Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
eine dünne Wand von ihm getrennt nach ihm verlangte. »Als wir das letzte Entführungsopfer befreiten, habe ich ein paar Kratzer abbekommen, nichts Besonderes. Und dann hatte ich den kleinen Zusammenstoß mit dem Leoparden. Falls ihr jemandem begegnet, der Wunden von einer Raubkatze hat, lasst es mich wissen. Irgendwo wird er sich behandeln lassen müssen.«
»Was glaubst du, war er hinter dir her oder hinter Rachael?«
»Zuerst habe ich gedacht, man hätte ihn auf mich angesetzt. Er war definitiv jemandem auf der Spur, aber mittlerweile denke ich, er hatte es die ganze Zeit auf Rachael abgesehen.«
»Die Belohnung?«
Rios Finger trommelten gegen das Fenster. »Ich glaube nicht, dass er vorhatte, sie mitzunehmen. Ich denke, er wollte sie töten.«
Drake war sichtlich betroffen. »Eine von uns? Wir töten keine Frauen, Rio, schon gar nicht unsere eigenen, und Rachael gehört zu uns. Du weißt es.«
»Im Moment weiß ich gar nichts.« Rio lehnte sich an die Verandabrüstung und sah seine Freunde an. »Seit sie
hier ist, bin ich völlig verwirrt.« Er grinste ein wenig verlegen.
»Wer ist sie, Rio? Woher kommt sie?«, fragte Drake.
Rio zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie redet nicht viel über sich.« Er rieb sich die Hände und schaute in den Wald, wo es gerade dämmerte. »Aber ich erinnere mich an sie. Ich erinnere mich an jedes Detail. Wenn ich bei ihr bin, kann ich manchmal die Vergangenheit nicht mehr von der Gegenwart unterscheiden.«
»Erinnert sie sich auch an dich?«
»Hin und wieder habe ich den Eindruck. Ich sehe es an ihren Augen. Und sie gibt zu, dass sie auch völlig verwirrt ist.« Rio fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Was hast du gehört, Kim? Hat irgendjemand im Camp dir etwas über sie erzählt?«
»Nein, tut mir leid, Rio. Die Banditen wollen dieses Kopfgeld und werden den ganzen Wald durchkämmen, um sie zu finden. Wer die Belohnung auch ausgesetzt hat, er will sie unter allen Umständen wiederhaben.«
»Sie hat mir erzählt, dass man sie umbringen will«, gestand Rio, »aber sonst nichts. Den Grund hat sie mir nicht verraten, und offensichtlich glaubt sie auch, dass ihre Verfolger keine Ruhe geben werden.«
»Wer eine Million Dollar bietet, meint es immer ernst«, bemerkte Drake.
Kim schüttelte den Kopf. »Er will sie nicht tot, Rio. Nur lebendig. Falls ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, wird die Belohnung nicht gezahlt. Ich habe gehört, wie Tomas seine Männer darauf hingewiesen hat. Er hat es mehrere Male wiederholt. Sie dürfen ihr keinerlei Schaden zufügen.«
Der Wind wehte stetig durch die Bäume und ließ da,
wo vereinzelte Sonnenstrahlen das Kronendach durchdrangen, die dunklen Blätter silbern aufblitzen. Rio stieß sich von der Brüstung ab, lief unruhig die Veranda bis ans Ende ab, kehrte wieder um und baute sich vor Kim auf. »Bist du sicher?« Kim nickte. »Tomas hat gesagt, ihr darf nichts passieren, sonst bekämen sie das Geld nicht. Das hat er mehrfach betont.«
»Aber Rachael behauptet, dass man versucht, sie umzubringen. Könnte sie sich etwa irren? Sie sagt, man hat ihr am Tag vor der Abfahrt eine Kobra ins Zimmer geschmuggelt. Und dass sie unter falschem Namen aus den Staaten verschwunden ist, weil jemand ihr nach dem Leben trachtet.«
»Glaubst du, sie lügt dich an?«, fragte Drake.
Rio tigerte ein zweites Mal los, um die Frage zu überdenken. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Meiner Meinung nach glaubt sie ernsthaft, dass jemand hinter ihr her ist. Und sie gerät nicht leicht in Panik, also kann es keine Einbildung sein. Wenn Rachael behauptet, dass jemand ihren Tod will, muss ich ihr einfach glauben. Vielleicht haben wir es mit zwei unterschiedlichen Parteien zu tun. Irgendjemand ist bereit, eine große Geldsumme zu zahlen, um ihr Leben zu schützen. Der macht öffentlich großes Theater und verlangt sogar von der Regierung, sie aufzuspüren. Und dann gibt es noch jemanden. Jemanden, der viel unauffälliger vorgeht und sie mundtot machen will. Dieser Jemand heuert Killer an, die sie zum Schweigen bringen sollen.«
»Das ist nur eine Vermutung, Rio«, wandte Drake ein.
»Ich weiß, aber es wäre möglich. Ich glaube ihr, wenn sie sagt, dass sie verfolgt wird. Warum sollte eine Frau wie Rachael sonst in den Regenwald flüchten?«
»Sie steht kurz vor dem Han Vol Don, Rio. Du hast es genau so deutlich gespürt wie ich. Lange kann es nicht mehr dauern. Vielleicht zieht das Leute wie uns auch in den Dschungel
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