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Wilde Schafsjagd

Wilde Schafsjagd

Titel: Wilde Schafsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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herauszufinden, du konzentrierst dich auf die Züchter. Du weißt, worum es geht? Jeder noch so kleine Hinweis ist wichtig. Alles ist besser, als blindlings ganz Hokkaido nach der berühmten Stecknadel zu durchpflügen.«
    »Schon klar, lass mich nur machen.«
    »Gut, wir treffen uns dann heute Abend im Hotelzimmer.«
    »Mach dir nicht so viele Gedanken!«, sagte sie und setzte ihre Sonnenbrille auf. »Bestimmt ist alles ganz einfach.«
    »Hoffentlich!«, sagte ich.
    Nichts war einfach. Ich besuchte das Fremdenverkehrsamt der Präfekturverwaltung, fragte bei Touristeninformationen, Reisebüros und Wandervereinen an – kurz, ich klapperte alle möglichen Stellen ab, die irgendetwas mit Tourismus und Bergen zu tun hatten. Aber niemand kannte das Massiv auf dem Foto.
    »Der Berg sieht zu gewöhnlich aus«, sagten sie. »Und außerdem zeigt das Bild nur einen kleinen Ausschnitt davon.«
    Alles, was die Plackerei des ganzen Tages erbracht hatte, war die Erkenntnis, dass es schwer ist, Namen von Bergen herauszufinden, die keine besonderen Merkmale besitzen und von denen man nur einen Ausschnitt sehen kann.
    Zwischendurch ging ich in eine Buchhandlung, besorgte mir eine Landkarte von Hokkaido sowie ein Buch mit dem Titel Hokkaido, deine Berge , setzte mich in ein Café und las es bei zwei Ginger Ale durch. Hokkaido hat unglaublich viele Berge, und alle haben ähnliche Farben und Formen. Ich verglich jeden Berg auf den Abbildungen im Buch mit dem auf Rattes Foto, aber schon nach zehn Minuten bekam ich Kopfschmerzen. Erstens machten die im Buch abgebildeten Berge nur einen winzigen Bruchteil aller Berge Hokkaidos aus. Und zweitens begriff ich, dass man nur den Blickwinkel ändern musste, um völlig verschiedene Eindrücke von ein und demselben Berg zu bekommen. »Der Berg lebt!« schrieb der Autor im Vorwort. »Mit jedem Blickwinkel, jeder Jahres- und Tageszeit oder auch nur der Seelenlage des Betrachters kann sich der Anblick eines Berges vollkommen ändern. Deshalb müssen wir uns damit abfinden, dass wir immer nur einen Teil, ein Bruchstück von ihm begreifen können.«
    »Na großartig«, platzte es aus mir heraus. Dann nahm ich – im vollen Bewusstsein ihrer Sinnlosigkeit – meine Arbeit wieder auf, endete aber um Schlag fünf auf einer Parkbank, um mit den Tauben Maiskolben zu essen.
    Die Recherchen meiner Freundin waren zwar qualitativ besser, aber im Endeffekt ebenso wenig zu gebrauchen. Bei einem bescheidenen Abendessen in einem kleinen Restaurant hinter dem Delfin tauschten wir die Ergebnisse dieses ersten Tages aus.
    »Im Amt für Viehzucht der Präfekturverwaltung wussten sie kaum Bescheid«, sagte sie. »Als Zuchttier hat man das Schaf nämlich schon aufgegeben. Es lohnt sich nicht. Zumindest nicht für Massenhaltung.«
    »Es gibt also weniger. Das macht die Sache leichter.«
    »Das nicht gerade. Wenn die Schafzucht nämlich blühte, gäbe es auch unabhängige Vereinsaktivitäten der Züchter, und auf dieser Basis könnten die Ämter die Daten genau erfassen. Aber in einer Situation wie dieser weiß man kaum über die vereinzelten kleinen und mittleren Schafzuchten Bescheid. Die Bauern halten ein paar Schafe, so wie sie Hunde oder Katzen halten. Ich habe zwar Namen und Adressen von zirka dreißig gemeldeten Züchtern bekommen können, aber das sind vier Jahre alte Daten, und in vier Jahren sind Veränderungen nur zu wahrscheinlich. Die japanische Landwirtschaftspolitik dreht sich nämlich alle drei Jahre um mindestens hundertachtzig Grad.«
    »Na großartig!«, seufzte ich in mein Bier. »Wir sitzen ganz schön in der Klemme. Erst die Erkenntnis, dass es auf Hokkaido über hundert Berge gibt, die kaum voneinander zu unterscheiden sind, und jetzt erfahre ich, dass über die Schafzüchter auch so gut wie nichts bekannt ist.«
    »Es ist erst ein einziger Tag vergangen. Wir stehen gerade am Anfang!«
    »Deine Ohren haben nicht zufällig eine Eingebung bekommen?«
    »Nein, bis jetzt nicht«, sagte sie, schob ein Stück gedünsteten Fisch in den Mund und trank einen Schluck Miso-Suppe. »Ich weiß auch, warum. Eingebungen bekomme ich nämlich nur dann, wenn ich am Ende bin oder in einem seelischen Tief stecke. Und beides ist momentan nicht der Fall.«
    »Der Rettungsring wird also nur dann geworfen, wenn du schon fast ertrunken bist.«
    »Genau. Ich bin vollkommen zufrieden mit unserer Situation hier, und solange ich zufrieden bin, kommt keine Eingebung. Wir müssen das Schaf schon selbst finden.«
    »Das begreife

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