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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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alle Lampen aus.
    Einen Moment dachte Sally, wie nett es doch wäre, jetzt einfach in Tränen auszubrechen. Aber vermutlich war es produktiver, die Sicherung wieder einzuschalten. Wenigstens blieb es ihr jetzt, da Piers verreist war, erspart, von Zimmer zu Zimmer zu pilgern und jede Digitaluhr neu zu stellen. An jedem Elektrogerät mit Ausnahme des Toasters würden sie hektisch anfangen zu blinken, sobald der Strom wieder eingeschaltet war. Piers fühlte sich nicht sicher, wenn er nicht in jedem Raum wenigstens anhand dreier voneinander unabhängiger Quellen die Zeit feststellen konnte, und er veranstaltete ein Riesentheater, wenn zwei Uhren nicht exakt übereinstimmten.
    Die Sicherung war eingeschaltet. Sally sah aus dem Fenster, um festzustellen, ob bei den anderen Leuten auch die Lichter ausgegangen waren oder nur bei ihr. Nein, die aus der Art geschlagene Straßenlaterne, die tagsüber brannte und nachts verlosch, strahlte mit der Morgensonne um die Wette.
    Sally war mehr denn je zum Heulen zumute. Hätte sie doch nur May und Harriet anrufen können. May hätte witzige Bemerkungen über Feministinnen und Glühbirnen gemacht, wäre mit einem Spannungsprüfer und einer Rolle Draht angerückt und hätte die Sache in Ordnung gebracht. Aber sie konnte sie nicht anrufen, nicht heute, wo sie so beschäftigt waren.
    Ohne große Lust holte sie die gelben Seiten hervor und blätterte bei den Elektrikern. Heute war Samstag. Falls sich einer fand, der bereit war zu kommen, würde er einen Wochenendzuschlag verlangen und das Geld auf der Stelle in bar haben wollen. Sally hatte kein Bargeld. Aber sie mußte irgend etwas tun. In Gedanken ging sie die Liste ihrer Exfreunde durch, aber es war nicht einer dabei, der hier auch nur entfernt von Nutzen gewesen wäre. Sie war ganz allein.
    Sie ging ins Schlafzimmer zurück und zog sich an. Eine betagte Leggings, mehrere T-Shirts, zwei weite Pullover und ihre ausgelatschten Turnschuhe. Sie steckte ihre fettigen Haare zu einem Knoten auf und überlegte, ob sie wohl genug Mumm hatte, um die Haare in lauwarmem Wasser zu waschen. Sie würde sie trocken rubbeln müssen. Das würde ewig dauern, und anschließend würden sie in alle Richtungen abstehen. Aber vermutlich würde sie sich trotzdem besser fühlen. Oder aber sie würde sich erkälten. Sie entschied sich dagegen.
    Sally holte ihr Portemonnaie aus der Handtasche und zählte nach, ob sie genug Geld für eine Familienpackung Mars und ein paar Zeitschriften zusätzlich zu den Tampons hatte. Wenn sie schon so extravagant war, sich eine Periode zu leisten, fand sie, dann auch mit Stil. Aber das Geld reichte nicht.
    »Oh, Mist, Mist, Mist, Mist!« Sie sah nach, ob auf Piers’ Schreibtisch vielleicht ein bißchen Kleingeld lag. Das war ziemlich unwahrscheinlich, aber selbst sechs Monate mit Piers hatten Sally nicht gänzlich von ihrem Optimismus heilen können.
    Alles was sie fand, waren ein paar Büroklammern und die Post. Harriet hatte die Briefe nach Eingang geordnet aufgestapelt. Es schienen hauptsächlich Rechnungen zu sein, und Sally war nicht auf die Idee gekommen, sie zu öffnen.
    Doch da sie weder irgend etwas Netteres noch Konstruktiveres zu tun hatte, nahm sie sie mit hinüber zum Fenster und sah sie durch. Einer entpuppte sich als Rechnung der Elektrizitätswerke über einen ziemlich hohen Betrag. Das Rechnungsdatum lag vor Piers’ Abreise. Sally blätterte die Umschläge weiter durch und fand die Mahnung.
    »Das sieht ihm aber gar nicht ähnlich.«
    Ihre Schadenfreude darüber, daß er auch nicht immer perfekt war, war nur von kurzer Dauer, denn schon drängte sich ein unschöner Verdacht auf: War die unbezahlte Stromrechnung vielleicht gar kein Versehen, sondern dazu gedacht, sie aus seiner Wohnung zu vertreiben? Was hatte er doch gleich wieder gesagt, wie lange sie noch bleiben könne? Wütend sah sie auch die restlichen Umschläge durch auf der Suche nach einem Liebesbrief, der ihre Jammerorgie perfekt gemacht hätte. Statt dessen fand sie ein weiteres Schreiben der Elektrizitätswerke, kaum weniger vernichtend: Man dankte Mr. Fox für seinen Scheck und bestätigte seine Anweisung, die Stromversorgung einzustellen. Sally sah auf den Kalender. Das genannte Datum war heute.
    Sie focht gegen die aufsteigende Hysterie und öffnete sämtliche Umschläge. Mit jedem Brief fand sie ihre Befürchtungen bestätigt.
    Die Telefongesellschaft teilte mit, daß der Anschluß stillgelegt werde, allerdings ohne Angabe eines Termins. Ein

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