Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
Kleidungsstücke hatte, aber kein Geld, um sie mit einem Taxi quer durch London zu transportieren, fing sie noch einmal von vorne an.
    Es war eine kreuzbrechende Arbeit, erst recht wenn man schon ein lahmes Kreuz hatte, ehe man überhaupt anfing. Sally hatte eine enorme Hemmschwelle, vormittags zu trinken, denn ihre Mutter hatte ihr beigebracht, das sei der erste Schritt Richtung Alkoholismus, aber sobald die Uhr zwölf schlug, würde sie Piers’ Ginflasche leeren. Gin war ja angeblich genau das richtige für ihr Leiden.
    Unglücklicherweise war der Flaschenboden gewölbt und der Rest daher viel kleiner, als es den Anschein hatte. Der Gin half jedenfalls überhaupt nicht gegen das Pochen in den Eierstöcken und schmeckte gemischt mit Diätlimo einfach scheußlich.
    Immer wieder sah sie auf ihren Reisewecker, das einzige Zeitmeßgerät in der Wohnung, das noch funktionierte, und zählte die Stunden, bis Harriet und May frei sein würden. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Würden die kleinen Gäste von Bord sein, ehe die Telefongesellschaft den Anschluß sperrte?
    Sie durchsuchte ihren Mantel. Sie hatte doch bestimmt genug Kleingeld in den Taschen, um irgend etwas zu kaufen. Sie ging auf die Straße hinunter, fragte sich, was die Frauen in den Zeiten vor Tampax gemacht hatten, und verfluchte die Regierung, weil sie sie mit Mehrwertsteuer belegte. Unten im Laden schwankte sie zwischen einer Sechserpackung Mars und einer Ausgabe von People’s Friend auf der einen Seite, einer Rolle Toilettenpapier und einer Packung No-name-Tampons auf der anderen. Schließlich traf sie die erwachsene Entscheidung und legte die Schokoriegel und die Liebesgeschichten wieder zurück. Sie waren ohnehin falsche Freunde. Die einen machten dick, die zweiten gaukelten einem vor, es gäbe so was wie ein Happy-End.
    Trotzdem bereute sie ihre Entscheidung auf dem Rückweg zur Wohnung. Sie fühlte sich ausgelaugt. Auf dem Sofa kuschelte sie sich unter ihr Federbett und versuchte zu schlafen. Es gab nichts anderes zu tun.
    Sie mußte sich mindestens die Hälfte der alten Grafschaften von England und Wales aufsagen, ehe sie wirklich schläfrig wurde, und kaum war sie eingeschlummert, da klingelte es. Mit einem Ruck wachte sie auf und stürmte zur Tür, überzeugt, es seien Harriet und May, die sie besuchen wollten. Sie bemerkte ihren Irrtum, sobald sie geöffnet hatte, aber im schwindenden Licht konnte sie nicht ausmachen, wer sie geweckt hatte. Blinzelnd betrachtete sie den hünenhaften Mann, der sie erwartungsvoll ansah, als müsse sie wissen, wer er war.
    »Miss Bliss?«
    Die Stimme half ihr auf die Sprünge, und sie erkannte ihn wieder. James Lucas. Und er mußte ausgerechnet heute hier aufkreuzen und sie mit fettigen Haaren und käsigem Teint antreffen. So wie sie jetzt aussah, hätte sie sich nicht mal ins Grab legen wollen. Murphys Gesetz.
    »Ach, Sie sind’s.«
    »Ich komme wegen der Schlüssel. Mrs. Walker sagte, Sie hätten sie.«
    »Die Schlüssel? Aber ich dachte, ich könnte noch bis Montag in der Wohnung bleiben.«
    »Wovon reden Sie? Geht es Ihnen auch gut?«
    Piers hatte diese Frage immer mit deutlich ungehaltenem Unterton gestellt. Dieser bärenhafte Mensch klang hingegen ehrlich interessiert, vielleicht sogar eine Spur besorgt. Sally hatte plötzlich einen Kloß im Hals und hoffte, er würde nicht merken, daß sie keinen bh trug.
    »Ja. Nein. Mir ist gerade klargeworden, welche Schlüssel Sie meinen. Möchten Sie vielleicht reinkommen, während ich sie suche?«
    Sie war einigermaßen sicher, daß die Schlüssel in ihrer Handtasche waren. Wo die allerdings sein mochte, war ein anderes Thema. Sie durchsuchte das Wohnzimmer im schwindenden Licht und verfluchte Piers, weil er eine Wohnung mit so wenigen Fenstern gemietet hatte.
    »Warum schalten Sie das Licht nicht ein?« fragte er.
    »Weil ich keinen Strom habe. Er ist abgesperrt.«
    »Aber wieso? Haben Sie die Rechnung nicht bezahlt?«
    »Jemand anders hat die Rechnung nicht bezahlt.« Sie fuhr zu ihm herum. »Da fällt mir ein, Sie haben uns auch noch nicht dafür bezahlt, daß wir die Wohnung Ihres Onkels gereinigt haben.«
    »Ich weiß. Wenn Sie mir sagen, wieviel Sie bekommen, werde ich bezahlen.«
    »Bar?« Sallys Gesicht hellte sich auf.
    »Nein. Ich fürchte, ich kann Ihnen nur einen Scheck anbieten. Ist das ein Problem?«
    »Um ehrlich zu sein, ja.«
    »Wieviel Bargeld brauchen Sie? Ein bißchen hab’ ich bei mir.«
    »Ich kann mir unmöglich Geld von einem Fremden

Weitere Kostenlose Bücher