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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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aus einem Gangsterfilmdrehbuch, aber schließlich hatte sie ja nur die Hälfte der Unterhaltung hören können.
    Er schaltete das Telefon aus. »Also, wo war ich?«
    Harriet wollte aufstehen, denn ganz egal, wo er war, sie wollte auf keinen Fall mit ihm dort sein. Er bedeutete ihr, wieder Platz zu nehmen.
    »Ach, jetzt weiß ich es wieder. Ich hatte mich gefragt, ob ich Sie wohl für ein anderes, kleines Geschäft gewinnen könnte.«
    Bestimmt nicht, dachte Harriet, wollte das aber nicht so unumwunden sagen. »Ach ja? Was denn?«
    »Sie bräuchten ein bißchen Kapital dafür. Ich möchte, daß meine Mädels sich eher als Partner und nicht als Angestellte fühlen ...«
    Harriet fühlte sich nicht wie ein Partner, sondern vielmehr wie ein Salatblatt, das sich einer gierigen, schleimigen Schnecke ausgeliefert sah. »Ich habe aber kein Kapital ...«
    »Haben Sie überhaupt nichts gespart?«
    Das hatte sie, aber sie gedachte nicht, ihm das zu sagen. Sie schüttelte den Kopf.
    »Schade. Es ist ein leichter Weg, Geld zu machen, vorausgesetzt man hat genug für den Start.«
    Harriet räusperte sich. »Ähm ... da ich, wie gesagt, kein Geld habe, könnte ich jetzt vielleicht den Lohn für diese Woche bekommen? Ich weiß, daß wir eigentlich erst am Ende der Woche bezahlt werden, aber ich brauche einfach heute schon ein bißchen Geld. Ich muß meine Unterkunft bezahlen.«
    Keith sah sie scharf an. »Ich hätte vielleicht einen anderen Job für Sie. Besser als putzen.«
    »Nein!« Harriet bemühte sich, die Panik aus ihrer Stimme herauszuhalten. »Nein, wirklich, ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit. Ich möchte eben nur regelmäßig arbeiten, jeden Tag.«
    »Und ich bin sicher, das werden Sie bald.«
    »Aber was mache ich bis dahin?«
    Er hob die Schultern. »Tja, die Kalkulationen sind knapp, ich kann Ihnen vor dem vertraglich festgesetzten Zeitpunkt wirklich nichts bezahlen.« Er hielt lange genug inne, um ihre Anspannung bis knapp an die Grenze des Erträglichen zu steigern. »Aber weil Sie so eine gute Kraft sind, werde ich Ihnen ein bißchen Geld leihen. Aus meiner eigenen Tasche. Damit Sie über die Runden kommen.« Er zog seine Brieftasche aus dem Jackett und gab ihr zwanzig Pfund.
    Harriet hatte sich so weit erniedrigt, noch ein paar Zentimeter würden kaum einen Unterschied machen. »Ich fürchte, das reicht nicht.«
    Der onkelhafte Ausdruck auf Keith’ Gesicht verhärtete sich. Er zog noch einen Schein hervor. »Mehr kann ich wirklich nicht vorschießen. Aber nächste Woche bekommen Sie zwei Löhne – abzüglich dieser vierzig Pfund und der zwanzig von gestern, versteht sich.«
    »Vielen Dank«, sagte Harriet und empfand nicht einen Funken Dankbarkeit. »Ich rufe Montag morgen an.«
    »Tun Sie das. Ich bin sicher, bis dahin habe ich einen netten, kleinen Job für Sie.«
    Sally litt unter dieser ganz besonderen Art von Erschöpfung, die sich nur dann einstellt, wenn man über einen längeren Zeitraum versucht, ganz besonders beschäftigt zu wirken. Drei Stunden hatte sie damit zugebracht, eine Wohnung zu säubern, in der sich einfach kein Dreck finden ließ. Selbst das Silber, das sie aus schierer Verzweiflung geputzt hatte, sah kein bißchen besser aus als vorher, denn wer immer es zuletzt geputzt hatte, hatte eine Politur mit Anlaufschutz verwendet. Ein paar Toastkrümel unter dem Grill waren der einzige Beweis, daß diese Wohnung je bewohnt worden war.
    Nach etwa zwei Stunden waren Captain und Mrs. W. J. Walker, Royal Navy, aus dem Krankenhaus heimgekehrt. Bis dahin hatte sie gesaugt, Staub gewischt und alles auf Hochglanz poliert, was ihr unter den Lappen kam, so daß es nur so blitzte und blinkte, als der Sohn ihre Kunden behutsam hereinbrachte. Sally war der Ansicht, ihre Arbeit sei getan, aber der Sohn war sehr besorgt um seine Eltern und versprach, Sally werde noch ein Weilchen bei ihnen bleiben.
    Sie waren hingerissen, und Captain Walker fragte, ob sie täglich kommen könne.
    »Wir hatten eine wunderbare Haushälterin, eine echte Perle, aber sie mußte sich zur Ruhe setzen und lebt jetzt bei ihrer Tochter. Sie kam jeden Tag.«
    Die milchigblauen Augen, die einst so beharrlich die Meere nach dem Feind abgesucht hatten, wirkten so bittend, daß Sallys weiches Herz nicht standhalten konnte. Diese beiden würden niemals genug Schmutz verursachen, um ihre Dienste täglich zu benötigen, aber – hatte der Sohn ihr in einem unüberhörbaren Flüstern anvertraut – sie war »jemand im Haus«. Und weil sie eine

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