Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
aber es war länger. Wenn du dir einen Zopf geflochten hast, war er fast so dick wie mein Unterarm. Ich weiß, wie du lachst, Rachael, aber was noch wichtiger ist, ich weiß, was dich zum Lachen bringt. Und ich weiß, was dich traurig macht. Außerdem weiß ich, dass du Affen nicht magst. Woher soll ich das alles denn haben?« Er wickelte sich eine Locke um die Finger und vergrub sein Gesicht in ihrer seidigen Mähne.
»Vielleicht habe ich im Fieberwahn davon erzählt. Wahrscheinlich habe ich die ganze Zeit dummes Zeug geredet.«
»Ganz im Gegenteil. Du warst meistens so still, dass es mir Angst gemacht hat. Manchmal hast du kaum noch geatmet.«
Rachael lachte leise. »Ich hatte Angst, dass du mir ein Wahrheitsserum einflößt.«
»Um dich auszuhorchen?« Rio hob den Kopf, seine grünen Augen funkelten. »Hast du Angst vor mir, Rachael? Hast du Angst davor, dass ich dich wegen des Geldes verrate?«
Sie musterte sein Gesicht, Zug um Zug, und bemerkte, wie sie dabei schon den Kopf schüttelte, ohne überhaupt nachzudenken. »Nein, davor nicht.«
»Dann sag es mir. Sag mir, wer du bist.«
Rachael hob die Hand und zeichnete die feinen Linien um seinen Mund nach. »Sag du mir doch, wer du bist, Rio. Ich möchte dich kennen, ehe ich deine Fragen beantworte. An deinem Gesicht sehe ich, dass du gelitten hast. Man hat dich verraten, du weißt also, wie das ist. Und du bist aus einem bestimmten Grund hier. Nenn ihn mir. Warum musst du an diesem Ort leben?«
»Es war meine eigene Entscheidung, hier zu leben, Rachael, nichts und niemand hat mich dazu gezwungen. Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
»Du bist schon länger hier. Leben Kim und Tama auch so weit entfernt von anderen Menschen? Oder Drake?«
»Nein, Kim und Tama leben in einem Dorf. Zieht ihr Stamm weiter, zieht meist das ganze Dorf mit. Selbst wenn sie unterwegs sind, wohnen sie weiterhin in Langhäusern. Drake lebt in der Nähe eines Dorfes, in dem unsere Leute wohnen.«
»Wer sind eure Leute, Rio? Warum möchtest du nicht näher bei ihnen leben?«
»Ich war seit je lieber allein. Mir macht es nichts aus, ein einsames Leben zu führen.«
Rachael lächelte und kuschelte sich tiefer ins Kissen. »Du willst mir absolut nichts von dir verraten. Selbst Freundschaften basieren auf einem Geben und Nehmen,
auf Vertrauen zwischen zwei Menschen. Aber zwischen uns gibt es das offenbar nicht.«
»Und was ist das dann zwischen uns?« Rio wusste, dass Rachael Recht hatte, aber er wollte es nicht hören. Er hätte gern anders reagiert, doch wenn er ihr sagte, was sie wissen wollte, hatten sie keine Chance.
»Ich bin so müde, Rio«, murmelte Rachael. »Können wir das auf morgen verschieben? Ich kann die Augen einfach nicht mehr offenhalten. Ich glaube, du tust mir immer noch etwas in diesen Saft, der angeblich so gesund ist.«
Sie wollte die Unterhaltung beenden, das war ihm klar. Rachael war sehr geschickt darin, Themen zu vermeiden, über die sie nicht reden wollte. Und was hätte es auch gebracht?
Rio lag im Bett und lauschte ihren Atemzügen, er war derart angespannt, dass er das Gefühl hatte, wenn er sie nur noch ein einziges Mal berührte, würde er in tausend Stücke zerspringen. Sich weit weg von ihr auf dem Boden schlafen zu legen, war auch nicht besser. Nicht einmal eiskalt duschen würde helfen. Das Haus war zu klein für sie beide, zumindest, solange sie nicht zusammen waren, und neben ihr im Bett zu liegen und sie dabei nicht zu berühren, war schlicht unmöglich.
Vom Verstand her wusste er, woran das lag. Rachael stand kurz vor dem Han Vol Don und lockte ihn mit den Duftstoffen, die signalisierten, dass sie reif war. Nur zu gern hätte er alles darauf geschoben, auf den ewigen Lockruf des Weiblichen, doch in Wahrheit wollte er sie auf alle mögliche Weise. Sie machte ihn glücklich, ohne dass er wusste, warum. Und es interessierte ihn auch nicht. Rachael sollte in seinem Haus sein. An seiner Seite. Bei ihm. So einfach war das für ihn.
Frauen. Sie machten immer aus einer Mücke einen Elefanten. Vorsichtig, um Rachael nicht zu wecken, setzte er sich auf. Er würde kein Auge zutun, wenn er jetzt nicht in die Nacht hinauslief. Je schneller und je weiter, desto besser.
Rachael hoffte, dass sie träumte. Es war zwar kein richtiger Alptraum, aber verstört war sie doch. Weniger von den Bildern als vom Thema des Traums. Sie sah sich selbst, wie sie sich wollüstig wand und rekelte. Nicht nur sinnlich, nein, lüstern, wie sexbesessen. Ihre Begierde
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