Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Holzfußboden anstarrte, entwickelte ihr Körper ein Eigenleben. Es wurde ihr unerträglich, Stoff auf der Haut zu spüren. Verzweifelt zerrte sie an den Knöpfen ihrer Jeans, zog sie hastig aus und warf sie fort. Ein entsetzlicher Schmerz durchzuckte sie, als die Muskeln in ihrem verletzten Bein sich verkrampften, verlängerten und verdrehten. Gelenke knackten. Sie konnte förmlich hören, wie ihr Körper sich veränderte.
Nach dem überwältigenden Kummer und der Trauer um das, was sie nicht haben konnte, nun dies - ihr anderes Ich. Das um Freiheit kämpfte und helfen wollte, sie vor dem Leid schützen, das ihr eine Welt zugefügt hatte, auf die sie keinen Einfluss hatte - eine Welt, in der sie nicht länger leben konnte. Ihre Haut prickelte, und ihre Finger verkrümmten sich. Fell brach durch ihre Poren und der Kiefer wuchs, um Platz für Zähne zu schaffen. Ihre Beine verbogen sich und ihr verletzter Unterschenkel brannte. Krallen sprangen aus ihren Fingern und kratzten über den Holzboden.
Eigentlich hätte sie sich fürchten müssen. Es war kein angenehmes Gefühl, sich mit verzerrten Muskeln und Sehnen auf dem Boden zu winden. Aber es machte ihr nichts aus, ihr war die Verwandlung willkommen, sie bot ihr die Gelegenheit, jemand anders zu sein. Eine neue Chance. Mit einem Mal wurde der Wald lebendig, eine völlig neue Welt tat sich auf. In die alte konnte sie nicht zurück. Dorthin gehörte sie nicht mehr. Zum allerersten Mal hob die Leopardin den Kopf und betrachtete ihr Reich. Von überallher stürmten Geräusche auf sie ein. Ihre Tasthaare übermittelten ihr diese Informationen. Gerüche und faszinierende, leise Geräusche drangen auf sie ein. Sie konnte die Entfernung zwischen zwei Objekten förmlich fühlen. Es war aufregend, berauschend.
Unsicher stellte Rachael sich auf die Beine, sackte zusammen und versuchte es noch einmal. Sie streckte sich lässig und spürte die enorme Kraft ihrer stählernen Muskeln. Die körperliche Verwandlung hatte kaum eine Minute gedauert, doch der eigentliche Abschied von ihrem alten Leben fiel wesentlich schwerer. Rachael machte ein paar vorsichtige Schritte, stolperte und fiel. Hinter sich hörte sie das laute Stimmengemurmel der Männer, die sie auch deutlich riechen konnte. Der Drang, zu Rio zu gehen, war stark, beinahe unwiderstehlich, so dass sie einen Augenblick zögerte. Grenzenlose Verzweiflung überkam sie. Rachael zwang sich, nicht mehr an ihn zu denken. Sie konnte ihn nicht haben. Mit klopfendem Herzen sprang sie auf einen Ast unterhalb der Veranda. Ihr Bein brannte, aber es funktionierte. Sie ignorierte den pochenden Schmerz und erfreute sich an dem, was die Leopardin ihr zu bieten hatte.
Mit scharfen Krallen klammerte sie sich an die Rinde,
als sie gefährlich schwankte, dann fand sie den richtigen Rhythmus. Den Rhythmus der Natur. Hörte den Regen. Die Vögel. Das unaufhörliche Blätterrascheln. Spürte ihre vibrierenden Muskeln. Ihren Herzschlag. Kraft durchströmte sie wie ein Geschenk. Freude kam auf und schwemmte Kummer und Schmerzen fort. Während sie von Ast zu Ast sprang, fühlte sie die Kraft in sich wachsen. Und dann war sie auf dem Waldboden und rannte, einfach weil es so viel Spaß machte. Rannte, um die geschmeidigen Muskeln und kräftigen Beine zu spüren, wenn sie mühelos über umgestürzte Bäume setzte. Durch Pfützen und kleine Flüsse patschte und Böschungen, die zum Erklettern zu steil waren, locker hinaufsprang.
Hier und da drangen Sonnenstrahlen bis zum Boden hindurch, und sie stürzte sich auf die tanzenden Lichtkreise, hieb auf die Blätter und Kiefernnadeln ein, dass sie wie in einem Platzregen herabrieselten, nur weil sie es konnte. Sie jagte Wild, kletterte Bäume hoch, rannte über die Äste, scheuchte Vögel auf und störte absichtlich ein paar Gibbons. Sie musste lachen, sie hatte einen Quell der Freude entdeckt. Sie wandte sich um, um es ihm zu sagen. Rio. Da fiel es ihr wieder ein. Sie erinnerte sich daran, wie schön es war, die Leopardengestalt anzunehmen und mit ihm umherzustreifen. Die Waldwege mit ihm zu teilen. Sich liebevoll mit dem Maul an seinem großen Kopf zu reiben. Sie hatten ein Leben geteilt, ein Leben voll leidenschaftlicher Liebe und großer sexueller Anziehungskraft. Als Leopard kannte sie ihn ebenso gut wie als Mensch.
Abrupt blieb Rachael stehen, ihr Herz pochte vor Angst. Sie war allein. Rio gehörte nicht mehr zu ihrem Leben und würde auch nie wieder dazugehören. Was sie auch geteilt haben
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