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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Häuser auf weihnachtlichen Hochglanz poliert haben wollen. Auf die letzte Minute hatte die Weihnachtsputz-Kampagne plötzlich gefruchtet.
    May trank einen Schluck Tee. Harriet hatte sie mit ihrer Weihnachtslaune angesteckt, als sie Kleinigkeiten für Matthews Strumpf gebastelt hatte. Also hatte May beschlossen, für ihre Eltern und Brüder auch einen Weihnachtsstrumpf zu füllen.
    Die meisten ihrer Geschenke waren selbstgemacht und/oder eßbar. Harriet, viele Jahre lang ein Stützpfeiler des kirchlichen Weihnachtsbasars, hatte einen unerschöpflichen Vorrat an einfachen, kostengünstigen Ideen, für die man entweder pfundweise Zucker und Milch oder aber Goldspray und Tannenzapfen brauchte. Auf einem Flohmarkt in der Nähe hatten sie stapelweise Briefpapier gekauft. Alles in allem war May sicher, daß sowohl Matthew als auch ihre Familie mit ihren Strümpfen zufrieden sein würden. Sie mochte arm sein, aber sie war immer noch in der Lage, weihnachtliche Traditionen aufrechtzuerhalten.
    Nur das Einpacken war eine furchtbare Schinderei. Wenn dieses Bonbonglas, das sie in einem Second-Hand-Laden gekauft und für ihren Vater mit Smarties gefüllt hatte, jetzt noch einmal aus dem Papier entwischte, dann würde sie die verdammten Smarties selber essen. Ihr Vater sollte eigentlich sowieso eine Diät machen.
    Das vertraute Schwanken, mit dem jemand von der Shadowfax auf die Rose Revived stieg, hob ihre gedrückte Stimmung. Es konnte keine ihrer Mitbewohnerinnen sein, aber vielleicht Jed oder Debra. Dann fiel ihr ein, daß die Curlew themseaufwärts zu Verwandten gefahren war, und Ivan war bei seinen Eltern. Mit ein bißchen Glück war auch Mike inzwischen weg. Sie war jetzt wirklich nicht in der Stimmung für eine Auseinandersetzung mit ihm.
    Wer immer es war, klopfte, statt zu rufen. Das war kein gutes Zeichen und bedeutete, daß es mit Sicherheit nicht Jed war. Unter den Bootsbewohnern war wenigstens die Hälfte der Begrüßung und des Nachrichtenaustauschs schon abgehandelt, ehe der Besucher durch die Tür kam. Diese Person oder Personen (es schienen zwei zu sein) hatten kein Wort gesagt.
    May ging zögernd zur Tür. Seit Sally und Harriet bei ihr lebten, hatten sich ihre Unabhängigkeitskanten abgeschliffen, sie hatte die Kaltblütigkeit eingebüßt, mit der sie früher Fremde in ihr Heim eingelassen hatte. Sie öffnete eine Hälfte der Doppeltür.
    Nur teilweise sichtbar durch die schmale Öffnung standen draußen zwei Männer. Sie trugen Mäntel und Aktenkoffer. Man hätte sie für Juristen halten können, nur waren sie dafür zu vierschrötig. Einer stand an der Tür, der andere auf dem Welldeck. Sie hatten irgend etwas an sich, das May nervös machte.
    »Miss Sargent?«
    »Ja?«
    »Sind dies die Geschäftsräume der Firma Cleaning Undertaken?«
    »Ja.«
    »Und Sie sind einer der Unternehmer?«
    »Ich schätze, schon.«
    »Ich denke, Sie sollten uns hereinlassen. Wir müssen mit Ihnen reden.«
    »Na ja ... Wer sind Sie?«
    »Wir sind vom Gewerbeaufsichtsamt West London. Wir sind hier, um festzustellen, ob Ihr Gewerbe ordnungsgemäß angemeldet wurde.«
    Ihr Hirn lief auf Hochtouren. Sie hatten sich beim Finanzamt und der Sozialversicherungsstelle angemeldet. Gab es noch irgend etwas anderes, wovon Hugh nichts gewußt hatte, das sie hätten tun müssen? Nur einer der beiden Männer redete, fiel ihr auf. Der andere war ein schweigender Beobachter.
    »Worum geht’s denn? Irgendwas mit Mehrwertsteuer?«
    »Ganz recht. Lassen Sie uns bitte eintreten.«
    »Kann ich Ihren Ausweis sehen?«
    Der Mann griff in seine Tasche und holte einen eingeschweißten Ausweis mit Foto hervor. Als er ihn May entgegenstreckte, kam ihr der Gedanke, daß er in seiner Hand fehl am Platz wirkte, als seien seine Finger größere, schwerere Gegenstände gewöhnt.
    Ihr Blick glitt über seinen Namen und den Stempel darunter. »Gewerbeaufsichtsamt West London«, stand dort, »Abteilung Mehrwertsteuer«.
    »Und was ist das?« May wies auf die Schrift.
    »Es ist ein Gewerberegister, in das Sie sich eintragen lassen müssen. Damit wird sichergestellt, daß jedes Unternehmen die korrekte Gewerbesteuer, Mehrwertsteuer und so weiter zahlt. Das ist zum Schutz aller ehrlichen Geschäftsleute gedacht. Wenn jemand seine Geschäfte führt, ohne die regulären Abgaben zu zahlen, ist das nicht fair gegenüber den Unternehmen, die es tun, oder?«
    »Ähm ... Vermutlich nicht.«
    »Also würden Sie meinen Partner und mich jetzt freundlicherweise hereinlassen? Wir

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