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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Ich muß ein paar Papiere durchgehen. Und dann bring’ ich Sie, wo immer Sie hinmöchten.«
    Sally bedankte sich murmelnd und hoffte, das Murmeln werde ihre Enttäuschung verbergen, daß er ihr nicht angeboten hatte, in der Wohnung zu bleiben.
    Um den Schmerz der Zurückweisung zu lindern, bot sie Clodagh ein Stück Schinkenrinde. Die Hündin nahm es mit größter Behutsamkeit und ließ es dann fallen. Sally fühlte sich zurückgestoßener denn je.

Kapitel 16

    W ährend Sally leidend und hilflos war, bereiteten Harriet und May sich auf einen Überfall kleiner Jungs und deren Hüter vor.
    May, die für gewöhnlich nicht übermäßig pingelig in puncto Hausarbeit war, bestand darauf, daß das Boot so blitzblank geputzt wurde, als stünde ein Besuch der Queen bevor. Die Messingbänder um den Schornstein verloren ihre graugrüne Patina und erstrahlten in leuchtendem Gold, ebenso erging es der Ruderpinne aus Messing, die sie extra für diesen großen Tag unter ihrem Bett hervorgeholt hatte. Der weiße Anstrich wurde geschrubbt und hier und da ausgebessert, den blauen Bordwänden war May mit Möbelpolitur zu Leibe gerückt. Sie war sogar so weit gegangen, die Fenster von außen zu putzen, legte sich zu dem Zweck aufs Dach, machte sich mit einem Knäuel Zeitungspapier ans Werk und fiel um ein Haar ins Wasser.
    Im Innern der Kabine hatte Harriet nicht minder emsig geschrubbt und poliert, so daß das Boot innen wie außen vor Sauberkeit strahlte. Harriet wußte, daß für May viel auf dem Spiel stand, weit mehr als sie sich selbst oder anderen eingestehen würde.
    Als May Hugh angerufen und ihm einen, wie sie fand, fairen Preis für einen Tagesausflug mit ihrem Boot inklusive Verpflegung genannt hatte, schnaubte er verächtlich. Damit hatte sie gerechnet und wollte gerade anheben, ihm ihre Kosten vorzurechnen und zu erwähnen, was er bei anderen zahlen müßte, als sich herausstellte, daß er sie zu billig fand.
    Seither hatte May ununterbrochen geschuftet, um einen angemessenen Gegenwert für das gebotene Geld liefern zu können und, auch wenn keine Zeit für eine komplette Renovierung blieb, aus ihrem gemütlichen Hausboot ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff zu machen.
    »Ich fürchte, ich hab’ keine Zeit mehr, den Namen zu erneuern«, sagte May. Den ganzen Morgen hatten sie damit verbracht, alle beweglichen Teile zu polieren und alle unbeweglichen zu streichen, um jetzt leise keuchend in der Kabine zusammenzubrechen.
    »Nein.« Harriet bereitete sich auf eine erbitterte Debatte vor, als von draußen ein Ruf ertönte.
    »Hausboot ahoi!«
    »Gott sei Dank«, flüsterte Harriet und stürzte zusammen mit May zum Fenster. Auf der anderen Seite des Kanals standen Tom Buckfast, sein Bruder Hugh und sechs kleine Jungen, die alle wie verrückt winkten.
    »Matthew!« Harriet hastete das Boot entlang, überquerte die Shadowfax und sprang an Land wie ein Hund, der einen Hasen jagt. Sie überquerte schon ohne die geringste Vorsicht die Schleuse, als May gerade erst aufs Welldeck hinaustrat.
    Von dort beobachtete sie, wie einer der Jungen hochgehoben und so fest umarmt wurde, daß seine Rippen gefährdet schienen. Sein Gesicht war ganz von Harriets Schulter verdeckt. May wußte, daß Harriet weinte und entschlossen war, es niemanden sehen zu lassen.
    Sie folgte ihr an Land, langsamer und plötzlich nervös. Vermutlich hatte Harriet vergessen, daß sie ihren Gästen erklären sollte, wie man sicher über die Schleuse kam, und daß Kanäle darüber hinaus naß seien und die Unvorsichtigen hineinfallen und ertrinken konnten.
    Mays und Hughs Blicke trafen sich, als Harriet sich zerknirscht bei ihrem Sohn für diesen Gefühlsausbruch entschuldigte. Matthew zuckte die Schultern und lächelte und trug es mit Fassung.
    »Freut mich auch diesmal, Sie kennenzulernen«, sagte May und streckte Tom Buckfast die Hand entgegen, überzeugt, daß er sie auch ohne ihre Verkleidung wiedererkennen würde.
    Er schüttelte ihre Hand herzlich. »Mich auch. Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie diesem wilden Haufen hier für einen Nachmittag Ihr Boot überlassen. Und haben wir nicht einen herrlichen Tag erwischt? Jetzt lassen Sie mich die Jungs vorstellen. Sie werden sich die Namen sowieso nicht merken können, aber es ist eine gute Übung, um festzustellen, ob ich sie noch weiß.«
    Dann stellte er die Jungen nacheinander feierlich vor, und ein jeder schüttelte May und Harriet die Hand. »Miss Sargent ist so freundlich, euch zu einem Ausflug auf ihr Boot

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