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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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Hielt sie ihn für verrückt? Er konnte nicht weiterdenken. Hatte er es versaut?
    Â»Entschuldigung, ich wollte dich nicht so überrumpeln. Tut mir leid. Aber ich musste dir das endlich sagen. Ich hab mich schon im allerersten Augenblick in dich verliebt, damals, als wir uns am Strand getroffen haben. Seitdem denke ich Tag und Nacht an dich.« Er konnte nichts dagegen tun. Die Erklärungen und Geständnisse rasselten wie von selbst aus seinem Mund.
    Sie musste ihn für anmaßend halten. Wie konnte er auch nur denken, dass eine Frau wie Marie an ihm Interesse haben könnte? Sie, die an jedem Finger fünf Verehrer haben konnte und wahrscheinlich auch hatte – sie hatte doch nicht auf einen Surfer gewartet, der nichts im Leben zustande gebracht hatte, als bretonischer Meister zu werden. Sag was, Marie, flehte es in ihm. Sag, dass du mich auch liebst. Dass du dein Leben mit mir verbringen willst. Sag es. Oder sag, dass du dich freust, aber noch etwas Zeit brauchst. Nur sag endlich etwas. Etwas, das mir Hoffnung macht.
    Â»Guten Morgen, Caspar. Ist Leon in seinem Büro?« Caspar wurde blass vor Wut. Seine Mutter. Wie konnte sie es wagen, in diesem Augenblick aufzutauchen?
    Â»Er ist heute Nacht nicht zu Hause gewesen.«
    Sie öffnete die Tür zu Leons Büro. Und blieb stehen. Marie sah, wie ihr Rücken sich versteifte.
    Â»Er wird einen Termin haben. Ich versteh nicht, wieso du dich so aufregst.« Caspars Stimme hatte einen deutlich aggressiven Unterton. »Willst du ihn vielleicht auch kontrollieren?«
    Als in der kühlen Stille, die plötzlich entstanden war, ein Handy zu klingeln begann, wusste Marie sofort, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Und als Claire einen Moment später stumm in die Knie ging, war sie bereit, sie aufzufangen. Es ging weiter. Die Schneise, die das Schicksal in das Leben der Menschen in Concarneau zu schlagen beschlossen hatte, wurde immer breiter.

Sechstes Buch –
DER STURZ

1
    Im Hafen herrschte die bedrückte Stimmung einer Beerdigung, als Leons Yacht von einem Schlepper der Wasserschutzpolizei langsam kieloben in das Hafenbecken gezogen wurde. Die kleine Menschenmenge, die sich schnell gebildet hatte, stand still und betroffen am Kai. Das war doch Leon Menecs Boot. Es gab niemanden, der die elegante Yacht nicht sofort erkannte. Was war geschehen? Und vor allem, wo war Leon?
    Die Menge teilte sich, als Claire zusammen mit Caspar und Marie aus dem Auto stieg und zum Kai kam. Claire war totenblass. Ihr Blick war starr, ihre Bewegungen waren langsam. Es schien, als wäre sie in Trance.
    Â»Was ist mit meinem Mann?« Es klang wie ein verzweifelter Aufschrei. »Wo ist Leon? Haben Sie ihn gefunden?«
    Â»Es tut mir leid, Madame Menec.« Die Stimme von Jean Matter klang bedrückt. »Unsere Taucher haben das Boot untersucht, aber von Ihrem Mann gibt es keine Spur. Wir müssen leider davon ausgehen, dass er bei dem Sturm über Bord gegangen ist.« Der Leiter der Wasserschutzpolizei wünschte, er könnte Claire Menec irgendetwas Tröstendes sagen. Aber ihm war, genauso wie allen anderen, die das traurige Schauspiel beobachteten, klar, was der Fund der gekenterten Yacht zu bedeuten hatte. Leon Menec musste ertrunken sein. Zwanzig Seemeilen vor der Küste in einem Sturm mit Windstärke zehn und meterhohen Wellen über Bord zu gehen, das war ein Todesurteil. Selbst geübte Schwimmer hatten keine Chance, so einen Unfall zu überleben.
    Â»Haben Sie die Suche nach ihm schon eingeleitet? Vielleicht treibt er bewusstlos irgendwo. Vielleicht ist es ihm gelungen, sich mit dem Rettungsring über Wasser zu halten. Es kann nicht sein, dass Leon tot ist. Das kann einfach nicht sein.«
    Keiner wagte es in diesem Moment, Claire zu sagen, dass die Rettungsringe alle vollständig an Bord gefunden worden waren. Es gab nichts, woran Leon sich hätte klammern können.
    Â»Wieso ist er überhaupt hinausgefahren?« In dem Moment, in dem Marie diese Frage durch den Kopf ging, stellte sie jemand aus der Menge. Ja, wieso war Leon nach so vielen Jahren, in denen er die Yacht nicht einmal betreten hatte, geschweige denn mit ihr gesegelt war, hinausgefahren?
    Â»Ist es denn sicher, dass er überhaupt an Bord war?« Claire klammerte sich plötzlich an die Idee, dass Leon das Schiff vielleicht gar nicht gesteuert hatte. Vielleicht hatte jemand in der Nacht die Yacht gestohlen? Vielleicht war der Dieb im

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