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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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sich nicht vorstellen, dass John in die Schlucht hinabgestiegen war, und wollte schon wieder umkehren und woanders suchen, als sie ein kaum hörbares Stöhnen vernahm.
    »John? John?«, rief sie aufgeregt. Sie folgte dem Pfad weiter nach unten, diesmal schneller und ohne Rücksicht darauf, dass nur ein paar Schritte links von ihr der Abgrund gähnte, und sah den Jungen neben einigen Felsbrocken liegen. Er musste über die verkrüppelte Kiefer, die aus der Felswand ragte, gestolpert und gestürzt sein. Sie kniete sich neben ihn. »John! Bist du verletzt? Was ist passiert?«
    »Ich hab einen Bären gesehen«, antwortete der Junge, noch immer vor Angst zitternd, »einen Grizzly oderso was … da oben … im Wald. Ich dachte schon, er … er wollte mich angreifen, aber … aber dann ist er weggerannt … einfach so … und ich bin auch gerannt … und dann bin ich über den … den verdammten Ast gestolpert.«
    »Hast du dir was gebrochen? Ist alles okay mit dir?«
    »Ich glaube … ich glaube, ich war … war kurz weggetreten. Aber jetzt geht es schon wieder.« Er stemmte sich auf einen Ellbogen und griff sich mit der freien Hand an den Kopf. »Ich hab mir wohl den Kopf angestoßen … bin nur noch ein bisschen … schwindlig.« Er versuchte sich zu bewegen. »Sonst ist alles okay.« Er wollte aufstehen und verlor das Gleichgewicht, sank wieder zu Boden.
    »Langsam, John!«, ermahnte sie ihn. »Du hast vielleicht eine Gehirnerschütterung. Die hatte ich auch mal.« Sie lächelte sanft. »Du darfst dich nicht anstrengen.«
    »Ich wollte doch nur mal nachsehen, wohin der Pfad führt«, sagte er.
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Das war ganz schön leichtsinnig von dir, allein loszulaufen.«
    »Das hätte ich … nicht tun sollen, was?«
    »Du hast Glück gehabt, John. Großes Glück.«
    »Du meinst … der Bär …«
    »… hätte auch angreifen können. Man weiß nie.«
    Das Schnauben eines Pferdes durchdrang die Stille. Sie blickte den Pfad hinunter und sah einen Reiternäher kommen. Er trug eine Gitarre über dem Rücken und hatte seinen Stetson tief in die Stirn gezogen. Erst als er dicht vor ihr war und sein Pferd zügelte, schob er den Hut in den Nacken. »Howdy. Peggy, nicht wahr?«
    »Marty Rockwell!«, erschrak sie.
    Sein Lächeln war unwiderstehlich, ließ sie beinahe vergessen, dass sie einen der Mustangjäger vor sich hatte. Auch wenn er in der Schlucht und in dem Lokal für sie eingetreten war. »Immerhin können Sie sich noch an meinen Namen erinnern.« Er blickte den Jungen an. »Ohne Pferd sollte man sich hier nicht herumtreiben. Selbst im Sattel ist der Weg sehr steil und gefährlich.« Er verriet aber nicht, warum er den Trail genommen hatte. »Bist du verletzt? Kannst du noch laufen?«
    »Danke, es geht schon wieder«, sagte John. Er stemmte sich vom Boden hoch und hielt sich am Stamm der verkrüppelten Kiefer fest. »Ich bin ausgerutscht.«
    »Kann passieren«, erwiderte Marty Rockwell.
    Peggy erkannte, wie peinlich dem Jungen seine Lage war, und sagte: »Der Boden ist ziemlich glitschig, da verliert man leicht den Halt.« Sie bemerkte Johns dankbares Lächeln und wandte sich an den Rancherssohn. »Was suchen Sie hier?«
    »Ich war auf dem Weg zu Ihnen.«
    »Zu mir? Woher wussten Sie, dass ich hier oben bin?«
    »Wo sollten Sie denn sonst sein? Auf der Ranch waren Sie nicht, also mussten Sie hier oben sein. Die Johnstons reiten immer mit den Kindern hierher.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Ich wollte mich entschuldigen«, erwiderte er beinahe schüchtern. Jetzt hatte er nichts mehr mit einem Mustangjäger gemein. »Für neulich in dem Lokal. Buddy hat sich ziemlich danebenbenommen. Und … und ich wollte Sie warnen, Peggy.«
    »Warnen? Wovor denn?«
    »Vor Buddy Miller und auch vor Ron Baxter. Ich kann die beiden genauso wenig leiden wie Sie. Mein Vater bezahlt sie, um die Mustangs loszuwerden. Welche Methoden Sie dabei anwenden, ist ihm egal. Hauptsache, die Pferde verschwinden von unserem Land … und aus ganz Nevada. Ich muss den Jägern helfen.«
    »Sie müssen gar nichts. Sie könnten Ihrem Vater sagen, dass Sie bei einer so grausamen Sache nicht mitmachen. Aber dazu sind Sie wahrscheinlich zu feige.«
    »Vielleicht«, räumte er ein. »Aber Buddy … er ist mächtig wütend auf Wild Horse Annie. Gestern hat er geschworen, dass er diese … dass sie schon noch merken würde, was sie davon hat, ihm ständig auf die Füße zu treten. Er würde ihr einen Denkzettel verpassen, an den sie ewig

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