Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
dabei herauskommen würde, selbst wenn es sich nur um eine flüchtige sexuelle Beziehung handelte.
Sie hatte erlebt, was passierte, wenn eine dominante Frau einen weniger dominanten Partner wählte – was würde ihr dann erst bevorstehen, wenn er dazu noch vier Jahre jünger war. Schmerz. Verletzungen. Wieder und immer wieder. Ein Teufelskreis.
Doch ihr Körper wollte nichts davon hören.
Er hatte Drew erkannt – mehr noch, er hatte auch erkannt, dass sie ernsthaft aufeinander zustrebten.
»Ist nur einfach verdammt lang her«, murmelte sie, doch noch als sie es aussprach, war ihr klar, dass das nicht stimmte. Natürlich war sie eine erwachsene Gestaltwandlerin. Natürlich fehlte ihr Berührung. Aber sie war stets damit fertiggeworden.
Die Hitze in ihrem Unterleib wurde zu einem schwelenden Feuer.
Sie starrte in den Himmel und war überhaupt nicht in der Stimmung, Drews Witterung wahrzunehmen und den leichten Geruch nach frischem Wasser. Offensichtlich war er nach der Jagd noch in den Fluss gesprungen. Wahrscheinlich war er sogar nackt, zumindest nur halb angezogen. Entschlossen machte sie die Augen zu und tat, als schliefe sie bereits, als er ins Zelt kroch.
Doch es war zum Auswachsen, unmöglich zu überhören, dass eine schweißdurchtränkte Jeans in die Ecke flog und er etwas anderes anzog … etwas Leichtes, Weiches, das sie nicht an dem Geräusch identifizieren konnte, mit dem es über seine Haut glitt. »Du hast mich geweckt.«
Er hielt in der Bewegung inne, sah sie jetzt wahrscheinlich an, aber sie öffnete die Augen nicht. Weigerte sich, der Versuchung nachzugeben und zu schauen, was er anhatte. Sie war doch kein junges Ding, dem sexuelle Wünsche den Verstand vernebelten. Sie war eine Frau, die ihre Liebhaber sorgfältig wählte und sich nicht von körperlichen Begierden übertölpeln ließ.
»Du hast noch gar nicht richtig geschlafen«, sagte Drew, und sie hörte seiner Stimme an, dass er lächelte. »Und außerdem habe ich ein Geschenk für dich.«
Sie war nicht habgierig, aber auch noch nicht tot. Mit einem Auge verfolgte sie, wie er sich hinkniete und etwas aus der zusammengeknüllten Jeans zog. Kräftige Schultern im Dunkeln, ein Rücken, der förmlich dazu einlud, ihn zu streicheln … und Boxershorts. Schwarz und aus – »Du trägst Seidenshorts beim Zelten?«
Das Achselzucken lenkte erneut ihre Aufmerksamkeit auf seine Schultern. »Die lagen oben als Erstes auf meinen sauberen Sachen.« Er hatte gefunden, was immer er für sie mitgebracht hatte, warf sich auf seinen Schlafsack und stützte sich auf den Ellbogen, hielt ihr seine geschlossene Faust hin.
Sie sah misstrauisch darauf. »Ich rieche nichts.« Nur seinen Duft, wild und erdig war er fast wie eine Liebkosung, und ihre Wölfin knurrte und drängte die menschliche Hälfte, die Lippen auf diese Haut zu pressen, um den Hunger zu befriedigen, der urplötzlich aus ihr herausbrach.
Drew streckte die Faust noch ein wenig weiter vor. »Komm schon, Muffelkopf, nimm es.« Sie hätte diese spöttischen Lippen gerne geküsst … und ihn dann auf den Boden gedrückt und sich an seinem kräftigen Körper gerieben.
Doch sie unterdrückte den wahnsinnigen Wunsch, drehte sich auf die Seite und hielt die Hand auf. Er legte etwas Kleines hinein, das auch nicht besonders schwer war. »Für deine Sammlung.«
Als sie erkannte, was es war, setzte sie sich auf und hielt den flachen Stein ganz nah an ihre Augen. Ein kleines Fossil war darin eingebettet – ein wunderbar erhaltenes kleines Blatt. Mit klopfendem Herzen besah sie es sich genauer.
Oh, es war wunderschön. Einfach perfekt.
Drew lag flach auf dem Rücken, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und lächelte zufrieden. Sie konnte nicht anders, auch ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Woher weißt du, dass ich Fossilien sammle?«
»Mir entgeht eben nichts.«
Sie rümpfte die Nase, schloss das kostbare Geschenk in ihrer Hand ein und küsste ihn. Das sollte nur ein Dankeschön sein, die Zuneigung für einen nahestehenden Rudelgefährten. Doch als Drew ganz starr wurde und ihr eigener Körper heiß aufloderte, wusste sie, dass sie einen Fehler begangen hatte, der sie beide zu einem Häufchen Asche verbrennen konnte.
Ihre Brust hob und senkte sich heftig, als sie den sengenden Kontakt unterbrach. Sein Blick aus den klaren, blauen Augen verriet nichts, sein Körper aber schon. Und sie konnte sich ebenso wenig davon abhalten, ihn anzuschauen, wie sie ihrem Herzschlag befehlen
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