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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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borgen.«
    »Tun Sie ja gar nicht, selbst wenn ich ein Fremder wäre. Sie borgen es von Ihrer Firma. Also, wieviel?«
    Sally hatte wenig feministische Skrupel, die dagegen sprachen, sich von einem Mann finanziell unterstützen zu lassen. Und die wenigen Skrupel, die sie hatte, überwand sie schnell. »Genug für ein Taxi zu meiner Freundin nach Paddington.« Die kleinen Gäste mußten inzwischen weg sein.
    »Ich hätte genug für die U-Bahn ...«
    »Ich kann nicht die U-Bahn nehmen! Ich habe all meine Sachen in Plastiksäcken und -tüten bei mir!«
    »Aber warum müssen Sie mit Sack und Pack zu Ihrer Freundin ziehen? Sie könnten doch sicher ...«
    »Das verstehen Sie nicht! Ich bin rausgeworfen worden. Ich muß diese Wohnung räumen und mit meinem Zeug zu meiner Freundin ziehen! Ich werde auf einem Boot leben müssen! Und jetzt kann ich nicht mal meine verdammte Handtasche finden!«
    Sally schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Jetzt da sie angefangen hatte zu heulen, würde er die Flucht ergreifen, selbst ohne seine Schlüssel. Sie kreuzte die Arme und wandte sich von ihm ab, damit sie nicht zusehen mußte, wenn er ging.
    »Ich bin sicher, die Lage ist nicht so ausweglos, wie sie scheint«, sagte er sanft.
    Sally schluckte mühsam. Wenn sie nicht sprach, würde sie es schaffen, sich zusammenzunehmen. Wenn sie nur ihre Tasche finden, ihm seine Schlüssel geben, seinen nutzlosen Scheck annehmen und ihn loswerden konnte, war alles in Ordnung.
    »Ist das hier Ihre Tasche?«
    Sie riß sie ihm aus den Fingern. Zu spät ging ihr auf, daß sie hier wieder allein in der dämmrigen Kälte sitzen würde, sobald ihre geschäftliche Transaktion abgewickelt war. Wütend kippte sie den Inhalt der Tasche auf dem Tisch aus und tastete blindlings nach den Schlüsseln. Schließlich fand sie sie auch.
    »Hier, bitte!«
    »Vielen Dank. Und was bin ich Ihnen nun schuldig?«
    Sollte sie es je gewußt haben, hatte sie es jetzt jedenfalls vergessen. Und im Augenblick war sie einfach nicht in der Lage, es auszurechnen, ganz gleich, was May sagen würde, wenn sie ihr gestand, daß sie sich den Scheck hatte durch die Finger schlüpfen lassen.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie niedergeschlagen. »Geben Sie mir Ihre Adresse. Wir schicken Ihnen eine Rechnung.«
    Er schrieb seine Anschrift auf einen Briefumschlag und reichte ihn ihr. Sie stopfte ihn in ihre Handtasche und schluckte.
    James hatte seinen Kugelschreiber und die Schlüssel eingesteckt, machte aber keinerlei Anstalten zu verschwinden.
    »Ich denke nicht, daß ich Sie einfach so hier allein lassen sollte. Offenbar geht es Ihnen überhaupt nicht gut.«
    »Ach, mit mir ist alles in Ordnung. Ich habe einfach nur meine Tage. Es ist ein völlig natürlicher Vorgang, wissen Sie.« Dann brach sie in Tränen aus.
    James Lucas hatte breite Schultern, starke Arme und ein sehr kratziges Tweedjackett, das nach altem Hanfseil und Gras roch. Sally hatte ausreichend Gelegenheit, diesen Geruch zu analysieren, während sie schluchzte und er sie festhielt und ihr auf den Rücken klopfte, als sei sie ein Baby, das ein Bäuerchen machen müsse.
    »Tut mir leid«, sagte sie schniefend.
    Er antwortete nicht, sondern drückte ihr ein Taschentuch in die Hand.
    »Normalerweise heule ich Fremden nicht das Jackett naß.«
    »Natürlich nicht«, murmelte er.
    Sally wäre am liebsten für ewig und alle Zeiten in seinen Armen geblieben, aber sie versuchte trotzdem, sich loszumachen. Vermutlich brannte er darauf, dieser heulenden Verrückten zu entfliehen. Er umfaßte sie ein wenig fester. »Bleiben Sie, wo Sie sind. Gleich werden Sie sich besser fühlen.«
    Sally fühlte sich schon besser. Aber die Vorstellung, daß er sie gleich loslassen würde, war erschütternd. »Sie sind sehr verständnisvoll«, murmelte sie in sein Jackett.
    »Ich habe zwei ältere Schwestern«, erklärte er. »Beide leiden an furchtbaren Menstruationsbeschwerden und Krämpfen. Und sie haben es überhaupt nicht eingesehen, mir die schaurigen Details zu ersparen, nur weil ich ein Junge war.« Er hielt sie immer noch mit festem, aber gleichzeitig liebevollem Griff, auf den Tiere angeblich besonders gut reagieren.
    »Oh.« Nachdem es ihr nicht gelungen war, sich loszureißen, stand sie reglos in seinen Armen.
    »Was Sie brauchen, ist ein heißes Bad, eine Wärmflasche und was Heißes zu trinken. Haben Sie hier heißes Wasser?«
    »Nein.«
    »Dann kommen Sie wohl besser mit mir.«

Kapitel 15

    J ames half ihr, die

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