Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
von ihm wollte. »Die Raubkatzen kommen dort eher an Informationen.« Den Leoparden gehörte die Stadt, sie wachten schon so lange und gut über das Wohl und Wehe der Einwohner, dass ihnen Vertrauen entgegengebracht wurde. Die Wölfe dagegen wurden mit vorsichtiger Skepsis betrachtet – anders hätten sie es auch nicht haben wollen.
»Dann solltest du mit ihnen zusammenarbeiten«, sagte Hawke. »Aber ich will dich vor Ort haben.«
»Traust du den Katzen immer noch nicht?«
Hawke zuckte die Achseln. »Das ist keine Frage von Vertrauen, hier geht es um das Rudel.«
Andrew begriff sofort. Hawke musste die SnowDancer-Wölfe beschützen, das war seine Aufgabe als Leitwolf. Trotz des Blutbunds mit den Leoparden konnte er das Leben seines Volks nicht allein in die Hände der Raubkatzen legen.
Indigo war nicht gerade erfreut, dass Drew sie von ihren mannigfaltigen Aufgaben abzog, damit sie »seine Freundin spielte«, wie er es ausdrückte. »Wenn du Tarnung brauchst«, murrte sie, als sie an den bunten Verkaufsständen am Straßenrand vorbeigingen, »warum hast du dann nicht eine aus deinem Harem gebeten?«
Er hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt, zog sie an sich und biss ihr in die Nasenspitze. Sie starrte ihn böse an, doch er grinste. »Du hättest mich doch elendiglich um Gnade wimmernd mit einem Tritt in den Hintern aus deinem Bett befördert und danach mit deinem eisigen Blick in Stücke zersplittern lassen. Dabei gefällt mir deine Matratze ausnehmend gut.« Seine Hand wanderte nach unten.
Nein, sie würde auf keinen Fall lachen. »Du wirst schon bald Grund zum Wimmern haben, wenn du nicht aufhörst in aller Öffentlichkeit an meinem Hintern herumzufummeln.«
Er glitt noch ein wenig weiter die Hüfte hinunter, streichelte ihr die Wange und küsste ihr die schlechte Laune weg. Mein Gott, sie musste wirklich aufpassen. Er konnte sich mit seinem Charme aus allem herausreden – und sie würde auch noch liebend gerne seine Komplizin sein.
Er löste sich von ihrem Mund und rieb seine Nase liebevoll an ihrer. »Tu doch einfach so, als wäre es ein Date.«
Und zum ersten Mal in ihrem Leben dachte Indigo: Was soll’s . Es war ein wunderschöner, sonniger Tag in San Francisco, sie war in Begleitung eines wunderbaren, sehr sinnlichen Mannes, und ihrem bisherigen Vorgehen nach zu urteilen, würden die Medialen, die ihnen Ärger machen wollten, nicht so schnell zuschlagen. »Also in dem Fall«, sagte sie und legte ihm den Arm um die Hüfte, »musst du mir ein Eis kaufen.«
Erst als sie weitergingen, fiel ihr auf, wie viel Aufmerksamkeit sie trotz der vielen Menschen auf sich gezogen hatten. Viele lächelten ihnen zu, manche zwinkerten sogar. Ihre Wölfin seufzte, doch auch ihr gefiel Drews Sinn fürs Spielerische.
Als er ihr das Eis holte, winkte eine alte Japanerin Indigo an ihren Stand. Neugierig ging sie zu ihr. Eine kleine verhutzelte Hand schob sich aus dem Kimono-Ärmel und winkte sie noch näher zu sich, Indigo beugte sich über die Tabletts mit Mochis, bis sie hören konnte, was die Frau ihr zu sagen hatte.
»Der da«, sagte die alte Dame leise, aber mit fester Stimme. »Nichts als Ärger.«
Indigo musste einfach lächeln. »Ganz genau.«
Die Frau lachte laut auf und nahm ein Reisküchlein. »Tut mir gut, einen Mann zu sehen, der keine Angst vor starken Frauen hat.« Sie gab Indigo die Süßigkeit, tat mit einer abwehrenden Geste die Bezahlung ab und sagte ihr, sie solle sich wieder auf den Weg zu ihrem Ärger machen.
Mit einem Lächeln bedankte sich Indigo und biss in die klebrige Kugel, die mit flüssiger Schokolade gefüllt war. »Mmmh.« Sie leckte den Sirup von den Lippen, plötzlich stand Drew vor ihr und konnte die Augen nicht von ihrem Mund abwenden.
»Teilen«, sagte er heiser.
Absichtlich verstand sie ihn falsch – denn in den letzten Wochen hatte sie festgestellt, wie viel Spaß es machte, ihn ein bisschen zu quälen – und steckte ihm den Rest Mochi in den Mund. Als er eine finstere Miene aufsetzte, nahm sie ihr Eis – Mango-Vanille – und leckte daran. »Was hast du dir geholt?«
Er schluckte das Häppchen Mochi herunter und nahm sie bei der Hand. »Schokolade, Rumtraube und Tutti-Frutti.«
Sie starrte die Dreifach-Waffel an. »Schmeckt das nicht eigenartig?«
»Nein. Probier doch.« Ganz entspannt hielt er ihr die Waffel hin, doch als sie probierte, trafen sich ihre Blicke, und plötzlich war alles Scherzhafte aus ihnen verschwunden.
… ein Mann, der keine Angst vor starken
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