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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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herumgedrückt hätte, statt ihre Gäste zu bedienen?« Sie lachte. Caspar wollte in ihren Augen versinken. Diese wunderschönen Brombeeraugen. Wie sehr er sie liebte.
    Â»Ich lasse uns einen Kaffee bringen, während du auf Papa wartest. Ich hab dir eine Menge zu erzählen.«
    Er ließ sie in Célines Büro. Und wünschte sich in dem Moment, als Marie es betrat, dass er die Energie gefunden hätte, Célines Möbel endlich hinauszuwerfen und das Büro nach seinem Geschmack einzurichten. Marie sollte ihn für einen Mann der Tatkraft und der Energie halten. Nicht für einen, der sich ideenlos in den Habseligkeiten einer toten Druidin bewegte.
    Â»Ich bin noch nicht dazu gekommen, Célines Möbel auszuräumen.«
    Er unterbrach sich erschrocken. War es opportun, von Céline zu reden? Jetzt, da Michel verhaftet worden war, weil man ihn verdächtigte, sie getötet zu haben?
    Â»Sorry, ich wollte nicht … Also, ich meine, ich … ich glaube nicht, dass Michel es war. Maître Jumas hat sicher schon Haftbeschwerde eingelegt und …«
    Â»Mein Vater hat ein Geständnis abgelegt.«
    Caspars Erstaunen wäre nicht größer gewesen, wenn Marie ihm erzählt hatte, dass Michel zum französischen Staatspräsidenten gewählt worden sei. Aber das war ja wunderbar. Ganz großartig! Wenn Michel im Knast blieb, gäbe es für Marie keine Veranlassung mehr, hierbleiben zu wollen. Im Gegenteil, sicher war sie furchtbar enttäuscht von ihrem Vater. Bedrückt. Vielleicht sogar verzweifelt. Sie würde sich verraten fühlen. Verlassen. Einsam. Und er, Caspar, würde sie trösten. Und ihr eine neue, aufregende Perspektive für ihr Leben bieten.
    Â»Das tut mir leid. Michel war es wirklich? Das kann ich kaum glauben. Marie! Das ist ja schrecklich.« Seine Stimme klang mitleidig.
    Â»Wenn ich etwas für dich tun kann …«
    Alles würde er für sie tun. Es würde das Glück seines Lebens sein, Marie jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Sie musste es nur sagen.
    Â»Das ist lieb von dir. Aber ich fürchte, der Einzige, der Michel helfen kann, ist dein Vater.«
    Als hätte sie einen Kübel mit Eiswasser über ihm ausgegossen. Sie wollte seine Hilfe nicht? Aber er hatte doch nicht davon geredet, dass er Michel helfen wollte. Sollte der ruhig im Knast versauern.
    Â»Ich weiß nicht, wieso er das Geständnis abgelegt hat, aber ich bin mir sicher, dass er es nicht getan hat!«
    In Caspar schrie es auf. Wieso glaubst du das nicht? Er war es. Er musste es gewesen sein. Es passte so gut.
    Â»Ich bin sicher, Vaters Anwalt wird ihm helfen. Mach dir keine Sorgen.« Wie verständnisvoll er klingen konnte. Wie viel Mitgefühl er in seine Augen legen konnte. Sie musste doch spüren, dass er nichts anderes wollte, als dass es ihr gut ging.
    Â»Sag mal, was weißt du eigentlich von dieser Katastrophe damals? Dem Untergang der Helena? « Es gelang Caspar gerade noch, seinen Schrecken zu verbergen. Wie kam sie auf die Helena ?
    Â»Nicht viel. Nur dass sie abgesoffen ist mit Mann und Maus. Oh entschuldige, dein Vater war ja der Kapitän. Wieso willst du das wissen? Das ist so lange her.«
    Marie spürte diese plötzliche Unruhe in Caspar. Der jetzt aufgesprungen war und in den Gang rief, dass er bitte zwei Kaffee haben wolle. Der jetzt im Büro herumlief und sie nicht richtig ansehen konnte. Dabei wusste sie gar nicht genau, wieso sie ihn überhaupt gefragt hatte. Caspar war zum Zeitpunkt der Katastrophe noch gar nicht geboren gewesen. Sicher, das eine oder andere mochte er aufgeschnappt haben als Kind.
    Â»Fünfundzwanzig Jahre. Es jährt sich dieses Jahr zum fünfundzwanzigsten Mal. Hast du eigentlich jemals diese Schreie gehört?«
    Â»Du meinst, dieses Pfeifen, das der Wind macht, wenn er sich in den Felsen fängt?« Caspar bekam sofort eine Gänsehaut. Aber es war nur eine Erinnerung an die Tage, als die alten Fischer sich an seinem Schrecken geweidet hatten, wenn er die Schreie hörte. Ausgelacht hatten sie den zarten blonden Jungen. Sie hatten ihm Angst machen wollen, als sie erzählten, dass es die Seelen der Toten waren, die um Erlösung flehten. Wie viele Nächte war er schweißgebadet aufgewacht, weil er die durchsichtig grünen Wasserleichen gesehen hatte, die auf dem Meeresgrund im Wrack der Helena gefangen waren. Die Wellen waren durch die leeren

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