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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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über sie lustig machte, und verzichtete auf einen Kommentar. Sie schloß die Augen und gab vor zu schlafen. Sie wußte, in den kommenden Jahren würde sie es bitterlich bereuen, ihn eingeladen zu haben, wenn alle Nachbarn sie oder vermutlich eher ihre Mutter fragten, was aus ihrem Freund geworden sei. Aber im Moment fand sie, das war es wert.
    Als sie die Augen aufschlug, stellte sie überrascht fest, daß sie wirklich geschlafen hatte. »Wir sind ja schon da! Das ging aber schnell.«
    »Augenblick. Spring nicht gleich aus dem Wagen, es sind noch hundert Meter.«
    »Es ist furchtbar nett von dir, mich nach Hause zu bringen, Hugh.«
    »Es war furchtbar nett von dir, mich einzuladen.«
    »Nein, wirklich, ich mein’s ernst. Und ich bin froh, daß du mitgekommen bist.«
    Er hielt an. »So. Jetzt kannst du aussteigen.«
    May legte ihre Hand auf seine. Sie wollte ihm die Wange küssen, sich richtig bedanken, aber er starrte auf den Kanal hinaus, seine Miene zeigte Entsetzen.
    »Hugh?«

Kapitel 27

    S ally fühlte ein Gewicht auf den Füßen. Sie trat, und etwas raschelte. Schlaftrunken setzte sie sich auf und wünschte, es wäre noch eine Nachttischlampe für ihr Zimmer übriggeblieben, das kleinste und zugigste von allen, das man wirklich keinem der Gäste anbieten konnte. James hatte darin schlafen wollen, aber das Bett war viel zu kurz für ihn, also hatte Sally versichert, das Kämmerchen sei »absolut niedlich« und sie wolle nirgends sonst schlafen.
    Sie befingerte den Gegenstand vorsichtig, fürchtete halb, es könne eine tote Ratte oder sonst etwas Ekliges sein. Auf einer Farm mußte man mit allem rechnen. Es war weich und flauschig, wie Wolle.
    Sie sah auf Harriets Leuchtzifferwecker. Sechs Uhr. Höchste Zeit aufzustehen, sie mußte das Chaos in der Küche noch beseitigen. Sie stand auf, rannte zum Lichtschalter und floh zurück, ehe ihr Körper spüren konnte, wie eisig es im Zimmer war.
    Der Gegenstand war ein Strumpf.
    Sally konnte es kaum fassen. Jemand hatte ihr einen Weihnachtsstrumpf gebracht. Nicht einmal als Kind hatte sie an den Weihnachtsmann geglaubt, aber wer sonst könnte es gewesen sein? Nur James und Tante Sophie waren im Haus, und Tante Sophie hätte niemals einen Strumpf mit einem Loch geduldet. Blieb also der Weihnachtsmann – oder James.
    Es war zu früh am Tag für Gefühle, aber Sally spürte ihre Kehle eng werden. Sie strich sich die Haare aus den Augen und öffnete das erste Päckchen.
    Es war ein winziges Fläschchen Portwein. Um den Flaschenhals hing ein Geschenkanhänger, auf dem stand: »Am besten vor dem Frühstück einnehmen.« Selig riß sie das zweite Paket auf, Orangenscheiben mit Schokoüberzug. Das dritte Päckchen rappelte. Es war eine Heftzweckschachtel, zweifellos eine der beiden, die sie selbst gekauft hatte. Sie kicherte. Weil es nur eine Socke war, waren nur zwei Geschenke übrig. Eins war ein Bündel Kugelschreiber, von einem langen Stück Schnur zusammengehalten, das letzte ein kleines Schmuckkästchen.
    Sallys Herz fing an zu rasen, trotz der Kälte hatte sie plötzlich Schweiß auf der Stirn. Sie öffnete das Kästchen mit so etwas wie tiefer Ehrfurcht. Doch es war kein Ring, wie sie halb gehofft und halb befürchtet hatte, sondern eine Brosche. Ein Kranz aus dunkelroten Steinen – vermutlich Granate – und Perlen, eingefaßt in Gold. Dabei lag ein Zettel. Dies ist kein Familienerbstück, jedenfalls nicht wirklich, aber wenn Lucy dich erwischen würde, wenn du es auspackst, würde sie dich in die Kolonien deportieren lassen. Bitte trag es, wenn du möchtest, sie wird es nicht erkennen.
    Sally atmete durch und seufzte zufrieden. Dann stand sie auf.
    James war wie immer eher aufgestanden als sie. Die Küche war blitzsauber, und er hatte Tee gekocht.
    »Frohe Weihnachten. Ich wollte dir den Tee ans Bett bringen.«
    Sally war fest entschlossen gewesen, ihn richtig zu umarmen, wenn nicht gar zu küssen. Aber er streckte ihr eine Tasse mit Untertasse entgegen, und das vereitelte ihre Pläne.
    »Vielen Dank für den Weihnachtsstrumpf«, sagte sie und umarmte und küßte ihn in Gedanken.
    »Ich freu’ mich, daß er dir gefällt. Ich fand immer, die Strümpfe sind das Beste an Weihnachten.«
    Sally war zutiefst zerknirscht. »Ich hätte dir auch einen machen sollen.«
    »Keineswegs. Du hast mehr für mich getan, als meine ganze Familie an allen Weihnachten zusammengerechnet.«
    »Wirklich?«
    »O ja. Tante Sophie ist hingerissen. Sie findet Lucy ein bißchen zu

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