Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
sage. Es ist wichtig.« Ohne dass es Rio bewusstwurde, zog er ihre Hand an seine Brust und legte sie auf sein hämmerndes Herz. »Ich muss die Wunde öffnen und ausbrennen. Es tut mir furchtbar leid, aber das ist der einzige Weg, dein Bein zu retten. Ich fürchte, die Kugel hat das Funkgerät getroffen, aber auch wenn dem nicht so ist, kann ich bei diesem Wetter niemanden erreichen. Die zweite Sturmwelle kommt gerade auf uns zu, und insgesamt soll es drei aufeinanderfolgende Gewitterfronten geben.«
Rachael lächelte ihn weiter an. »Ich weiß nicht, warum du so ein besorgtes Gesicht machst. Sie haben uns nicht gefunden, und sie werden uns auch nicht finden.«
Rio kniff kurz die Augen zusammen und rang nach Luft. Er wünschte, ihr Lächeln gälte ihm und nicht einem Unbekannten
namens Elijah. Was er tun musste, war einfach furchtbar, und Rachael war so vollgepumpt mit Schmerzmitteln, dass er sie nicht einmal darauf vorbereiten konnte. Er hatte die Prozedur schon einmal hinter sich gebracht und auch damals war es eine entsetzliche Angelegenheit gewesen. Er strich ihr das Haar aus der Stirn. Ihr Blick war viel zu vertrauensvoll. »Ich tu nur, was getan werden muss. Aber ich möchte mich im Voraus entschuldigen.«
Rachael sah das Zögern und den Widerwillen in seinem Blick. »Ist schon gut, Rio, ich versteh dich. Wirklich. Es musste ja früher oder später so kommen. Es tut mir leid, dass er dich damit beauftragt hat. Man sieht dir an, dass du es nicht gern tust.«
»Womit denn beauftragt?«, hakte er nach. Sie versuchte wohl, ihm das Ganze leichter zu machen, indem sie ihm gut zuredete.
»Ich weiß, dass Elijah mich tot sehen will und dass du dafür sorgen sollst. Du siehst so müde und traurig aus. Es war nicht richtig von ihm, dir das aufzuhalsen.«
Rio fluchte leise und setzte sich zu ihr aufs Bett. Ihre Augen glänzten glasig, sogar fiebrig, doch sie schien bei Verstand zu sein. Sie glaubte, dass er sie umbringen wollte, dennoch schaute sie ihn an, als hätte sie Mitleid mit ihm. »Warum will Elijah dich tot sehen?«
Rachael kniff vor Schmerzen die Augen zusammen, sie waren wieder so stark, dass es ihr beinah den Atem verschlug. »Was spielt das für eine Rolle? Bring es einfach hinter dich.«
»Willst du dich denn gar nicht wehren?« Aus irgendeinem Grund machte ihre Duldsamkeit ihn wütend. Wollte sie einfach nur daliegen und ihn bitten, ihr das Leben zu nehmen? Am liebsten hätte er sie heftig geschüttelt.
Erneut verzog Rachaels Mund sich zu diesem verträumten Lächeln. Sie schien wieder weit fort zu sein, und ihr Blick driftete langsam ab. »Selbst wenn du mir einen dicken Stock in die Hand gäbest, ich könnte ihn gar nicht hochheben. Ich werde wohl damit aufhören müssen, die tapfere Heldin wie im Film zu spielen. Ich glaube, ich kann nicht einmal mehr den Kopf heben.«
Rio beugte sich zu ihr herab. »Rachael? Bist du wieder da?« Gerade hatte sie sich ganz wie die Frau angehört, die ihm den Schädel eingeschlagen hatte.
»War ich denn weg?« Rachael schloss die Augen. »Ich wünschte, ich wäre nicht zurückgekommen. Was ist los mit mir? Wo bin ich denn gewesen?«
»Du hast fantasiert. Ich habe keine andere Wahl, ich muss mir dein Bein vornehmen.«
»Na dann los. Du bist so müde, dass du im Stehen einschläfst, wenn du nicht bald anfängst.« Rachael bemühte sich, die schweren Lider zu heben, und ihn durch ihre Wimpern anzusehen. »Ich werde auch nicht jammern, wenn es wehtut.« Ihre Augen waren klar, sie hatte einen lichten Augenblick. »Ich will mein Bein nicht verlieren, also tu auf jeden Fall alles, was nötig ist, um es zu retten.«
Rio wollte keine Zeit mehr verlieren. Es stand in seinen Augen, wie sehr er hasste, was er zu tun hatte, als er sich über Rachaels Bein beugte. Die Wunde musste geöffnet werden. Zuerst musste er sie gründlich reinigen, dann ausbrennen und schließlich mit Antibiotika versorgen. Er hatte diesen Eingriff schon einmal vorgenommen, im Feld, als ein Freund durch eine Schusswunde viel Blut verloren hatte und der Hubschrauber sie nicht sofort holen konnte. Kleine Schweißperlen traten auf seine Stirn, rannen ihm in
die Augen und trübten seine Sicht, als er die Klinge seines Messers in die Flammen hielt.
Dass er die Wunde öffnen musste, um die Infektion zu stoppen, drehte ihm den Magen um. Rachael schrie laut auf, als er das beißende Antiseptikum über die Wunde goss, und fast wollte sie aus ihrem Lager aufspringen. Rio zögerte einen Augenblick, legte
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