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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Tüchtigkeit. Manchmal haßte sie sich dafür, daß sie so oberflächlich war. Jetzt war sie froh, daß sie schauspielern konnte.
    »Guten Morgen, James. Gut geschlafen?«
    Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und bejahte.
    »Ich hoffe, Sie können ein Frühstück zu so unchristlicher Zeit verkraften, aber ich hatte das Gefühl, ich mußte irgendwas tun, um mich für Ihre große Freundlichkeit erkenntlich zu zeigen.«
    James warf einen Blick auf seine Uhr. »Auf einer Farm würde man diese Uhrzeit nicht gerade als früh bezeichnen. Normalerweise frühstücke ich gegen neun, wenn ich mit dem Füttern fertig bin.«
    »Aber ich nehme an, auf Ihrer Farm gehen Sie gewöhnlich auch früher schlafen als um zwei Uhr morgens.«
    »Das ist wahr. Ich mache eine kleine Runde mit Clodagh, nehm’ ein schnelles Bad, und dann kann’s losgehen.«
    »In Ordnung.« Sally wandte sich wieder der Pfanne zu und fragte sich zum einen, ob sie ihm heißes Wasser übriggelassen hatte, zum anderen, ob eine Frau dahintersteckte, daß er erst in den frühen Morgenstunden heimgekommen war.
    »Und wollen Sie diese Wohnung verkaufen?« fragte Sally und mimte das treusorgende Eheweibchen mit der Kaffeekanne in der Hand.
    James nickte, den Mund voller Toast und Marmelade. »Irgendwann mal. Aber ich muß noch ein Weilchen damit warten.«
    »Warum?«
    »Das Testament schreibt es so vor.« Er schluckte. »Ich hatte zwei sehr exzentrische Onkel. Sie waren Zwillingsbrüder und haben einander verabscheut. Der eine hat mir die Farm hinterlassen, die ich sehr liebe. Ich bin für die Art Leben einfach geboren. Der andere, Joshua, der hier gelebt hat, war entschlossen, daß auf gar keinen Fall die Farm, die Onkel Isaac mir hinterlassen hatte, von seinem Vermögen profitieren sollte.«
    »Warum hat er Ihnen dann überhaupt etwas vererbt? Warum hat er nicht alles dem Tierheim vermacht?«
    »Manchmal wünschte ich wirklich, das hätte er. Aber er hatte zu viel Pflichtgefühl, um das Geld außerhalb der Familie zu vererben, also hat er es einfach so eingerichtet, daß die Dinge möglichst schwierig für mich sind.«
    »Er hätte die Wohnung Ihren Schwestern vermachen können, oder?«
    James schüttelte den Kopf. »Sie haben das gesamte Barvermögen bekommen, die Glückspilze, aber Land muß an einen männlichen Erben übergehen, und seien es auch nur ein paar Quadratmeter in Victoria.«
    »Können Sie sie denn überhaupt nicht verkaufen?«
    »O doch, Joshua war ja nicht völlig verrückt. Aber ich muß ein Jahr warten. Er wollte nicht, daß sein Geld verschwendet wird ›an die jämmerliche Scholle Land dieses verdammten Schwachkopfes, der nicht einmal weiß, wie man eine Farm bewirtschaftet‹, das ist ein Zitat. Isaac hatte mit ökologischem Anbau und artgerechter Viehhaltung begonnen, ehe das modern oder profitabel war. Jetzt ist es modern, aber es wird noch ein paar Jahre dauern, bevor es auch etwas abwirft.«
    »Oh. Wieso?«
    »Die Farm ist zu klein, auf dem Land stehen zu viele Hecken, Wildblumen und Cotswold-Bruchsteinmauern, die mich schon allein ein Vermögen an Instandhaltung kosten. Oder das würden sie, wenn ich sie instand hielte.«
    »Aber die Farm könnten Sie doch verkaufen, oder?«
    James schüttelte den Kopf. »Niemals. Sie ist mein Leben.«
    Enttäuschung packte Sallys Herz mit kalten Händen. Sie hätte ihn niemals für sich allein, er war schon mit seiner Farm verheiratet. Und im nächsten Moment ging ihr auf, daß sie die Farm würde in Kauf nehmen müssen, wenn sie James haben wollte. »Ich fand immer, das Leben auf dem Land hat etwas Faszinierendes«, sagte sie ermutigend. »Aber ich komme zu selten aus der Stadt heraus.«
    James sah sie unverwandt an. »Das Landleben besteht nicht nur aus flauschigen Küken und niedlichen Lämmern, wissen Sie. Es besteht hauptsächlich aus Morast und eisigem Wind.«
    »Auch im Sommer?«
    James’ Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, das mehr Ironie als Humor zu enthalten schien. »Ich fürchte, ja.«
    Sally bemerkte, daß er seinen Toast aufgegessen hatte, und sprang auf, ehe er ihre Unterhaltung beenden konnte. »Noch Toast?«
    »Nein, danke. Was ist mit Ihnen? Sie haben so gut wie nichts gegessen.«
    Sally hatte immer Mühe zu essen, wenn sie aufgeregt war, und trotzdem hatte sie heute morgen mehr zum Frühstück heruntergewürgt als an jedem anderen Tag in den letzten zwei Jahren. »Nein, ich bin auch satt. Dann mach’ ich mich an den Abwasch.«
    Er widersprach nicht. »Das wäre sehr nett.

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