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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Knochen nicht so weh tun. Die Sonne fiel flach durch das kleine Fenster auf das Auto, in das sich Monique auf den ersten Blick verliebt hatte, als er es ihr damals zum zweiten Hochzeitstag geschenkt hatte.
    Das ist viel zu teuer, Michel, hatte sie ausgerufen und sich sofort strahlend hinter das Steuer gesetzt. So ein hübscher kleiner Sportwagen war schon immer ihr Traum gewesen. Michel hatte das gewusst, und als er in der Zeitung eine Anzeige gesehen hatte, in der das Auto zum Verkauf gestanden hatte, hatte er nicht gezögert und das Auto für Monique gekauft. Einen Sommer lang war sie stolz und vergnügt mit dem Cabrio gefahren. Sie hatte ihn, wenn er Landurlaub hatte, zu Spritztouren mit Picknick und allem Drum und Dran eingeladen. Michel konnte einen wehmütigen Seufzer nicht unterdrücken, als er an die Ausflüge dachte, die sie zusammen unternommen hatten. Wie gut es ihnen gegangen war. Wie glücklich sie gewesen waren. Und so sicher, dass ein wunderbares Leben vor ihnen lag.
    Als das Ende über sie hereingebrochen war, hatte Monique sich geweigert, das Auto mitzunehmen. Nichts, gar nichts hatte sie von Michel haben wollen. Nicht den schönen alten Schrank, den sie gemeinsam gekauft hatten, nicht den Sessel, in den sie sich immer mit ihrem Baby zu Stillen gekuschelt hatte. Nichts. Das Kapitel war abgeschlossen. Es sollte nichts geben, was sie daran erinnerte. Auch nicht das kleine Auto. Ein paarmal hatte Michel in den folgenden Jahren daran gedacht, das Auto zu verkaufen. Das Interesse an Oldtimern wuchs ständig. Er hätte einen guten Preis dafür erzielen können. Doch er hatte es nicht über sich gebracht. So hatte das kleine Auto in der Garage einen Dornröschenschlaf gehalten. Aus dem er es jetzt wecken wollte. Ob er Marie erzählen würde, dass das Auto ihrer Mutter gehört hatte, hatte er noch nicht entschieden. Erst wollte er es auf Vordermann bringen. Alles andere würde er später entscheiden. Es war gut, dass das Café heute Ruhetag hatte. So konnte er den ganzen Tag in der Garage verbringen und würde heute Abend vielleicht schon wissen, wann er Marie das Auto würde schenken können. Bevor er mit der Arbeit anfing, musste er aber unbedingt einen Kaffee haben und sein unvermeidliches Frühstückscroissant. Das mit der Schokoladenfüllung, das die Bäckerin in der Rue Lumière so unvergleichlich gut machte. Es würde ein guter Tag werden, das wusste er.
    Das war ja ihr Vater! Einen Moment lang wunderte Marie sich, als sie ihren Vater aus der kleinen Querstraße kommen sah. Einen Coffee-to-go in der Hand und eine kleine Tüte, in der sich sicher das Schokocroissant befand, das er so liebte. Dass er sich ein Frühstück bei Madame Souril geholt hatte, wunderte sie nicht. Das machte er öfter, wie er ihr verlegen gestanden hatte, als sie ihn eines Morgens mit dem Schokoladenhörnchen erwischt hatte.
    Â»Ich geb es zu, es ist nicht besonders männlich, aber ich steh nun mal auf diese süßen Dinger.« Michel hatte sie angesehen wie ein Schuljunge, den man beim heimlichen Rauchen ertappt hatte. Marie musste bei der Erinnerung an diesen Moment lächeln. Wie sehr sich Männer immer bemühten, stark und männlich zu wirken. Ihre Schritte wurden schneller. Vielleicht konnte sie ihn jetzt gleich nach Leon fragen. Und ihm von ihrem Verdacht erzählen. Als sie seinen Namen rief, hatte Michel gerade die Tür zur Garage geöffnet.
    Â»Marie? Was machst du denn hier um diese Zeit? Wir haben Ruhetag, da könntest du doch ausschlafen!«
    Er wollte die Tür schließen, doch Marie stand schon neben ihm.
    Â»Und du? Was hast du in diesem Schuppen versteckt? Schmugglerware vielleicht?«
    Ehe er sich’s versah hatte Marie die Tür aufgedrückt.
    Â»Nicht. Das ist nicht für deine Augen bestimmt, Marie. Jedenfalls jetzt noch nicht. Es soll einen Überraschung werden.«
    Â»Aber das ist ja … Papa, das ist ja ein Peugeot 403.«
    Er konnte sich nicht erklären, wieso sie ihn so erschrocken ansah.
    Â»Jetzt, nachdem du ihn gesehen hast, kann ich es dir auch erzählen.« Er war enttäuscht, weil sie ihm mit ihrer Neugier seine Überraschung kaputtgemacht hatte. Aber wenn sie das Auto nun schon gesehen hatte, konnte er ihr auch erklären, was es damit auf sich hatte.
    Â»Ich habe das Auto vor vielen Jahren deiner Mutter geschenkt. Ich wollte es jetzt …« Er brach ab, als er den

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