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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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bißchen von Saskias Wimperntusche. Dann ging ihr auf, daß Hugh glauben könnte, sie habe das für ihn getan, und wischte sie wieder ab.
    Kurz darauf lief sie die Treppe hinunter und überlegte, ob sie sich vielleicht wirklich für ihn geschminkt hatte. Jetzt nimm dich mal ein bißchen zusammen, schalt sie sich selbst und öffnete die Küchentür.
    »Wieder Hosen, Liebes?« sagte ihr Vater und stellte die Kaffeekanne ab. »Ich weiß, ich bin schrecklich altmodisch, aber ich ziehe es einfach vor, wenn Frauen sich wie Frauen anziehen.«
    »Niemand hat May je in einem Rock gesehen«, erklärte Andrew Hugh. »Wir fragen uns insgeheim, ob sie vielleicht Milchflaschenbeine hat.«
    »Nun, ich habe May in einem Rock gesehen. In einem Badetuch übrigens auch«, erwiderte Hugh. »Und ihre Beine sind absolut in Ordnung.«
    Ein Schweigen breitete sich aus, nur unterbrochen vom Surren der Spülmaschine, die eine Vierundzwanzig-Stunden-Schicht einlegen mußte. Alle legten ihre Toastscheiben, Croissants oder Cornflakeslöffel aus der Hand und sahen May an. Sie hätten nicht verdutzter sein können, wenn Hugh ihnen eröffnet hätte, sie habe eine dritte Brust.
    May zog sich einen Stuhl heran. »Das ist eine lange Geschichte, und es war nicht so, wie es sich anhört.«
    »Vielleicht willst du’s uns erzählen, Liebes?« schlug ihre Mutter vor, ihre Augen funkelten hoffnungsvoll.
    »Ich würde lieber frühstücken.«
    May schlug sich heldenhaft. Das ganze Weihnachtsfest hindurch stand sie ihrer Mutter in der Küche bei, holte in jeder Ruhephase den Staubsauger hervor und brachte die Party am zweiten Feiertag ganz allein in Schwung.
    »Bemerkenswert, wie May sich verändert hat«, hörte sie eine von Vickys Freundinnen vom Frauenkomitee sagen. »Das liegt sicher an diesem reizenden Mann.«
    »Oh, sie sind nur Freunde«, erklärte ihre Mutter, loyal wie immer. »Er ist viel zu alt für sie.«
    »Unsinn! Er ist doch gerade mal in den Dreißigern. Und May wird auch nicht jünger. Wenn sie Kinder will, sollte sie bald anfangen, darüber nachzudenken.«
    »Also wirklich, Marjorie, die Zeiten haben sich geändert, seit wir jung waren. Heutzutage bekommen die Frauen noch mit Mitte Vierzig Kinder oder noch später.«
    »Vielleicht«, meinte Marjorie, »aber keine wahren Frauen.«
    May verspürte ausnahmsweise nicht den Drang, auf diese Äußerung zu reagieren. Sie lachte in sich hinein und ging in die Küche, um neue Wurstbrötchen zu holen.
    Sie hatte es vermieden, mit Hugh zu sprechen, ihm lediglich für sein Geschenk – einen sehr hübschen Pullover – gedankt und seinen Dank für ihr Geschenk – einen praktischen, aber langweiligen Einsatz für seinen Terminkalender fürs kommende Jahr – entgegengenommen. Jetzt graute ihr ein wenig bei der Vorstellung, mit ihm zurückfahren zu müssen.
    Sie könnte Ian und Andrew bitten, sie mitzunehmen. Aber sie und Saskia waren nur mit einem Wagen gekommen, sicher hatten sie keinen Platz für May und ihre saubere Wäsche. Also entweder Hugh oder die Bahn – die an Feiertagen so gut wie nie fuhr.
    »Wiedersehen, Mummy, danke für ein wunderschönes Weihnachten.« Sie umarmte ihre Mutter innig und merkte, daß sie sie mit zunehmendem Alter immer mehr ins Herz schloß.
    »Danke für deine Hilfe«, erwiderte Vicky. »Du hast praktisch alles allein gemacht, ich mußte kaum einen Finger rühren. Vielleicht wirst du ja langsam doch erwachsen.«
    May schnitt eine Grimasse. »Hoffentlich nicht. Ich darf Hugh nicht warten lassen.«
    »Nein. Er ist wunderbar, May. Du könntest es sehr viel schlechter treffen ...«
    »Bestimmt, aber ich habe die Absicht, es noch viel besser zu treffen.«
    Hugh wartete im Auto auf sie. Sein Abschied von ihren Eltern war formell, aber sein Dank aufrichtig gewesen. May wußte, er hatte einen sagenhaft guten Eindruck gemacht. Zur Hölle mit ihm.
    Als May einstieg, sah er sie fragend an. »Und? Bedauerst du, daß du mich eingeladen hast?«
    May erwiderte seinen Blick mit so viel Offenheit, wie ihr Mut zuließ. »Überhaupt nicht. Meine Eltern waren ganz verrückt nach dir, die Nachbarn waren verrückt nach dir ...«
    »Saskia war verrückt nach mir. Aber du nicht?«
    »Du würdest doch die Flucht ergreifen, wenn es so wär’. Ich bin viel zu rechthaberisch.«
    »Du hast völlig recht. Das bist du.«
    »Du bist selber ziemlich rechthaberisch!«
    »Durchaus möglich, aber diese Eigenschaft ist bei einem Mann weitaus akzeptabler als bei einer Frau.«
    May erkannte, daß er sich

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