Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
nicht, als er sie bat, ihm ein wenig weiter nach unten zu folgen, wo sie außer Sicht- und Hörweite waren.
Das Tuch war kleiner und blauweiß gestreift, es lag in der Sonne. Daneben befand sich ein zusammenklappbarer Picknickkorb, und auf dem Tuch standen Teller mit prallen Beeren, geschnittenem Hühnchen, duftendem Brot, etwas Salat und zwei Flaschen Wasser.
Indigos Wölfin war Nahrung nicht abgeneigt, aber weder sie noch die Frau in ihr würde Drew so einfach davonkommen lassen. »Ich warte immer noch auf eine Antwort.«
»Ich wusste doch, dass du die Jugendlichen im Griff hast.« Leicht dahingesagt, ohne jede wahrnehmbare Anspielung. »Da dachte ich mir, es sei besser vorauszueilen und nachzuschauen, ob der Sturm Steine gelockert hat. Soweit ich weiß, ist seitdem niemand hier oben gewesen.«
Verdammt, daran hätte sie auch selbst denken können. »Du hättest mich informieren können.«
»Ich habe eine Nachricht auf deinem Handy hinterlassen.«
Mit finsterer Miene zog Indigo ihr Handy heraus. Und noch mal verdammt. »Ich hab vergessen, es aufzuladen.« Immer noch ärgerlich – obwohl es keinen vernünftigen Grund dafür gab und auch nichts mit Drews heutigem Verhalten zu tun hatte – nahm sie ihren Rücksack ab und setzte sich auf die Decke.
Drew setzte sich schweigend neben sie, als sie sich ein Brot schmierte, und machte sich dann selbst auch eins. Die Luft war frisch und irgendwie befreiend. Indigos Schultern wurden lockerer, und sie beruhigte sich etwas, trotz der irritierenden Nähe des männlichen Wolfs. Als er nach dem Korb griff, schaute sie neugierig auf. »Was hast du denn da noch?«
Ein Lächeln trat in seine Augen, sie holte tief Luft. Es gab mehr als einen Grund, stur zu sein – Drew hatte irgendetwas an sich, das er schon oft benutzt hatte, um ihr ein Lächeln zu entlocken. Aber noch war sie nicht bereit, sich von seinem Charme einfangen zu lassen.
Er öffnete einen Pappkarton und entnahm ihm ein Stück New York Cheesecake. »Weil ich den Genuss des anderen verdorben habe.« Er stellte den Kuchen zwischen sie, tat ein paar Beeren darauf und schob ihn ihr hin. »Nur für dich.«
Indigos Herz war kurz davor zu schmelzen, aber noch hielt sie stand. Er sah ja aus, als würde es ihm leidtun, aber sie kannte ihn lange genug, um nicht auf diese reuige Miene hereinzufallen. »Danke.« Sie nahm mit der Gabel einen Bissen, während Drew alles andere wegpackte und den Korb beiseite stellte, um sich näher neben sie zu setzen. »Pass bloß auf«, murrte sie.
»Es tut mir leid.«
Überrascht sah sie ihn an, seine ewig lachenden Augen schauten ernst. »Was tut dir leid?« Die Wölfin musste sichergehen. Weder die eine noch die andere Hälfte von ihr mochte Grauzonen.
»Mein Verhalten an jenem Abend.« Ein schüchternes Lächeln. »Du hattest Recht, ich war quasi high, hätte meinen Adrenalinspiegel erst einmal herunterbringen müssen, statt mich auf dich zu stürzen.«
Etwas in seinen Worten weckte ihr Misstrauen, er sagte nicht alles, aber sie fand das Hintertürchen nicht. »Warum hast du das nicht eher gesagt?«
»Ich wollte es richtig hinkriegen – du warst ja viel zu wütend, um zuzuhören.«
Ja, das musste sie zugeben, sie war fuchsteufelswild gewesen. Ihr Gefühl, hintergangen worden zu sein, hatte in keinem Verhältnis gestanden zu seinem Vergehen. Doch schließlich hatte ein Wolf sie hintergangen, dem sie ganz tief vertraut hatte.
Er stupste sie mit der Schulter, weil sie immer noch schwieg. »Mir gefällt es nicht, dass ich dich nicht mehr einfach berühren kann«, sagte er. »Bin natürlich selbst schuld.« Kurzes Schweigen. »Komm schon, Indy. Ist dir eigentlich klar, wie früh ich aufstehen musste, um den Käsekuchen für dich zu bekommen?« Große blaue Augen blickten so unschuldig wie die eines neugeborenen Wolfsjungen.
Sicher war mindestens die Hälfte davon Show, aber der Wölfin gefiel seine spielerische Art. Sie hatte ihr immer schon gefallen. Und … er hatte sich entschuldigt. Ganz direkt. Ohne Ausflüchte. Für die meisten dominanten Wölfe – zu denen Drew auf jeden Fall gehörte, selbst wenn er den Leuten etwas anderes vormachte – war das schwierig, auch wenn sie noch so sehr im Unrecht waren. Vielleicht war er ihr gar nicht ausgewichen, weil er geschmollt hatte, sondern weil er überlegt hatte, wie er sich entschuldigen konnte. Sie war selbst dominant und wusste, wie schwer ihm das gefallen war.
Deshalb nahm sie nun ein Stück Kuchen auf die Gabel und hielt es
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