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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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aus?«
    May nickte.
    »Dann haben Sie doch sicher die Bücher hier?«
    May kaute auf ihrer Lippe. Was sollte sie sagen? Sie war doch wohl nicht verpflichtet, diesen Affen ihre Bücher zu zeigen? Ihre Bücher waren doch bestimmt vertraulich.
    »Führen Sie Bücher?«
    »Natürlich.«
    »Dann zeigen Sie sie her.«
    Sie brauchte Ewigkeiten, um sie zu finden. Endlich förderte sie das dicke rote Buch ans Licht, über dem sie Harriet hatte fluchen hören, mit der ihr eigenen, vornehmen Zurückhaltung, natürlich. Oh, wo bist du, Harriet, jetzt da ich dich brauche?
    »Hier, bitte.«
    Der Mann legte das Buch auf den Tisch und schlug es auf.
    »Und Ihre Kundenliste hätte ich auch gern.«
    »Die ist vertraulich.«
    Der Mann seufzte, als werde seine Geduld auf eine ungebührlich harte Probe gestellt, und tauschte wieder einen Blick mit seinem Partner, der jetzt mit einem Teller aus filigranem, durchbrochenem Porzellan herumspielte, den Mays Mutter ihr zum Einzug geschenkt hatte. »Ich muß wissen, ob Sie so viele Kunden haben, daß Sie sich in unserem Register anmelden müssen«, erklärte er, nachdem er ein Nicken erhalten hatte.
    »Wir haben keine Kundenliste im eigentlichen Sinne ...«
    »Aber irgend etwas müssen Sie doch haben.« Er lächelte. Es wirkte bedrohlicher als seine barschen Forderungen.
    May kaute wieder an ihrer Lippe. Sie hatten ein kleines Notizbuch mit den Telefonnummern ihrer Kunden. Sie gab es ihm. Es war nicht auf dem neuesten Stand, aber das konnten die Männer ja nicht wissen. »Hier ist sie.«
    Der Mann riß es ihr fast aus den Fingern.
    May konnte nicht mit ansehen, wie er ihre Einnahmen nachvollzog, mit dem Finger die Zahlenreihen entlangfuhr und das Notizbuch durchblätterte. Zur Hölle mit Weihnachten, das all ihre Freunde weggelockt hatte, so daß sie hier ganz allein mit diesen beiden war. Sie schaute aus den Fenstern, aber weil sie recht hoch waren, sah sie nichts als den Himmel, der sich mit jeder Minute weiter zu verdunkeln schien. Das steigerte ihre Verzweiflung nur. Sie wandte den Blick ab und entdeckte eins von Sallys Kleidungsstücken, das hinter den Ofen gefallen war. Dann fiel ihr Blick auf das Handy.
    Sie konnte jemanden anrufen und um Hilfe bitten. Sie benutzten das Telefon kaum, um jemanden anzurufen, weil das zu teuer war, und sie hatte praktisch vergessen, daß sie es besaßen. Doch sie konnte damit irgendwen herbeirufen, der bei ihr blieb, während diese beiden Männer ihre Arbeit taten. Oder noch besser, jemanden, der sie hinauswerfen würde.
    Hugh kam ihr sofort in den Sinn. Er hatte angeboten, ihnen bei der Geschäftsgründung zur Seite zu stehen, sicher würde er ihr jetzt aus der Klemme helfen. Er war bestimmt unter einer der Nummern zu erreichen, die er ihr gegeben hatte. Dann kamen ihr Zweifel. Sie kannte ihn eigentlich nicht gut genug, um ihm das zuzumuten. Sie konnte ihn nicht bitten, alles stehen und liegen zu lassen und sie zu retten.
    Ihr Vater würde natürlich auf der Stelle herbeieilen. Aber sie wußte seine Büronummer nicht, und bis sie ihre Mutter angerufen, eine Ausrede erfunden hatte, warum sie ihren Vater sprechen mußte, und dann an seiner Sekretärin vorbei zu ihm durchgedrungen war, konnten diese beiden Finstermänner längst getan haben, was sie vorhatten.
    Ihre Brüder? Nein. Sie würden sich nicht rühren, ohne sich vorher stundenlang alles erklären zu lassen, und bis dahin konnte es längst zu spät sein. Sie würde in einer Blutlache liegen oder im Gefängnis sitzen, weil sie ihre Kundenadressen nicht auf dem neuesten Stand hatte, lange bevor sie hier eintrafen.
    »Und das hier sind die einzigen Leute, für die Sie arbeiten?«
    May glaubte schon lange nicht mehr, daß sie echte Beamte waren. Sie hätten ebensogut Aufkleber mit »Wir sind Freunde von Schleimbeutel« auf der Stirn tragen können, man sah es ihnen einfach an, von ihren schicken Anzügen bis zu den Wurstfingern. Aber sie wußte nicht, wie sie ihnen das an den Kopf werfen sollte, ohne Schaden zu nehmen.
    »Ähm ... ja.«
    »Und haben Sie Quittungen?«
    May holte einen Schuhkarton hervor, in dem sich ein wildes Durcheinander kleiner Zettel befand. Einer davon fiel ihr ins Auge: Es war eine detaillierte Kostenaufstellung der Bootsfahrt für die Buckfast-Schule. Hughs Privat- und Büronummer standen ebenfalls darauf.
    Also sollte es Hugh sein. Plötzlich kam ihr die Melodie eines uralten Songs in den Sinn und wollte sie in den Wahnsinn treiben. Sie konzentrierte sich auf die Nummer. Es war

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