles an ihr war ihm wichtig, er lauschte gespannt. »War er denn auch ein Mensch?«
»Nein, Gestaltwandler und noch dazu dominant, aber er war wohl noch nie mit einer dominanten Frau zusammen gewesen.« Sie zögerte kurz. »Und ich glaube nicht, dass dieses Erlebnis in ihm den Wunsch geweckt hat, es noch einmal zu versuchen.«
»Dummkopf«, sagte Andrew, der seinen Ärger nicht zurückhalten konnte. »Ich hoffe, du hast noch jemanden gefunden, der mehr Mumm hatte.«
Indigo lachte überrascht auf. »Könnte man so sagen.« Ihr Gesicht entspannte sich, sie stieß ihn mit der Schulter an. »Zeit für deinen Auftritt, Heißsporn. Mach es ihnen schwer, aber nicht unmöglich. Sie sollen schließlich Selbstvertrauen
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