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Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain

Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain

Titel: Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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wohin er auch ging. »Schau mich doch mal an.« Doch Rio drehte sich nicht um, wollte die offene Bewunderung in ihrem Blick nicht mehr sehen. Die fühlbare Anziehungskraft zwischen ihnen beiden war ihm unangenehm, solange Rachael so schwer krank war.
    »Ich guck dich trotzdem an.« Aus irgendeinem Grund war sie amüsiert, und in Rios Bauch begann es dummerweise schon wieder zu flattern.

    »Schlaf jetzt, Rachael«, befahl er ernst. »Ich werd’s noch mal mit dem Funkgerät versuchen, vielleicht kann ich Hilfe für dich rufen. Ich könnte dich zu einer Lichtung tragen, damit ein Hubschrauber dich ins Krankenhaus bringt.«
    Rachael runzelte die Stirn und schüttelte protestierend den Kopf. »Nein, tu das nicht. Ich will bei dir bleiben.«
    »Du verkennst den Ernst der Lage. Du könntest dein Bein verlieren. Ich habe weder die richtige Medizin noch das nötige Wissen. So wie es aussieht, wirst du jede Menge Narben zurückbehalten - immer vorausgesetzt, ich kann das Bein retten.«
    Sie schüttelte nach wie vor stumm den Kopf, ihre fieberglänzenden Augen flehten ihn an. Rios Magen zog sich zusammen. Abrupt trat er hinaus in die Nacht und atmete tief ein. Sie brachte ihn um den Verstand. Er wusste nicht, warum. Konnte es einfach nicht begreifen. Und es gefiel ihm nicht. Er wollte das nicht. Er hatte keine Ahnung, wer sie war und woher sie kam. Komplikationen und Ärger konnte er nicht gebrauchen.
    »Verfluchtes Weib«, murmelte er, während er die Arme dem prasselnden Regen entgegenstreckte. Die Tropfen fielen kühl und aufreizend auf seine glühende Haut. Das Blut strömte heiß durch seine Adern, und in ihm brodelte es vor Verlangen. Selbst wenn sie ihm nicht nahe war, spürte er ihre Gegenwart.
    Rio war halb Mensch, halb Leopard. Er gehörte zu einer besonderen Spezies, die Eigenschaften beider Rassen in sich vereinigte. Er war gefährlich, fähig zu töten, und neigte zu großer Eifersucht und heftigen Gefühlsausbrüchen. Oft beherrschte das Tier in ihm seine Gedanken, das Wesen war listig und intelligent, aber es hatte seine Schwächen. Rio brauchte die Einsamkeit und hatte sein
abgeschiedenes Leben selbst gewählt. Nur weniges drang bis in seine sorgsam abgeschirmte Welt vor. Irgendetwas an Rachael beunruhigte ihn. Trieb ihn um. Verunsicherte ihn so sehr, dass er die Kontrolle zu verlieren schien. »Verfluchtes Weib«, wiederholte Rio.
    Er streckte sich noch einmal; er sehnte sich nach der Verwandlung, nach der Freiheit, die sie ihm bot. Er wollte in die Nacht hinauslaufen und einfach verschwinden. Das Aufbegehren des wilden Wesens in ihm war wie ein Geschenk; endlich juckte seine Haut und die Nägel sprossen. Stählerne Muskelstränge wanden sich über seinen Körper. Dann nahm er den strengen Raubtiergeruch wahr, sog ihn gierig in sich ein. Nutzte seine außergewöhnliche Gabe, um Rio Santana und alles, was ihn ausmachte, hinter sich zu lassen. Fell überzog seine Haut. Muskeln verdrehten sich, und Knochen knackten, während sein Rückgrat weicher und biegsamer wurde und er die Gestalt des Tieres annahm.
    Der Leopard hob den Kopf und witterte. Inhalierte den Duft der Frau. Doch anstatt abgestoßen zu sein, fühlte er sich ebenso stark von ihm angezogen wie in seiner menschlichen Gestalt. Der Leopard ließ die Schwanzspitze zucken, schlich geduckt über die Veranda und sprang auf einen dicken Ast. Trotz des Wolkenbruchs lief er leichtfüßig über einen verschlungenen Pfad hoch über dem Waldboden. Der Wind zerzauste seinen Pelz und blies ihm direkt ins Gesicht, konnte jedoch den lockenden Duft der Frau nicht vertreiben. Mit jedem Schritt, den er sich von ihr entfernte, wuchs sein Unbehagen.
    Ein leises Husten verriet den Widerwillen des Leoparden, und er ließ ein wütendes Fauchen folgen. Er wurde sie einfach nicht los. Wo immer er hinging, sie war bei ihm. In
seinen Gedanken. Seinem Innern. Seinen Lenden. Wutschnaubend bohrte er die Krallen in einen Baumstamm und riss die Rinde in lange Fetzen. Sie verfolgte ihn, wollte ihn nicht loslassen. Der Regen hätte sein heißes Blut abkühlen sollen, doch stattdessen fachte er die schwelende Glut tief in ihm nur an.
    Rio hätte eigentlich in der Lage sein sollen, seine menschlichen Sorgen abzuschütteln und sich in die Gedanken des Tieres zu flüchten, doch er konnte sie förmlich schmecken. Fühlen. Sie war überall, wo er war, so selbstverständlich wie die Luft um ihn herum. Es war nicht logisch zu erklären. Sie war eine völlig Fremde, ohne Namen und

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