Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Augenblick an, in dem wir zu ihm zogen, hatten wir keinen mehr außer uns. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, wenn du meinen Bruder verachtest.«
»Rachael, du Liebe meines Lebens, wie kannst ausgerechnet du darauf kommen, dass ich mir ein Urteil über andere anmaße? Alles, was man in diesem Leben tun kann, ist, unter den gegebenen Umständen das Beste daraus zu machen.«
Rachael hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht, in die Augen. »Ich verdiene dich nicht, Rio.«
Er kämpfte gegen einen merkwürdigen Kloß in seinem Hals. Seine Leute wollten ihn weder sehen noch sprechen, doch sie war der Ansicht, dass sie ihn nicht verdiente. Er legte ihr die Hand in den Nacken und zog sie an sich, um sie zu küssen. Legte jedes Quäntchen Zärtlichkeit, das er in sich finden konnte, in diesen Kuss und kostete ihre Tränen, ihre Trauer und ihre Liebe.
»Ich finde, du bist eine bewundernswerte Frau«, murmelte er, als er den Kopf wieder hob.
Sie brachte ein Lächeln zustande. »Das freut mich ungemein, denn du wirst mich wahrscheinlich nur schwer
wieder los.« Langsam streckte sie die Glieder. Sie hatte so viel geweint, dass ihre Augen brannten und ihre Kehle rau war. Sie wollte sich zusammenreißen, ehe Rio noch ungeduldig wurde und sie über die Verandabrüstung warf. »Ich werde es genauso machen wie diese kleinen Blutegel, die du so liebst. Ich hänge mich einfach an dich und sauge mich fest.«
Rio zog ein Gesicht und ließ widerwillig die Arme sinken, als sie sich reckte und aufstand, um zur offenen Tür zu humpeln.
»Ist es nicht seltsam, wie eng sich das Haus manchmal anfühlt?«
Rio lächelte nur, er wusste, dass sie versuchte, ein wenig Kontrolle zurückzugewinnen. »Was glaubst du, warum ich so oft die Tür auflasse?« Ihr Körper war geschmeidig und stark und hatte üppige weibliche Rundungen, in denen ein Mann sich verlieren konnte. Es gefiel ihm, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich durch sein Haus bewegte. Sie berührte eine Kerze und strich mit den Fingern anmutig an ihr entlang. Sie hob seine Kleider auf und warf sie in einen Korb, den er nie für seine schmutzige Wäsche benutzt hatte.
»Ich bin unordentlich.«
Der Anflug eines Lächelns kräuselte ihren Mund. »Meinst du, das ist mir neu?«
»Ich dachte, du hättest es nicht bemerkt.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Das ist unmöglich. Zum Beispiel lässt du gern die Teller im Spülbecken einweichen. Das macht mich verrückt. Was bezweckst du damit? Warum wäschst du sie nicht einfach? Wenn du dir schon die Mühe gemacht hast, sie abzukratzen und abzuspülen, kannst du den Abwasch doch auch ganz hinter dich bringen.«
»Dafür gibt es eine sehr vernünftige Begründung«, erwiderte
er. »Um die Teller in heißem Wasser waschen zu können, muss ich entweder den Gasofen anmachen oder das Holzfeuer. Es ist viel ökonomischer, zu warten und einen ganzen Haufen zusammen zu spülen. Die Gasflaschen hier hochzuwuchten ist ziemlich schwer. Deshalb gehe ich sehr sparsam damit um.«
Sie schnitt ihm eine Grimasse. »Ich schätze, der Punkt geht an dich.«
Rio stand auf und füllte das Zimmer mit seinen breiten Schultern und seiner beeindruckenden Präsenz. »Willst du, dass wir umziehen, Rachael?« Es hatte Jahre gedauert, das Haus und den versteckten Vorratskeller zu konstruieren. Genauso mit den versteckten Wasserleitungen. Er hatte alles, was er wollte, doch bequem war sein Leben nicht. Wenn Rachael sich die Annehmlichkeiten des modernen Lebens wünschte, musste er ein Haus bauen, das näher am Dorf lag. Ohne diesen Schutz war der Betrieb eines Generators zu gefährlich, der Krach und der Gestank würden Tomas und etwaige andere Verfolger sofort auf ihre Spur locken.
»Umziehen?« Rachael hielt sich an der Tür fest, drehte sich um und schaute ihn mit ihren großen Augen an. »Warum sollten wir dieses wunderbare Haus verlassen? Die Schnitzereien sind außergewöhnlich schön. Ich liebe es. Warum sollten wir umziehen?«
»Meistens haben wir nichts Anständiges zum Kühlen. Eis herzuschaffen ist praktisch unmöglich, wenn ich es nicht aus dem Dorf hole, und dahin gehe ich nur selten.«
»Aber es gab doch gar keine Probleme. Bislang haben wir noch nie gehungert.«
»Vielleicht denkst du anders, wenn die Kinder kommen.«
Lachend trat Rachael rückwärts aus der Tür. »Kinder? Tja, die werden sich wohl bald einstellen, oder?«
Er verfolgte sie, trat auf die Veranda und drängte sie gegen das Geländer. »Ein ganzer Haufen sogar«, flüsterte er, nahm
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