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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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zu einem Wesen. Sie bräuchte weder Zaumzeug noch Zügel, um beim Barrel Racing als Erste durchs Ziel zu gehen.« Sein Lächeln verstärkte sich. »Natürlich nicht jede Indianerin. Auch bei uns gibt es schlechte Reiterinnen.« Er beobachtete den Hengst, wie er wachsam den Kopf hob und nach möglichenFeinden Ausschau hielt, auch hier in dieser abgeschlossenen Schlucht. »Sie arbeiten für Wild Horse Annie, nicht wahr? Sie kämpfen mit ihr gegen die Mustangjäger?«
    »Woher wissen Sie das alles, Mister Red Legs?«
    »Jeremiah … oder meinetwegen auch Jerry.«
    »Kennen Sie Annie?«
    »Ja und ich respektiere sie«, antwortete der Indianer. Er hatte eine angenehme Stimme, die nur etwas heiser klang. »Alle Indianer respektieren sie. Und wenn es die Not erfordert, werden wir an ihrer Seite kämpfen. Auch wir verabscheuen die Mustangjäger und ihre Methoden. Kein Indianer käme auf die Idee, Mustangs mit Flugzeugen oder Pick-up-Trucks zu jagen, und schon gar nicht würde er sich dazu hergeben, auf sie zu schießen oder Autoreifen an sein Lasso zu binden, damit sie schneller ermüden. Wir sind nur ein Teil der Natur. Wer ohne Grund einen Baum fällt, macht sich schuldig. Wer einen Elch wegen seines Geweihs tötet, macht sich schuldig. Und wer einen Mustang leiden lässt, macht sich ebenso schuldig.« Er merkte, dass er viel geredet hatte, und entschuldigte sich mit einem Lächeln. »Sorry, das Predigen habe ich wohl von den Missionaren gelernt.«
    »Aber Sie haben recht, Jerry. Woher kennen Sie dieses Tal?«
    »Ich habe es auf die gleiche Weise gefunden wie Sie«, antwortete er, »ich bin den Mustangs gefolgt. Ich kenne dieses Tal schon seit einigen Jahren und komme allepaar Tage hierher, seitdem ich nicht mehr bei der Eisenbahn arbeite.«
    »Sie waren bei der Eisenbahn?«
    »Seltsam, nicht wahr? Bei der Union Pacific, ausgerechnet bei der Linie, die durch unsere Jagdgründe führt. Aber die Zeiten ändern sich, und sie hat mir das Geld gegeben, das ich für meine Familie und meine Freunde brauchte. Wir sind eine große Familie. Vor einigen Jahren kehrte ich ins Reservat zurück. Ich möchte dort sterben, wo meine Vorfahren gelebt haben.« Sein Blick folgte dem weißen Hengst, der an der Herde vorbeitrabte und nachzuprüfen schien, ob seine Stuten noch vollzählig waren. »In diesem Tal kann ich in die Vergangenheit blicken. Ich sehe die Mustangs unseres Volkes, die riesigen Herden unserer Vorfahren. Wussten Sie, dass der Reichtum eines Kriegers an der Anzahl seiner Pferde gemessen wurde? Ich sehe die weiten Ebenen, ein Land ohne Schienen und Straßen. Und wenn ich die Augen schließe, kann ich sogar die riesigen Bisonherden sehen. Bevor die Weißen kamen, gab es über sechzig Millionen Büffel … das ist kaum zu glauben.«
    »Ich hab schon mal Büffel gesehen … in einem Nationalpark.«
    »Es gibt nicht mehr viele, vielleicht ein paar hundert, nicht mehr. Nicht die Indianer haben sie abgeschossen, meine Vorfahren töteten nur so viele Tiere, wie sie zum Leben brauchten. Es waren weiße Jäger, die auf Trophäenjagd waren und die Tiere zum Vergnügenumbrachten. Die glorreiche Union Pacific, für die ich den größten Teil meines Lebens arbeiten durfte, karrte ganze Wagenladungen von Möchtegern-Jägern in den Westen und hielt mitten in einer Herde. Die Männer brauchten sich nur aus den Fenstern zu lehnen und die Tiere abzuknallen.«
    »Davon habe ich gehört«, sagte Peggy. »Auch deshalb habe ich mich Wild Horse Annie angeschlossen. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen. Sie müssen uns helfen, Jerry! Wir brauchen jede Unterstützung, die wir kriegen können. Helfen Sie uns, ein neues Gesetz durchzubringen.«
    »Was könnte ein Indianer schon tun, wenn es darum geht, Briefe an die Regierung zu schreiben oder Schulkinder zu mobilisieren? Die meisten Weißen blicken auf uns herab. Man würde uns beschimpfen oder auslachen! Aber wir bleiben in eurer Nähe, das verspreche ich. Und wenn es hart auf hart kommt, verbünden wir uns sogar mit den Sioux. Sie sind schon unterwegs. Was wir tun können, um dem grausamen Treiben dieser Mustangjäger Einhalt zu gebieten, werden wir tun. Und wenn wir nur dafür sorgen, dass sie die Mustangherde in diesem versteckten Tal niemals finden.«
    Peggy blieb noch eine ganze Weile bei den Mustangs, teilte das kühle Wasser aus ihrer Feldflasche mit Jeremiah Red Legs und lauschte den Geschichten, die er über die Vergangenheit seines Volkes zu erzählen wusste. Gegen Mittag

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