Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Sicherheit bringen können. Dann begann der Krieg, und wir waren wieder in der Hölle.«
»Was hätte Elijah denn gegen den Bruder deiner Freundin einzuwenden gehabt?«
»Ich weiß es nicht, aber ich wollte nicht, dass Tony etwas von dieser Seite meines Lebens erfuhr. Marcia wusste auch nichts davon. Wir haben uns in der Bücherei kennengelernt und schließlich einen Kaffee miteinander getrunken, mit der Zeit wurden wir gute Freundinnen. Sie wusste nicht, wer ich war, und ich wollte es ihr auch nicht sagen. Sie war eine nette Frau aus einer netten Familie.«
»Was machte sie?«
»Du meine Güte, sie war Lehrerin. Physiklehrerin. Ich hab sie besucht, so oft ich konnte. Ihr Haus war wie eine Zufluchtsstätte für mich. Elijah hat immer Leibwächter mitgeschickt, aber die warteten draußen, im Wagen. Marcia hat sie für Chauffeure gehalten und gelegentlich Witze darüber gerissen. Und dann zog ihr Bruder wieder ins Haus. Ich lernte ihn kennen, und er war einfach nett. Eines Tages fragte er mich, ob ich ihn zu einer Vernissage begleiten wolle. Er war eine richtiger Kunstkenner.« Rachael ließ den Kopf hängen. »Ich sagte Ja.«
Rio lief ein Schauer über den Rücken. Er wusste, was kam. Der Tod kündigte sich an. Stand spürbar im Raum. Schaute ihr aus den Augen. Daher dieser bekümmerte Blick, den sie nie ganz ablegte. Er drückte sie fester an sich und wiegte sie, versuchte, ihr den Frieden und Trost zu geben, den der Verrat ihr geraubt hatte. »Und dein Bruder hat es herausgefunden.«
16
R achael holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Ich ging in Marcias Haus und ließ die Leibwächter draußen warten. Dann sind Tony und ich in das Auto seiner Schwester gestiegen und weggefahren. Als wir aus der Garage kamen, habe ich mich gebückt, so als ob ich nach etwas suchte, damit die Wachen mich nicht sehen. Ein paar Meilen lang habe ich geglaubt, alles sei in Ordnung. Aber im nächsten Augenblick wurden wir rechts und links von zwei Autos gejagt. Von Elijahs Leuten, nicht Armandos. Ich kannte sie alle. Sie zwangen uns, auf dem Seitenstreifen zu halten. Elijah riss die Tür auf und zog mich aus dem Auto. Dann brüllten alle herum, und plötzlich pumpte Elijah sein ganzes Magazin in Tony.« Rachael schlug die Hände vors Gesicht.
Ihr Schluchzen war herzerweichend und umso erschreckender, als es von einer Frau kam, die normalerweise so große Tapferkeit und Selbstbeherrschung an den Tag legte. Rio legte das Kinn auf ihren Scheitel, wiegte sie und fragte sich, warum ihr Bruder ihr nach dem Leben trachten sollte, nachdem er seine Ehre geopfert hatte, um sie vor dem Tod zu bewahren.
»Ich konnte einfach nicht glauben, dass er das getan hat. Noch ein Toter, für den ich verantwortlich war. Ich fühlte mich, als hätte ich Blut an den Händen.« Rachael
machte mit ihren eine hilflose Geste. »»Als brächte ich allen den Tod. Alles, was Elijah je getan hat, hat er für mich getan. Er war furchtbar wütend. Hat mich immer wieder geschüttelt und gesagt, es wäre besser gewesen, er hätte mir die Pistole an den Kopf gehalten.«
Rio war zwischen so vielen Gefühlen hin- und hergerissen, dass er nicht mehr wusste, was er tun sollte. Ein Teil von ihm wollte mit ihr weinen. Und ein anderer Teil war derart zornig, dass er sich am liebsten sofort auf ihren Bruder und ihren Onkel gestürzt hätte. »Rachael, sestrilla . Es ist gut, dass du hierhergekommen bist, zu mir, in deine Heimat.« Er fasste sie an den Handgelenken und drückte seine Lippen auf ihre Narben. »In mein Haus. Die Vögel werden jeden Morgen für dich singen. Und auch der Regen hat wunderbare Lieder, die er uns vorspielen wird. Unsere Welt ist hier.« Er kam sich vor wie ein Trottel, als er das sagte, dabei zeigte es nur, wie dankbar er war, dass sie seine gewalttätige Vergangenheit akzeptiert hatte. Dass sie ihn an seinen guten Taten maß und ihn nach allem, was sie durchgemacht hatte, nicht verurteilte. Um sie etwas zu trösten, hätte er sogar ein Gedicht vorgetragen, wenn er eins gekannt hätte.
»Elijah wird nie aufhören, nach mir zu suchen.« Mit beiden Händen umfasste sie sein Gesicht. »Du hättest ihn früher sehen sollen. Er hat sich so große Mühe gegeben, uns hinter Armandos Rücken freizubekommen. Es war ein schreckliches Leben, stets am Rande des Todes. Und er ist Tag für Tag über diesen schmalen Grat gewandelt. Wir steckten immer die Köpfe zusammen und schickten uns Briefchen, die wir hinterher verbrannten, damit niemand
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