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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Schreiben des Vermieters, der Piers’ Kündigung bestätigte und sich für den schnellen Räumungstermin zum kommenden Montag bedankte. Nur die Wasserwerke machten ein Geheimnis daraus, ob sie die Versorgung ebenfalls einstellen wollten.
    Sally saß ganz reglos. Sie mußte nachdenken und zwar schnell, aber wenn sie nicht aufpaßte, würde die Panik sie wie ein Strudel fortreißen, und damit war ihr schließlich erst recht nicht geholfen.
    Ihre Mutter würde ihr immer Obdach gewähren, aber nur als Übergangslösung, sie konnte dort nicht lange bleiben. Und sie taugte nicht zum Hausbesetzer. Selbst wenn sie ohne Heizung, Elektrizität und fließendes Wasser hätte auskommen können, auf keinen Fall hätte sie mit der Gewißheit leben können, daß jeden Moment irgendwer mit einem Brecheisen auftauchen und sie hinauswerfen könnte.
    Seit sie zu Piers gezogen war, war der Kontakt zu ihren Freunden mehr oder weniger eingeschlafen. Und die wirklich guten Freunde lebten über das ganze Land verstreut, die von dem Kaliber, wo man anrufen konnte und sagen: Tut mir leid, daß ich mich so ewig nicht gemeldet habe, aber mein Freund hat mich vor die Tür gesetzt, und kann ich vielleicht bei dir schlafen? May und Harriet waren hier in London die einzigen, an die sie sich hätte wenden können, und so, wie sie ihr Glück kannte, war die Telefonleitung vermutlich abgeschaltet, bevor sie sie anrufen konnte. Und was konnten sie schon tun? Sie würden sie natürlich einladen, zu ihnen zu ziehen. Sally seufzte. Wenigstens würde sie nicht obdachlos werden. Allerdings, nach dem, was Harriet über die Sanitäreinrichtungen an Bord des Bootes erzählt hatte, würde sie vermutlich bald ein häufiger Gast in öffentlichen Waschräumen werden.
    Ein durchdringendes elektronisches Geläut verkündete, daß das Telefon noch angeschlossen war. Sally hob ab und hoffte inständig, es sei Piers. Sie hatte ihm einiges zu sagen. Die Wut der vergangenen Monate, vor allem aber der letzten Stunden hatte sich angestaut und wollte heraus. Und dieses eine Mal, da war sie sicher, würde sie sich alles von der Seele reden, ohne sich in ihrem Text zu verhaspeln.
    Aber es war nicht Piers, sondern eine sehr höfliche junge Dame, die Sally unmöglich anschreien konnte. Sie erklärte, am Montag käme eine Firma, die Piers’ Sachen einpacken und einlagern werde, und fragte, wo die Männer den Schlüssel abholen sollten.
    »Ich leg’ ihn unter die Fußmatte«, zischte Sally durch zusammengebissene Zähne und knallte den Hörer auf.
    Sie fragte sich, ob Cleaning Undertaken diesen Service nicht vielleicht auch anbieten sollte, und überlegte im selben Moment, ob die Möbelpacker sie in Luftbläschenplastik einwickeln und abtransportieren würden, wenn sie Montag noch hier war. Sie ließ sich aufs Sofa fallen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wäre sie in einer Situation wie dieser einfach ins nächste Kaufhaus spaziert, hätte in der Parfümerieabteilung reichlich Lippenstifte und Düfte ausprobiert und teure Kleider angezogen. Aber heute schien ihr das nicht mehr das Richtige. Sie kannte May und Harriet noch nicht lange, doch sie hatten ihr vor Augen geführt, daß man in Krisensituationen entschlossen und konstruktiv handeln mußte.
    Sie ging ins Schlafzimmer, um ihre Sachen zu packen. Aber wo sollte sie sie hineinpacken? Abgesehen von einer Sporttasche und einem Beautycase waren all ihre Koffer bei ihrer Mutter, und Piers hatte seine rücksichtsloserweise alle mitgenommen.
    »Er hat eine Plastiktütenfrau aus mir gemacht. Na ja, wenigstens eine Designer-Plastiktütenfrau«, verbesserte sie sich und zog ihre Sammlung der schönsten Tragetaschen unter der Kommode hervor. Aber selbst wenn sie damit die eleganteste Obdachlose Londons würde, die Tüten reichten bei weitem nicht aus. Sie brauchte noch etwas anderes. Also holte sie sich ein paar Müllbeutel aus der Küche.
    Sie war felsenfest entschlossen, jetzt mal vernünftig zu sein und ihre Garderobe gründlich auszumisten. Für diese Aufgabe brauchte man eigentlich eine charakterstarke Freundin, die einem schonungslos die Wahrheit sagte über die Bluse, die man im Schlußverkauf zum halben Preis ergattert hatte, und die nicht zuließ, daß man einen mottenzerfressenen, formlosen Pulli wieder aus dem aussortierten Stapel hervorzog, weil man so viele romantische Erinnerungen damit verband. Aber Sally war allein und hormonell benachteiligt. Als ihr aufging, daß sie immer noch acht Plastiksäcke voller

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